Wolf hinter Weidezaun

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Wolfsmanagement: Europaweite Maßnahmen gefordert

Die Präsentation einer Boku-Studie nahmen Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig und Tirols LH-Stellvertreter Josef Geisler in Wien zum Anlass, einen Ausblick über das weitere Vorgehen bei der Regulierung von Wolfspopulationen zu geben.

Dass sich der Wolf in Europa wohlfühlt ist hinlänglich bekannt. Laut Angaben des Landwirtschaftsministeriums werden seit Beginn des Jahrtausends jährliche Zuwachsraten von bis zu 30 Prozent erreicht. 2023 wurden europaweit 21.500 Wölfe gezählt. „Aus allen Himmelsrichtungen können Wölfe nach Österreich einwandern“, weiß Wildbiologin Jennifer Hatlauf, Hauptautorin der Studie „Projekt Lebensraum- und Konfliktpotentialmodell für den Wolf in Österreich“.

Viele Fragen harren der Beantwortung.

Jennifer Hatlauf

Boku University

Mit der zunehmenden Verbreitung des Wolfs steht die traditionelle Weidewirtschaft im Alpenraum vor größten Herausforderungen. Im Vorjahr wurden in Österreich 340 Weidetiere von Wölfen gerissen, heuer waren es allein bis August bereits 224, der überwiegende Anteil davon Schafe. 56 Tiere wurden durch Wolfsangriffe bisher verletzt. „Viele Fragen harren der Beantwortung“ so die Boku-Wissenschafterin. Genau hier setze die neue Studie an, die BauernZeitung berichtete. Im Auftrag des Ministeriums hat die Universität für Bodenkultur wissenschaftlich fundiert untersucht wo der Wolf in Österreich rein ökologisch gesehen geeignete Lebensräume findet und wo diese Flächen gleichzeitig vom Menschen und von Nutztieren genutzt werden, sodass Konflikte entstehen können.

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Hatlauf, Totschnig und Geisler (v.l.) erklärten unisono, dass Herdenschutz allein zur Lösung des Problems nicht genüge.

„Die vorliegende Studie ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einem funktionierenden und wissenschaftlich gut abgesicherten Wolfsmanagement in Österreich“, erklärte Landwirtschaftsminister Totschnig. Dort, wo der Wolf für Konflikte sorge, bedarf es „praktikabler Lösungen“ um die Balance in der Kulturlandschaft aufrechtzuerhalten. Totschnig: „Am Ende braucht es ein aktives Management.“ Die Absenkung des Schutzstatus laut Berner Konvention und Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie seien erste notwendige Schritte gewesen. Nun gehe es um die Feststellung des günstigen Erhaltungszustands, welche die Basis für Regulierungsmaßnahmen sei. Der Minister hat zu diesem Zweck bereits eine weitere Studie beauftragt: „Auf nationaler Ebene wird ein aktives Wolfsmonitoring ausgehend von Niederösterreich umgesetzt.“

Erhaltungszustand EU-weit relevant

Tirols LH-Stellvertreter Josef Geisler warnte indes vor einer allzu regionalen Betrachtung: „Der Wolf kennt keine Landesgrenzen. Darum braucht es beim Management auch eine gemeinsame, überregionale Herangehensweise.“ Im dicht besiedelten Gebiet sei das Konfliktpotenzial schlicht zu groß, in anderen Regionen Europas wäre aber wohl Platz für das Großraubtier, so Geisler und forderte: „Im Grunde braucht es eine europaweite wildökologische Raumplanung, die auch den Lebensraum des Wolfes berücksichtigt.“ Ein europaweites Management ist Ministeriumsangaben zufolge auch im Hinblick auf die jüngste EU-Judikatur von Nöten. Demnach darf eine Art nicht allein anhand der nationalen Gesamtpopulation bewertet werden. Vielmehr sei der Erhaltungszustand auf der Ebene der EU-Mitgliedstaaten zu betrachten.

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