Rosé Kälber
Rosè-Kälber werden auf Einstreu gehalten und in den ersten zwölf Lebenswochen mit Milchaustauscher getränkt. Zusätzlich gibt es Eiweiß- Kraftfutter sowie Futterstroh und Maissilage, jedoch keine Grassilage.

Österreichs Selbstversorgungsgrad mit Rind- und Kalbfleisch, von der Statistik Austria zumeist gemeinsam ausgewiesen, kratzte im Vorjahr an der 150-Prozent-Marke. Autonomie gesichert, möchte man meinen. Tatsächlich stammten 2022 aber 86 Prozent des hierzulande verbrauchten Kalbfleischs aus der EU, allen voran aus den Niederlanden (mit gut einem Drittel Marktanteil der Platzhirsch am Kalbfleischmarkt), welches im Gegenzug kräftig Kälber importiert. Auch aus Österreich. „Unser Selbstversorgungsgrad mit Kalbfleisch liegt bei etwa 40 Prozent“, weiß Thomas Maurovich, der selbst sein Geld mit importiertem Kalbfleisch aus Holland verdient. Als Geschäftsführer des Fleischzerlegebetriebes „Astro Kalb“ setzte er im Vorjahr damit über 39 Mio. Euro um. Allerdings nicht nur damit. Der Niederösterreicher ist auch einziger Verarbeiter des AMA-Gütesiegel-Produkts „Kalb Rosé Austria“.

Gut 2 Jahre Kalb Rosé aus Österreich

Das Projekt war 2020 entstanden, als Lebendtiertransporte zunehmend unter medialen Beschuss gerieten. Maurovich erhielt damals Besuch von der ORF-„Am Schauplatz“- Redaktion. „Danach habe ich mich der Landwirtschaft als Hilfe bei der Vermarktung angeboten“, so der Unternehmer. Mit der ARGE Rind fand er einen starken Partner auf Seiten der Bauern. Denn Bestrebungen zur Realisierung einer breiter aufgestellten Kälbermast auch in Österreich gab es zu diesem Zeitpunkt bereits. „Erste Verkostungen von Kalb Rosé aus Kärnten waren zwar noch nicht das, was der Markt verlangte, aber wir wollten es probieren“, erinnert sich der Fleischhändler.

Die Rosé-Mast erfolgt nämlich anders als die klassische Weißmast. Während Weißmast-Kälber ihr Schlachtgewicht ausschließlich durch eisenarme Milchaustauscher-Rationen erreichen, wird in der Rosé-Mast auch Maissilage und Kraftfutter eingesetzt. Das Fleisch erhält so einen zartrosa Farbton. Als „neues Kalbfleischerlebnis“ bewirbt die ARGE Rind als Markeninhaber das Projekt. Begonnen hat man im August 2020 mit etwa acht Tonnen Kalb Rosè, im Jahr darauf wurde bereits mehr als die vierfache Menge abgesetzt. „Im Vorjahr waren es schon 3.500 Kälber“, berichtet Maurovich. „Ab September 2021 war das AMA Gütesiegel mit von der Partie.“

Produktqualität steigt laufend

Gesteigert wurde nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität. „Die Landwirte haben sich viel Knowhow in Sachen Kalb Rosé ins Land geholt“, sagt Maurovich. Selbst der Eisengehalt des Tränkewassers wurde mittlerweile als Einflussfaktor für die Fleischfarbe ausgemacht. Diese sei nämlich nach wie vor entscheidend für die Vermarktung. Klassifizierer beurteilen es anhand einer mehrstufigen Farbskala. „2021 hatten wir knapp ein Drittel in der dunkelsten Fleischfarbe 6. Mittlerweile sind es nur noch fünf Prozent. Das Gros der Ware ist heute zwischen 5 und 4 verortet“, bilanziert der Kalbfleisch-Profi. Der EU-Durchschnitt für Kalbfleisch liegt zwischen Farbton 2 und 4. Angepeilt wird auch ein Schlachtgewicht von mehr als 100 Kilogramm sowie Fettklasse 2 bis 4 und Handelsklassen E, U, R, und O.

Abnahmegarantie für Produzenten

Mittlerweile produzieren 47 Höfe in Nieder-, und Oberösterreich sowie in Kärnten, der Steiermark und Tirol Kälber für das Qualitätsprogramm. Diese werden möglichst regional in vier Schlachthöfen geschlachtet und von Astro Kalb zu 60 verschiedenen Artikeln veredelt. Hauptabnehmer seien der Großhandel und die Gemeinschaftsverpflegung. Am Vormarsch ist der Online-Absatz. Im klassischen Lebensmitteleinzelhandel ist Kalb Rosé Austria noch nicht gelistet. Maurovich: „Weil uns die Mengen fehlen.“ Daher laute das Ziel für heuer: 4.500 geschlachtete Kälber. Ob Kalb Rosé Austria irgendwann alle Holland- Importe ersetzen kann? „Nein, ganz verdrängen werden wir es wohl nie. Aber mehr Wertschöpfung soll hier im Land bleiben.“

„Wir bieten eine Abnahmegarantie mit Jahresfixpreis.”
– Josef Fradler

Nicht nur die Vermarkter zeigen sich mit den Margen zufrieden, wirtschaftlich scheint es sich auch für die Bauern zu rechnen. ARGE Rind-Obmann Josef Fradler: „Wir bieten eine Abnahmegarantie mit Jahresfixpreis. Dieser liege derzeit jenseits der 5 Euro. Plus Zuschläge für höhere Qualitäten.“ Den Basispreis könne er für heuer garantieren, bestätigt auch Maurovich. Die Nachfrage übersteige das Angebot nach wie vor bei Weitem. Weitere Kälbermast-Interessenten für Kalb Rosé Austria werden daher gesucht.

argerind.at

astrokalb.at/kalb-rose/

- Bildquellen -

  • Rosé Kälber: CHICCODODIFC - STOCK.ADOBE.COM
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AUTORClemens Wieltsch
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