Mähdrescher bei der Maisernte

Copyright © agrarfoto.com

Ackerbau: Zwischen Ertragsrekorden und Preisrealitäten

Hohe Erträge erfreuen, niedrige Preise belasten – Oberösterreichs Ackerbauern erleben abermals ein wirtschaftlich herausforderndes Jahr.

Die oberösterreichischen Ackerbauern konnten sich heuer bei allen Kulturen über Spitzen-Erträge freuen. Einen Gutteil dazu hat der günstige Witterungsverlauf beigetragen. Die Herbstkulturen – inbesondere Mais, Sojabohne und Zuckerrüben – konnten sich im warmen Juni und dem niederschlagsreichen Juli über den Sommer optimal entwickeln. „Das Wetter hätte besser nicht sein können. Die Mengen begeistern“, betont Pflanzenbaudirektor Helmut Feitzlmayr.

„Außergewöhnlich hohe Maiserträge“

Beim Körnermais konnten im gesamten Bundesland „außergewöhnlich hohe Erträge“ erzielt werden – vielerorts liegen diese sogar auf Rekordniveau: „Mittlerweile sind 60 Prozent geerntet und wir rechnen heuer mit einem Durchschnittsertrag von circa 12,1 Tonnen pro Hektar. Das entspricht einem Plus von etwa elf Prozent gegenüber dem langjährigen Mittel“, so der Pflanzenbaudirektor.

Kehrseite der Medaille: Durch die größere Erntemenge, auch als Folge der heurigen Flächenausweitung, stehen die Preise aktuell noch stärker unter Druck als ohnehin jedes Jahr zur Haupternte. Für Trockenmais werden je nach Region Preise um 170 Euro netto pro Tonne genannt. Der Zitronensäurehersteller Jungbunzlauer bietet momentan für Nassmais 126 Euro netto pro Tonne, ebenso die wie die Agrana Stärke GmbH (Stand: Anfang Oktober). Laut Feitzlmayr liegt der Deckungsbeitrag demnach bei Nassmais um die 900 Euro und bei Trockenmais zwischen 500 und 600 Euro pro Tonne.

Soja: „Erträge sehr zufriedenstellend"

Auch die Sojabohne habe heuer enorm von den günstigen Witterungsbedingungen profitiert. Die Ernte begann Mitte September und im Durchschnitt prognostiziert die Landwirtschaftskammer 3,7 Tonnen pro Hektar. Spitzenerträge liegen sogar bei circa 5,5 Tonnen: „Das ist ein sehr gutes Ertragsniveau. Im Durchschnitt liegt der Deckungsbeitrag um die 700 Euro pro Hektar“, so Feitzlmayr. Während für Soja im Frühjahr noch Kontraktpreise von circa 400 Euro pro Tonne netto geboten wurden, sind die Preise zur Ernte etwas gefallen und liegen aktuell bei 370 bis 390 Euro pro Tonne.

Rübe: Weniger Fläche, aber gute Erträge

Die Zuckerrübe hatte heuer in manchen Regionen einen schwierigen Start. Stärkere Niederschläge Ende März führten in manchen Anbaugebieten zu einer Verkrustung der Böden, was die Jugendentwicklung erheblich erschwerte. In der Folge mussten 20 Prozent der Fläche (circa 1000 Hektar) wegen Verschlämmung nachgebaut werden. „Ein so hoher Anteil an Wiederanbau wurde seit Jahrzehnten nicht mehr verzeichnet – das ist ein trauriger Rekord“, erklärt Feitzlmayr.

Bislang wurde circa ein Drittel der Zuckerrüben geerntet. In Oberösterreich wird mit einem durchschnittlichen Ertrag von circa 94 Tonnen pro Hektar gerechnet. Der Zuckergehalt dürfte im Schnitt voraussichtlich bei circa 16,7 Prozent liegen. Da der Rübenpreis für die heurige Ernte vom Zuckerverkaufserlös zwischen Oktober 2025 und September 2026 ab- hängt, werde dieser erst in den nächsten Monaten genauere Konturen annehmen

Ölkürbis regional sehr unterschiedlich

Der Ölkürbis profitiert weiter­hin von stabilen Marktpreisen und einer guten Nachfrage nach regionalem Kürbiskernöl. Die Anbaufläche konnte in Oberös­terreich heuer um 26 Prozent auf 1680 Hektar zulegen. Im Schnitt wird ein Ertrag von 1000 Kilo pro Hektar erwartet. „Damit liegt das Niveau leicht über dem Vorjahr. Allerdings zeigen sich deutliche regionale Unterschiede“, erklärt Feitzlmayr.

Ackerbau wirtschaftlich stark unter Druck

Trotz der erfreulichen Ertrags­ergebnisse verfallen die heimi­schen Ackerbauern angesichts der aktuell angespannten Preissituation nicht in Jubelstimmung. „Oberösterreich zählt mittlerweile zu den stärksten Ackerbaustandorten in der EU und unsere Betriebe haben im internationalen Vergleich eine hohe Eigenkapitalausstattung. Wir appellieren daher an un­sere Ackerbauern die aktuelle Talsohle durchzuhalten“, betonte Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger. Wie lange diese Phase noch anhalten werde, könne man jedoch momentan noch nicht sagen: „Ich sehe derzeit kein Licht am Ende des Tunnels. Mit diesen Preisen kann man langfristig nicht produzieren“, gibt Feitzlmayr zu bedenken.

„Bio rechnet sich heuer gut“ – Einstieg möglich

Dagegen rechne sich Bio heuer gut. Bei Soja liegen die Erträge im Schnitt bei drei Tonnen pro Hektar – der Preis dürfte sich Schätzungen zu Folge bei circa 800 Euro netto pro Tonne einpendeln – das ist mehr als das doppelte im Vergleich zu konventioneller Ware. Und auch bei Bio-Körnermais gibt es erste positive Preiseinschätzungen. Diese liegen zwischen 320 und 330 Euro netto pro Tonne. „Ein Einstieg in biologische Bewirtschaftung ist heuer noch möglich“, so Waldenberger.