Behandlung von Problemunkräutern

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Pflanzenschutz im Herbst: Das gilt im Getreide

Die Herbst-Unkrautbekämpfung in Wintergetreide hat sich in den letzten Jahren als sichere Maßnahme erwiesen. So verspricht die Herbizidanwendung Erfolg.

In Wintergerste, Winterroggen, Wintertriticale und auch in früh angebautem Winterweizen ist die Herbstanwendung in vielen Gebieten heute eine Standardmaßnahme geworden. Die Verteilung von Arbeitsspitzen, die meist gute Befahrbarkeit der Felder, ein aktives Resistenzmanagement und die gezielte Bekämpfung von schwer bekämpfbaren Ungräsern sind gute Argumente dafür. Bei der Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz und Weidelgras gibt es zur Herbstbehandlung kaum eine wirkungsvolle Alternative. Bei extremem Druck wird aber sogar eine Spritzfolge, Herbstbehandlung gefolgt von Frühjahrsbehandlung, notwendig sein. Die Erfahrungen aus den vergangenen Jahren bestätigen, dass eventuelle Korrekturen im Frühling so zeitig wie möglich gemacht werden müssen, um noch vernünftige Wirkungen zu erzielen.

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Eine sorgfältige mechanische oder chemische Beseitigung der sogenannten „Unkrautstöcke“ aus der Vorfrucht beugt Resistenzen vor.

Nur hohe Wirkungsgrade führen zum Ziel

Bei Windhalm hat die Herbstanwendung eine sichere Wirkung. Bei Ackerfuchsschwanz und Weidelgras sollte spätestens beim Auflaufen der Gräser im Herbst behandelt werden. Nur Behandlungen mit einem Wirkungsgrad von beinahe 100 Prozent bringen nachhaltige Wirkung. Um diesen Wirkungsgrad zu erreichen, sollen ein optimaler Bodenschluss durch ein gut rückverfestigtes Saatbett und ein gezielter Anwendungstermin je nach Produkt und dessen Zulassung beachtet werden.

Der Ackerfuchsschwanz ist ein Problemungras, welches aufgrund des hohen Samenpotenzials und der langen Keimfähigkeit von bis zu zehn Jahren oft unterschätzt wird. Der überbetriebliche Maschineneinsatz fördert die Verbreitung. Der Applikationszeitpunkt hat sich in den zahlreichen Exakt- und Praxisversuchen der vergangenen Jahre als ein wesentliches Kriterium für eine gute Wirksamkeit herausgestellt, nämlich zum Auflaufen des Ackerfuchsschwanzgrases. Hier sollte der gräserwirksame Wirkstoff Flufenacet (HRAC-Gruppe K3 bzw. 15) zur Anwendung kommen.

Zulassungen Flufenacet und Flame Duo

Der Wirkstoff Flufenacet hat in der EU keine erneute Verlängerung erhalten. Laut Durchführungsverordnung (EU) 2025/910 müssen die Mitgliedstaaten spätestens am 10.12.2025 die Zulassungen für Pflanzenschutzmittel aufheben, die Flufenacet als Wirkstoff enthalten. Die Aufbrauchsfristen enden spätestens am 10.12.2026. Was bedeutet das für die Zulassungen in Österreich? Für das Produkt Cadou SC sind die Fristen auch schon konkret bekannt. Die Abverkaufsfrist endet am 05.12.2025 und die Aufbrauchsfrist am 05.12.2026. Eine Anwendung ist somit für den Herbst 2026 sichergestellt. Für alle anderen Flufenacet-Produkte (Aspect Pro, Battle Delta, Fluent 500 SC, Iconic, Merkur, Nucleus, Pontos, Sunfire) sind die nationalen Fristen noch nicht im Pflanzenschutzmittelregister eingetragen.

Ebenfalls eine Zulassungsänderung gibt es beim Produkt Flame Duo. Die Zulassung für die Anwendung im Herbst wurde gestrichen. Die Aufbrauchsfrist endet am 17.06.2026. Ein Einsatz mit Flame Duo ist für den Herbst 2025 also letztmalig möglich, sofern das Produkt vor dem 18.06.2025 gekauft wurde.

So geht‘s

Der Bekämpfungserfolg im Herbst ist von vielen Faktoren abhängig. Neben den vorbeugenden pflanzenbaulichen Maßnahmen, wie zum Beispiel richtiger Stoppelbearbeitung oder falschem Saatbett, ist es wichtig, dass keine „Ungrasstöcke“ von Ackerfuchsschwanz, Raygräsern oder Rispe von den Raps- oder Getreidestoppeln in die neue Getreidesaat mitgenommen werden. Diese können mit Herbstherbiziden nicht zuverlässig bekämpft werden und stellen damit ein Resistenzrisiko dar. Eine Korrekturspritzung im Frühjahr ist hier meistens nur teilweise wirksam und erhöht wieder die Resistenzgefahr! Darum sollten Ungrasstöcke mechanisch im Zuge der Bodenbearbeitung oder chemisch zuverlässig vor dem Anbau bekämpft werden. Es ist wichtig, nicht zu früh anzubauen und auch, sofern möglich, eine abwechslungsreiche Fruchtfolge einzuhalten. Bodenherbizide brauchen für eine optimale Wirkung ausreichend Niederschläge und ein feinkrümeliges Saatbett. Das Saatgut muss ausreichend mit Erde bedeckt sein.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Gräserbekämpfung ist die richtige Wirkstoffmenge je Hektar. 240 g/ha Flufenacet sind für eine gute Wirkung notwendig. 0,6 l/ha Battle Delta oder 0,5 l/ha Cadou SC (am besten im Vorauflauf bis fünf Tage nach der Saat) erfüllen diese Anforderung an die benötigten Wirkstoffmengen. Aber Achtung: Für Battle Delta und Cadou SC ist auf leichten bis mittleren Böden eine geringere Aufwandmenge vorgeschrieben, daher wird in solchen Fällen eine wirksame Bekämpfung mit diesen beiden Produkten nicht zielführend sein. Cadou SC darf auf leichten Böden außerdem nur im Vorauflauf eingesetzt werden.

Unbedingt beachten

• Dokumentationspflichten nicht vergessen. • Vor der Anwendung der Produkte die Gebrauchsanweisung lesen, auch diverse Anwendungsempfehlungen des Vertriebs geben Hinweise. • Zulassungen beachten, zu finden im Pflanzenschutzmittelregister des BAES.

Wehret den Anfängen

Als zusätzliche Problem-Ungräser haben sich mittlerweile in vielen Regionen Raygräser (Weidelgräser) herauskristallisiert. In Österreich gibt es schon vereinzelt nachgewiesene Resistenzen gegenüber Sulfonylharnstoffen (HRAC-Gruppe B bzw. 2) und ACCase-Hemmern (HRAC-Gruppe A bzw. 1). Für eine wirksame Kontrolle dieser Gräser ist dieselbe Vorgangsweise wie gegen den Ackerfuchsschwanz zielführend (Wirkstoff Flufenacet).

Wenn es um die Kontrolle von Unkräutern und Windhalm (ohne Ackerfuchsschwanz und Weidelgras) geht, sind Lösungen wie Carmina Perfekt, Trinity, Stomp Perfekt und Viper Compact gut wirksam. Aber auch Battle Delta (0,4 l/ha) oder Mateno Pack je nach Bedarf in Tankmischung mit 20 bis 25 g Express SX (im Nachauflauf) sind eine gute Wahl. Die genannte Zulassungsänderung bei Flame Duo ist auch der Grund, warum der bekannte Pack Auros Xpert nicht mehr vertrieben wird. Als Ersatz für Auros Xpert ist eine Tankmischung aus 2,5 l/ha Boxer und 25 g/ha Express SX zu sehen. Eine Tankmischung mit Express SX verbessert die Wirkung auf aufgelaufene Kornblume. Auch der Wirkstoff Florasulam (Saracen, Saracen Delta, Viper Compact) ist gut geeignet für deren Bekämpfung. Ebenfalls eine gute Wirkung haben bis ins Ein- bis Zwei-Blattstadium der Kornblume Produkte mit dem Wirkstoff Chlortoluron (Lentipur 500, Carmina 640, Trinity).

Wurzelunkräuter wie Distel, Ackerwinde oder Ampfer laufen meistens erst im Frühjahr auf und werden dann in einem eigenen Arbeitsgang bekämpft.

Bei starkem Unkraut- und Ungrasdruck kann es immer wieder vorkommen, dass Korrekturmaßnahmen im Frühjahr notwendig sind. Gerade bei Korrektturspritzungen ist darauf zu achten, dass die richtigen Produkte beziehungsweise Wirkstoffe in den verschiedenen Getreidearten zur Anwendung kommen. Besonderes Augenmerk ist darauf zu richten, dass viele Wirkstoffe nur einmal pro Jahr oder Vegetationsperiode eingesetzt werden dürfen.

Registriernummern im Überblick

Die Wirkstoffe und ihre Zulassungsauflagen sind im Pflanzenschutzmittelregister zu finden. Hier eine Auflistung der genannten Pflanzenschutzmittel und ihrer Registernummern: Aspect Pro: 2947-0, Battle Delta: 3703-0, Boxer: 2525-0, Cadou SC: 3941-0, Carmina 640: 3085-0, Express SX: 2914-0, Flame Duo: 4094-0, Fluent 500 SC: 4015-0, Iconic: 4070-901, Lentipur 500: 3668-0, Mateno Duo: 4198-0, Merkur: 4365-0, Nucleus: 3703-901, Pontos: 3797-0, Saracen: 3562-0, Saracen Delta: 3656-0, Stomp Aqua: 3107-0, Sunfire: 4070-0, Trinity: 3209-0, Viper Compact: 3544-0

Blattläuse wegen Virusgefahr beachten

Der Gelbverzwergungsvirus (BYDV) hat ein großes Schadpotenzial und kann durch Blattlauskontrolle reduziert werden. Es gibt auch Sorten, die resistent gegenüber dem Gelbverzwergungsvirus sind.

Bei der Anwendung von Herbiziden im Nachauflauf können bei Bedarf Insektizide in einer Tankmischung mitausgebracht werden. Virusübertragende Blattläuse werden hier in einem Arbeitsgang einfach miterfasst. Bei lang anhaltender schöner Herbstwitterung müssen die Bestände regelmäßig beobachtet werden. Wenn notwendig, sollten die Insektizidbehandlungen wiederholt werden. Zu beachten sind die Zulassung und die maximal erlaubte Anzahl an Anwendungen der verschiedenen Insektizide.

Wichtig ist die richtige Anwendung zum richtigen Zeitpunkt. Die Blattläuse müssen bei der Behandlung auch wirklich erfasst werden, um eine optimale Wirkung zu erzielen. Praktiker sind außerdem fest davon überzeugt, dass neben dem Einsatz von Insektiziden auch der spätere Anbauzeitpunkt bei Wintergerste einen positiven Einfluss auf den Blattlausdruck hat.