Mit der Maisernte rückt alljährlich eine zentrale Frage in den Mittelpunkt: Wie geht man mit den Stoppeln und dem Maisstroh um? Was früher vielfach als nebensächlicher Arbeitsschritt gesehen wurde, hat sich heute zu einem entscheidenden Baustein im Pflanzenschutz und in der Ertragssicherung entwickelt. Gründe sind der zunehmende Druck durch den Maiszünsler, die Gefahr von Fusarium-Infektionen sowie die Ausbreitung weiterer Blattkrankheiten. Eine konsequente Bearbeitung der Maisstoppeln ist nicht nur Pflichtübung, sondern Schlüssel zur Feldhygiene.
Krankheits- und Schädlingsdruck steigt
Der Maiszünsler gilt mittlerweile als einer der bedeutendsten Schädlinge im Maisanbau. Er verursacht direkte Schäden durch abgeknickte Pflanzen und Bohrgänge im Stängel. Noch schwerwiegender sind jedoch die indirekten Folgen: Über die Fraßstellen können Fusarium-Pilze eindringen. Diese produzieren gefährliche Mykotoxine (DON, ZON), die die Futter- und Lebensmittelsicherheit gefährden.
Auch Blattkrankheiten wie Helminthosporium, Kabatiella oder Maisrost treten verstärkt auf, insbesondere in Jahren mit feuchter Witterung. Die Folge: geringere Photosyntheseleistung, niedrigere Tausendkorngewichte und Probleme bei der Silierung.
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Nur ein vollständig zerfaserter Stoppel nimmt den Larven den Lebensraum.
Fruchtfolge, Standort, Klima
Mais als Vorfrucht für Wintergetreide gilt als besonders risikoreich, da sich Fusarium-Infektionen im nachfolgenden Weizen oder Triticale massiv verstärken können. Enge Fruchtfolgen mit hohem Maisanteil verschärfen das Problem zusätzlich. Klimawandel-bedingt verlängerte Vegetationszeiten und mildere Winter bieten dem Maiszünsler zusätzliche Entwicklungsfenster. Fachleute warnen daher: Ohne konsequente Stoppelbearbeitung drohen in Zukunft noch höhere Befallsraten.
Ziele der Stoppelbearbeitung
Die Nachernte-Maßnahmen erfüllen gleich mehrere Funktionen:
Zerstörung des Lebensraums für Zünslerlarven und andere Schädlinge
Förderung der Strohrotte, damit Ernterückstände bis zum Frühjahr weitgehend abgebaut sind
Vorbereitung des Bodens für Wintergetreide oder Begrünungen
Verringerung des Fusariumrisikos durch Reduktion des Infektionspotenzials
Je intensiver die Zerkleinerung der Stoppeln, desto schneller gelingt der Abbau und desto geringer ist die Gefahr für die Folgefrucht.
Methoden im Überblick
Für die Bearbeitung stehen unterschiedliche Verfahren zur Verfügung, die sich je nach Standort und Betriebsausstattung kombinieren lassen:
Grubber: ermöglicht eine ordentliche Einarbeitung; Voraussetzung ist jedoch, dass das Maisstroh zuvor sauber zerkleinert wurde.
Scheibenegge: sorgt für flache Einarbeitung und Durchmischung, reicht aber bei Zünslerlarven im Wurzelbereich oft nicht aus.
Mulcher: sehr gute Wirkung bei der Stoppelzerkleinerung, jedoch hohe Anforderungen an Leistung und Flächenzeit. Besonders Schlegelmulcher mit Gegenschneide gelten als wirkungsvoll.
Pflug: erzielt guten Bodenschluss, allerdings ohne echte Zerkleinerung. Stoppeln müssen tief untergepflügt werden, sonst graben sich die Larven wieder nach oben.
Walzen (Cambridge-, Güttler-, Messerwalzen): zerquetschen die Stängel, passen sich Bodenunebenheiten an und arbeiten schlagkräftig bei vergleichsweise geringem Energiebedarf.
Praxisempfehlung: Geräte schräg zur Reihenrichtung fahren, um eine möglichst vollständige Erfassung der Stoppeln sicherzustellen.
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Auch mit Walzen lassen sich brauchbare Ergebnisse erzielen.
Neue Entwicklungen aus der Technik
Maschinenhersteller haben in den letzten Jahren Geräte speziell für die Maisstoppelbearbeitung entwickelt. Dazu zählen:
Stoppelzerkleinerung im Erntevorsatz (z.B. Stalkbuster): integriert in das Maisgebiss, zerfasert die Stoppeln direkt bei der Ernte. Neuerdings wird dies auch bei Häckslern angeboten.
Kettenscheibeneggen: zerstören Stoppeln durch reibende Wirkung und sind bei trockenen Bedingungen effektiv.
Spezialgeräte wie der „Zünslerschreck“ oder Stoppelschlitzer: reißen Stängel gezielt auf und zerstören die Larvenquartiere auch im unteren Stängelbereich.
Solche Innovationen helfen, die Zahl der notwendigen Überfahrten zu reduzieren und Arbeitszeit sowie Kosten zu sparen.
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Eine Bodenbearbeitung allein verspricht gegen Fusarium wenig Erfolg.
Wirtschaftlichkeit und Kosten
Die Kosten für Stoppelbearbeitung liegen – je nach Gerät und Einsatzbedingungen – zwischen 25 und 50 Euro pro Hektar. Mulcher mit hoher Arbeitsqualität erfordern rund 40 bis 50 PS pro Meter Arbeitsbreite. Betriebe müssen daher abwägen, ob eine eigene Anschaffung wirtschaftlich ist oder ob es sinnvoller ist, die Arbeitsleistung über Maschinenringe oder Lohnunternehmer zuzukaufen.
Bonituren und Kontrolle
Ob die Maßnahmen Erfolg hatten, zeigt sich spätestens im Frühjahr: Je weniger lebende Zünslerlarven in den Stoppeln zu finden sind, desto wirksamer war die Bearbeitung. Versuche belegen, dass durch konsequentes Mulchen die Larvenzahl um bis zu 90 % reduziert werden kann – ein Ergebnis, das fast an chemische Bekämpfung heranreicht. Auch Fusarium-Infektionsraten im Folgeweizen lassen sich durch intensive Strohzerkleinerung halbieren.
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Mulcher ohne Gegenschneide liefern kein perfektes Ergebnis.
Pflicht und Chance zugleich
Die Stoppelbearbeitung ist mehr als ein Arbeitsgang am Ende einer langen Saison. Sie ist integraler Bestandteil einer nachhaltigen Maisproduktion und trägt entscheidend dazu bei, Pflanzengesundheit, Futterqualität und Erträge abzusichern. Angesichts steigender Schädlings- und Krankheitsrisiken gilt: Wer heute in Feldhygiene investiert, spart morgen Ertragseinbußen und Qualitätsverluste.
Praxistipp
Die Stoppelbearbeitung mit Mulcher, Walzen oder Spezialgeräten stets schräg zur Reihenrichtung durchführen. So lässt sich unabhängig von der Fahrtrichtung des Mähdreschers oder Häckslers eine möglichst vollständige Erfassung der Stoppeln sicherstellen.
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