Die wirtschaftliche Bedeutung des Rohstoffes Holz sei laut Wirtschaftsforscherin Anna Kleissner „mit amtlichen Zahlen nicht zu beantworten“. Bei den Österreichischen Holzgesprächen, einer der wichtigsten Branchenveranstaltungen zum Thema Wald und Holz, erläuterte sie dies wie folgt: Holz und Holzprodukte fänden in vielen Lebens- und Wirtschaftsbereichen Verwendung, von der klassischen Holzindustrie über das Druckereiwesen und die chemische Industrie bis hin zu Erziehung, Unterricht und Verwaltung. Gleissner: „Alle nutzen Holz oder Produkte daraus.“ Die promovierte Volkswirtin hat daher mittels Satellitenkonto alle Teilbereiche der Wirtschaft auf ihren Holzanteil untersucht, diesen abgebildet und kommt zu folgenden bemerkenswerten Ergebnissen:

Potenzfaktor Wertschöpfung
Derzeit wird allein in Österreichs Forstwirtschaft eine Bruttowertschöpfung von mehr als 1 Mrd. Euro erwirtschaftet. Insgesamt erreicht die Holzwirtschaft eine direkte Bruttowertschöpfung von gut 11,3 Mrd. Euro, wie auch Studien des Österreichischen Wirtschaf tsforschungsinst ituts (WIFO) und des Forschungsinstituts Economica belegen. Damit wird jeder 17. Euro in Österreich in der Forst- und Holzwirtschaft erwirtschaftet.

Quelle: Kleissner/Econmove

Die Branche hält einen Anteil von 5,7 % der nationalen Bruttowertschöpfung. Heruntergebrochen auf den Festmeter wird durch Veredelung eine Wertschöpfung von rund 673 Euro je Festmeter (fm) österreichischem Holz erzielt, unter Berücksichtigung aller Effekte sind es sogar rund 1.212 Euro. Der Fiskus erhält davon Rückflüsse in Höhe von 8,7 Mrd. Euro. Mehr als die Hälfte der Steuereinnahmen kommen aus der Lohnsteuer, knapp 20 % aus der Umsatzsteuer und fast 9 % werden als Ertragssteuer eingehoben. Der hohe Lohnsteueranteil lässt auch auf die Bedeutung von Holz am Arbeitsmarkt schließen. „Heute ist jeder 15. Arbeitsplatz hierzulande unmittelbar oder mittelbar mit der Forst- und Holzwirtschaft verbunden“, weiß Kleissner.

Holz sichert 300.000 Jobs
Holz sichere durch seine umfassende Verwendung insgesamt 300.000 Jobs, direkt seien knapp 3,9% der Erwerbstätigen im unmittelbaren Umfeld der Forst- und Holzwirtschaft tätig. Im weitesten Sinne seien so gut 176.000 Arbeitplätze in der Alpenrepublik der Holzwirtschaft zuzuordnen, so Kleissner. Damit liege man vor den Gästebeherbergungsbetrieben mit etwa 120.000 Beschäftigten.

Folgen geringerer Nutzung
Um die von Politik, Umweltorganisationen und teilweise auch aus der Wissenschaft geforderte Außer-Nutzung- Stellung von heimischen Wäldern in Zahlen zu gießen, hat die Volkswirtin eine Effektabschätzung für einen um 10 % reduzierten Holzeinschlag durchgeführt. „Jede künstliche Verknappung kostet uns Wirtschaftsleistung, das gilt es zu bedenken.“ Tatsächlich würde allein das damit verbundene monetäre Defizit der Forstwirtschaft 105 Mio. Euro betragen, für die gesamte Wertschöpfungskette wäre ein Minus von 1,75 Mrd. Euro zu erwarten.

“Jede künstliche Verknappung kostet Wirtschaftsleistung.” – Anna Kleissner, Wirtschaftsforscherin

Auch auf den Arbeitsmarkt hätte ein geringeres Holzangebot Auswirkungen. „Zehn Prozent weniger Holz kosten Österreich fast 26.200 Arbeitsplätze, 7.500 davon in der Holzwirtschaft und gut 3.200 im Forst, so die Expertin.

Bauholz schafft Arbeitsplätze
Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen eines erhöhten Holzeinschlags mit anschließender Nutzung in der Bauwirtschaft haben hingegen Franz Sinabell und Gerhard Streicher vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) 2021 untersucht. Sie kalkulierten mit einer zusätzlichen Erntemenge von 1 Mio. fm, welche anschließend zur Substitution von Beton am Bau verwendet werden sollte. Erfreuliches Ergebnis: Allein der teilweise Ersatz von Beton durch Holz ergäbe für Österreich eine zusätzliche Wertschöpfung von nominell fast 80 Mio. Euro und ein Beschäftigungsplus von 1.400 zusätzlichen Stellen. Beide Saldi seien laut den beiden Studienautoren als Nettoeffekte zu verstehen, etwaige Rückgänge bereits gegengerechet.

Beide Kalkulationen zeigen: Der Rohstoff Holz birgt neben seiner Leistung im Kampf gegen den Klimawandel auch wirtschaftlich enormes Potenzial. Dass eine Mehrnutzung nachhaltig möglich ist, wird jedenfalls auch seitens der Forstwissenschaft immer wieder bestätigt.

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  • 46 HolzwirtschaftGrafik Kleissner: Kleissner/Econmove
  • : Kirk - stock.adobe.com
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AUTORClemens Wieltsch
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