Nach Jahren stagnierender Erzeugerpreise für Schlachtrinder hat sich in Europa mit Jahreswechsel 2025 das Blatt für die Branche gewendet. Laut Angaben der EU-Kommission erlösten etwa Jungstiere (R3) im September europaweit durchschnittlich 7,02 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres bedeutet das einen Anstieg von 34 Prozent oder knapp 1,80 Euro.
Ähnliche Zahlen meldet die Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen in ihrer jüngsten Rindermarktübersicht für das erste Halbjahr 2025 in Österreich. Die Schlachtstierpreise stiegen demnach im Vorjahresvergleich um 24,1 Prozent, Schlachtkalbinnen erlösten gut ein Fünftel mehr. Bei Schlachtkühen stiegen die Basispreise gar um 40,8 Prozent. Laut Werner Habermann, Geschäftsführer der Arge Rind sowie der EZG Gut Streitdorf, liegen die Gründe hierfür auf der Hand: „Der Produktionsrückgang in der Rindermast wirkt sich nun in den vorhandenen Mengen aus.“ Allein bei den sogenannten AT-Stieren, also Jungstieren, die hierzulande geboren, gemästet und geschlachtet werden, betrage das Minus derzeit sieben Prozent. Für Habermann, der allwöchentlich die Notierungen an der heimischen Rinderbörse verhandelt, ein klarer Fall: „Es ist schlicht die Situation von Angebot und Nachfrage, die den Preis bestimmt.“
Preismotor Deutschland
Tatsächlich ist der Produktionsrückgang ein europaweites Problem. Am Kontinent sind die Rinderschlachtungen von Jänner bis Juli 2025 um knapp fünf Prozent zurückgegangen. In Deutschland hat sich der Rinderbestand binnen zehn Jahren um 2,3 Millionen Tiere verringert. Auch aus Nordamerika wurden zuletzt rückläufige Schlachtzahlen gemeldet. „In den großen Rindfleischländern der EU ist die Produktion seit vier Jahren rückläufig. Kein Land hat die Produktion ausgeweitet“, berichtet auch Habermann. Das trieb ihm zufolge im heurigen Jahr bereits seltsame Blüten: „Zwischenzeitlich waren Polen oder Irland heuer plötzlich Spitzenreiter und überholten Frankreich, das sonst preislich vorne liegt.“ Hierzulande habe sich Deutschland als „Preismotor“ erwiesen. In einzelnen Phasen übetrafen die heimischen Notierungen sogar die Werte der Vereinigten Erzeugergemeinschaften Nordwest- und Ostdeutschland, welcher aktuell bei 7 Euro für R3-Jungstiere und -Kalbinnen liegt.
In Österreich habe der Produktionsrückgang dem Arge-Rind-Chef zufolge einen weiteren Nebeneffekt gebracht: „Wir haben einen Überhang an Schlachthaken.“ Gemeint ist eine für die derzeit vorhandene Viehmenge überproportionale Schlachtkapazität im Land. Alle Schlachtbetriebe wollen demnach weiterhin ihre Betriebe auslasten und nehmen die Preise in Kauf. In den wöchentlichen Verhandlungen wurden den Rinderbauernvertretern allerdings sehr wohl vermehrt „überzogene Forderungen“ unterstellt. Laut Habermann konnte das maue Aufkommen preisbedingt auch nicht durch Importe kompensiert werden. Den Zahlen der Bundesanstalt zufolge gingen die Importe lebender Schlachtrinder tatsächlich um 13,7 Prozent zurück.
Jubelstimmung bricht in der Rinderbranche ob des Preishochs allerdings nicht aus. Nach Jahren „unzufriedenstellender Preise“ sei die jüngste Entwicklung vielmehr eine „dringend notwendige Erholung“. Habermann: „Wenn die Situation langfristig so bleiben würde, könnte man wieder empfehlen, zu investieren.“ Noch sei es dazu aber zu früh. Entsprechend schreite der Produktionsrückgang – insbesondere in Ober- und Niederösterreich – voran.
Immerhin: Im heurigen Jahr geht der Arge-Geschäftsführer von keinem Bruch in der Entwicklung mehr aus. „Im Jungstierbereich wird es noch bis Ende November, also bis zum Ablauf des Weihnachtsgeschäfts, bergauf gehen.“ Bei den Kuhpreisen sei zumindest eine stabile Entwicklung zu erwarten. Im Jänner würden die Karten dann neu gemischt.
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