Kleinbäuerliche Betriebe im Berggebiet leisten einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung der Kulturlandschaft und Lebensmittelversorgung. Sie stehen jedoch vor großen strukturellen und betriebswirtschaftlichen Herausforderungen.
Der Arbeitseinsatz und die Kosten in der Produktion sind hoch, Betriebsanpassungen sind schwierig. Darüber hinaus verlangt der Markt zunehmend Milch von Kühen, die in Laufstall oder Auslaufsystemen gehalten werden. Es sind daher innovative und möglichst kostengünstige Baulösungen gefragt.
Andererseits sind bei Betriebsführern, die Alternativen zur Milchviehhaltung suchen, gut überlegte Ideen für einen Ausstieg bzw. Neustart gefragt.
Innovationen auf der Spur
Um Antworten auf diese Fragen zu finden, haben die LK Österreich und die HBLFA Raumberg-Gumpenstein im Zeitraum von 2019 bis 2022 ein Projekt mit der Ausrichtung speziell auf die Bergmilchvieh-Betriebe durchgeführt. Unterstützt durch die Europäische Innovationspartnerschaft, Institutionen aus Beratung und Forschung, die Obersterische Molkerei sowie die Tirolmilch wurden gemeinsam mit 42 Bergbetrieben tragfähige Lösungen gesucht.
Umbaulösungen, die funktionieren
Insgesamt wurden im Zuge des Projekts 32 innovative Stallumbaulösungen für kleine Milchviehbetriebe im Berggebiet dokumentiert (20 Bio, 12 konventionell). Es wurden einige bereits bestehende innovative Baulösungen berücksichtigt bzw. wurden auch Betriebe bei Stallumbauten begleitet. Zusätzlich fand eine Bewertung hinsichtlich Baukosten, Tierwohl- und Emissions- sowie Nachhaltigkeitskriterien statt. Die Baulösungen sind maßgeschneidert für Bergbetriebe in strukturell schwierigen und betriebswirtschaftlich herausfordernden Situationen.
Besonders interessant sind die bisher noch nicht sehr bekannten Baulösungen für Auslaufställe („möblierter Auslauf“), welche bei entsprechender Ausgestaltung und Nutzung an die Haltungsqualitäten von Laufställen herankommen. Viele der umgesetzten Details und baulichen Möglichkeiten sind für künftige Stallplanungen beispielgebend.
Alternativen zur Milchkuhhaltung
Darüber hinaus wurde im Projekt auch an Entwicklungsstrategien gearbeitet, welche bei Aufgabe der Berg-Milchviehhaltung eine wirtschaftliche Alternative zur Grünlandbewirtschaftung darstellen können. Dazu fand auf zehn Umstellungsbetrieben eine Erhebung statt, die die Vorher-/ Nachher-Situation dokumentiert. Der Bogen an Alternativen spannte sich hier vom Berg-Gemüsebau bis hin zur Bergheu-Bereitung für Kleintiere. Die Beispiele können nicht nur der Inspiration für Betriebe mit ähnlicher Ausgangslage dienen, sondern lieferten neben Erfahrungsberichten auch hilfreiche Empfehlungen und schrittweise Handlungsanleitungen, die eine Umstrukturierung erleichtern.
Ergebnisse sind bereit zur Umsetzung
Die Ergebnisse des noch laufenden Projektes wurden unter großem Teilnehmerinteresse im heurigen Frühjahr im Rahmen einer Berg- Milchvieh Tagung an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein vorgestellt. Die Ergebnisse des Projekts samt zweier umfangreicher Beratungsbroschüren sind im Internet kostenfrei abrufbar.
Besichtigungen sind möglich
Der Großteil der am Projekt teilnehmenden Betriebe kann auch vor Ort besichtigt werden. Die Betriebsleiter geben gerne Auskunft über ihr Projekt. Das Anmeldungsformular und Infos zum Besichtigungshonorar finden sich auf der Internetseite des Projekts.
Beispiele aus dem Projekt
- Bildquellen -
- Baulösungen Broschüre: bergmilchvieh.at
- Broschüre Alternativen: bergmilchvieh.at
- Gabichlerhof: bergmilchvieh.at
- Schaffererhof: bergmilchvieh.at
- : bergmilchvieh.at