2025 ist ein besonderes Jahr: Wir blicken auf 30 Jahre Mitgliedschaft in der Europäischen Union zurück. Deren Wirkung auf ländliche Räume sowie die Frage, wie gemeinsame europäische Politik künftig gestaltet werden kann war Thema der Jahreskonferenz des Netzwerk Zukunftraum Land in Rotholz. Mut war dabei der rote Faden. Inmitten gesellschaftlicher, ökologischer und wirtschaftlicher Umbrüche braucht es Mut: Mut, Erreichtes zu feiern, Mut, Herausforderungen offen zu begegnen. Und Mut, neue Wege für eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft einzuschlagen.
Mut als gestaltende Kraft
Brigitte Ederer, Staatssekretärin a. D. und Spitzenmanagerin berichtete als Zeitzeugin. Sie spielte eine zentrale Rolle beim österreichischen EU-Beitritt in den 1990er Jahren. Die damalige SPÖ-Politikerin wurde von Bundeskanzler Franz Vranitzky zur "Europaministerin" gemacht. In dieser Funktion war sie für die Koordination der österreichischen Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Gemeinschaft zuständig. Sie leitete die Informationskampagne zur Volksabstimmung am 12. Juni 1994, bei der 66,6 % der Österreicher für den Beitritt stimmten. Mit ihrer sachlich-optimistischen Art gelang es ihr, breite Zustimmung zu gewinnen. Der klare Appell für die Zukunft: Um den Herausforderungen unserer Welt zu begegnen, braucht es eine starke europäische Einheit und echten Zusammenhalt.
Künstlerin Katharina Cibulka zeigte, wie künstlerisches Empowerment gesellschaftliche Veränderung anstoßen kann. Sie machte Mut als Ressource für Transformation sichtbar – insbesondere im ländlichen Raum. Auch sie betonte die Kraft der Gemeinsamkeit: „wenn es viele gibt, die sich zu mir stellen, traue ich mich auch, mutig zu sein“. Beide Beiträge unterstreichen: Mut ist mehr als eine Haltung – er ist eine gestaltende Kraft, die Wandel möglich macht.
BMLUK-Sektionschef Johannes Fankhauser hob hervor, dass die EU nicht nur Rahmenbedingungen geschaffen, sondern einen Erfahrungsraum eröffnet habe, in dem Österreichs landwirtschaftliche Betriebe und die Regionen gelernt haben, Verantwortung zu tragen und sich nachhaltig zu entwickeln. Der derzeitige budgetäre Vorschlag zur GAP sei zwar nicht nachvollziehbar, man solle aber trotzdem nicht mutlos werden.
Labor der Zukunft
Zum Ausklang am Abend lud das Netzwerk zum Kamingespräch ins Dorfhaus in beeindruckender alpiner Atmosphäre in Steinberg am Rofan. Bürgermeister Helmut Margreiter zeigte dabei, wie es die kleine Gemeinde geschafft hat, mit Innovation, Weitblick und Gestaltungswillen dem Leerstand entgegenzuwirken und neue Gemeinschaft zu stiften. Markus Hopfner (BMLUK) und Ignaz Knöbl berichteten in diesem Rahmen beide sehr persönlich über ihre Aufgabe, die gemeinsame Agrarpolitik mitzugestalten – in Verhandlungen wie in der Umsetzung. Die EU hat die ländliche Entwicklung geprägt – und sie eröffnet uns auch künftig die Chance, mutig voranzugehen.
Besonders eindrücklich wurde das am zweiten Tag im Praxisteil erlebbar: In Kleingruppen-Exkursionen konnten die Teilnehmer sehen, wie mutige Entscheidungen vor Ort Gestalt annehmen – am Bergbauernhof Bichlhof mit seinem Dialog zwischen Landwirtschaft, Gesellschaft und Generationen, im Naturpark Karwendel mit konsequenten Maßnahmen im Schutzgebietsmanagement, bei regionalen Mobilitäts- und Energieinitiativen oder im Unternehmen Syncraft mit dem Lebensraumnetzwerk Wilder Kaiser.
Die Jahreskonferenz machte deutlich: Der ländliche Raum ist ein Labor der Zukunft – ein Ort, an dem Nachhaltigkeit, Kreativität und Empowerment ineinandergreifen. Mut – so der Tenor der beiden Tage – ist das Kapital, das Regionen, Generationen und Ideen verbindet – weit über Tirol hinaus.
Exkursion zum Unternehmen Syncraft
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Exkursion in den Naturpark Karwendel
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Exkursion zu LEADER/CLLD und Projekten der Region Schwaz
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Exkursion zum Bergbauernhof „Bichlhof“
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Gelungene Projekte aus 30 Jahren GAP
Besonders deutlich wurden die Auswirkungen des EU-Beitritts mit der Vorstellung von Maßnahmen und Projekten, die seit vielen Jahren die ländlichen Räume nachhaltig weiterentwickeln und mutige Schritte in die Zukunft setzen.
Maßnahme: ÖPUL
Der Bauernhof „Lechnergut“ in Thalgauberg (Gem. Thalgau) ist seit 1605 im Besitz der Familie Frenkenberger. Seit knapp 30 Jahren, also praktisch von Beginn an, nimmt Familie Frenkenberger am ÖPUL-Programm teil. Neben der Jungrinderhaltung sowie der Forstwirtschaft ist die Legehennenhaltung bereits drei Generationen lang das wichtigste Standbein des landwirtschaftlichen Betriebes.
Maßnahme: Arbeitskreisberatung
Die Förderung der beruflichen Weiterbildung nimmt eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung landwirtschaftlicher Betriebe ein - voneinander und miteinander lernen lautet das Motto der Arbeitskreis-Beratung. Arbeitskreise sind Gruppen von 10 bis 20 Landwirtinnen und Landwirten mit gleichen Produktionsschwerpunkten. Sie schließen sich für eine bestimmte Zeit lang zusammen, um ihr fachliches und betriebswirtschaftliches Wissen zu vertiefen bzw. zu erweitern. Sie verfolgen alle das gleiche Ziel – nämlich wettbewerbsfähig zu sein und ihren Betrieb erfolgreich in die Zukunft zu führen. Der bundesweite Bildungs- und Beratungsschwerpunkt wird vom BMLUK und seinen Dienststellen unterstützt. Die Umsetzung erfolgt in den Bundesländern durch die Landwirtschaftskammern und die Ländlichen Fortbildungsinstitute in Zusammenarbeit mit Erzeugerorganisationen, Bio- und anderen Fachverbänden.
Maßnahme: LEADER
LEADER ist nicht nur ein Förderprogramm der Europäischen Union für innovative Projekte zur Stärkung des ländlichen Raums und zur Förderung der regionalen Wirtschaft und Steigerung der Lebensqualität in den Regionen, sondern auch ein methodischer Ansatz der partizipativen Regionalentwicklung. Die Regionen in Österreich sind vielfältig und jede Region hat ihre eigenen Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken. Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Umsetzung von LEADER ist daher die Bevölkerung und lokalen Akteurinnen und Akteure einzubinden. Denn sie kennen die Herausforderungen und haben bedarfsangepasste Ideen. Ein erster Schritt jeder Region, jeder Lokalen Aktionsgruppe (LAG) ist das Erstellen einer lokalen Entwicklungsstrategie (LES), sie definiert Handlungsfelder und Ziele der Region und ist Grundlage für die Auswahl von Projekten, die mit EU-Mitteln gefördert werden und dient außerdem der Bewerbung zur Anerkennnung als LEADER Region.
Maßnahme: Ländliches Innovationsunterstützungsnetzwerk (LIN) Ländliche Innovationspartnerschaft (LIP)
Die Fördermaßnahme verfolgt das Ziel, die Lebensqualität in den Regionen zu sichern und die Wertschöpfung durch regionale Wirtschaftskreisläufe auf zukunftsfähige Grundlagen zu stellen. Damit wird ein wichtiger Schritt in Richtung gleichwertige Chancen für ländliche Regionen gesetzt. Die Fördermaßnahme soll speziell ländliche Innovatoren dabei unterstützen, ihre Ideen und Geschäftsmodelle für die digitale, grüne und demografische Transformation umzusetzen. Ein solches Netzwerk hat sich in Frankenburg am Hausruck (OÖ) mit dem "Stell dir vor Labor" entwickelt. Es fördert die Vernetzung verschiedener Akteure in der Region Vöckla-Ager und hilft dabei, Ideen in greifbare Vorhaben umzuwandeln.d
Maßnahme: EIP-AGRI
Ziel der Europäischen Innovationspartnerschaft für Landwirtschaftliche Produktivität & Nachhaltigkeit ist es, die landwirtschaftliche Produktion bei geringerem Ressourcenverbrauch zu steigern und für mehr Resilienz, Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit in der Land- und Forstwirtschaft zu sorgen. Konkret wurde daraus etwa das Projekt SUPERHOCHSTÄMME, ein neues, innovatives und modernes Mehrnutzen-Hochstamm-Produktionssystem (M-HPS) entwickelt, getestet und etabliert. Dieses muss die ökologische und ökonomische Realität des 21. Jahrhunderts gleichermaßen abbilden. HPS sind die zukunftstauglichen Nachfolger der in vielerlei Hinsicht nicht mehr zeitgemäßen, überalterten klassischen Streuobstwiesen. Dazu zählt unter anderem die Erprobung neuer methodischer Ansätze zur Herstellung von klimafittem Pflanzmaterial, Standards für Bepflanzungspläne, Sorteneignung, Praxis der Kulturführung, maschinelle Ernte sowie Vermarktung und Wirtschaftlichkeit. Die Ergebnisse dienen Landwirten sowie anderen Nutzern in Form von sieben Factsheets, einer Handreiche und einer Webpage als zeitgemäße Tools für die Umsetzung in der Praxis.
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