
Immer häufiger hört man von den sogenannten „Zoonosen“ – also Krankheiten, die zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können. „Dieses Thema stellt einen weiteren Schwerpunkt zum Jahresthema Gesundheit dar. Aus diesem Grund haben wir Landesveterinärdirektor Matthias Vill eingeladen, der uns im Rahmen der Veranstaltung ausgewählte Zoonosen vorstellen wird“, eröffnet Forum Land-Bezirksobmann Thomas Danzl.
In der Infektionslehre versteht man unter Zoonosen Infektionskrankheiten, welche direkt oder indirekt zwischen Mensch und Tier übertragen werden. Unterschieden wird zwischen fünf Krankheitsursachen: Bakterien, Viren, Pilze, Parasiten und Prionen (ansteckende krankheitserregende Eiweiße).
Klassische Infektionswege für Zoonosen ergeben sich durch Schmierinfektionen, Bissverletzungen, tierische Nahrungsmittel und Vektoren wie Mücken und Zecken. „Dass wir uns mit Zoonosen befassen ist ein wesentlicher Anteil unserer Tätigkeiten“, erklärt Landesveterinärdirektor Matthias Vill. „Das betrifft vor allem Datensammlung und Überwachungsprogramme von Vorkommen entlang der gesamten Lebensmittelkette. Dafür benötigt man ein intensives Zusammenspiel von allen Ebenen, die von der Thematik Zoonosen betroffen sind, sowohl national als auch international. Der Dachbegriff dazu lautet ,One Health‘ – es geht um die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt.“ Legitimiert und festgelegt werden diese Prozesse im Zoonosengesetz von 2005. Die aktuellen Zahlen werden jährlich von der AGES in Form des Zoonosen-Berichtes veröffentlicht.

Brucellose
Die Brucellose ist eine bakteriell bedingte Zoonose. „Aus tierärztlicher und veterinärbehördlicher Sicht hat es schon eine gewisse Selbstverständlichkeit, ein Überwachungsprogramm für Brucellose laufen zu lassen, um die Brucellose-Freiheit aufrecht zu erhalten“, so Vill. Brucella melitensis als Schaf- und Ziegenbrucellose verursacht beim Menschen das Maltafieber, Brucella abortus die Rinderbrucellose und beim Menschen den Morbus Bang. Gängige Symptome sind Müdigkeit, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, die sich zu heftigen Fieberschüben entwickeln können. Die Übertragung erfolgt durch Rohmilch, rohes Fleisch und direkten Tierkontakt.
Q-Fieber
Q-Fieber wird durch das Bakterium Coxiella burnetii verursacht. Coxiellen können vom Tier auf den Menschen durch direkten Kontakt oder über die Atemwege durch Einatmen von Coxiella-haltigem Staub oder Tröpfchen übertragen werden. Bei Schafen, Ziegen und Rindern kann eine Infektion Aborte auslösen oder die Neugeborenen sind schwach und kaum lebensfähig. Die Folgen einer Infektion können auch bei Menschen, vor allem schwangeren Frauen, sehr schwerwiegend sein und zu Fehlgeburten führen.
West Nile Fieber
Übertragen wird das West Nile Virus durch Gelsen. Lange Zeit war die Viruserkrankung nur auf den afrikanischen und südamerikanischen Raum beschränkt. Das natürliche Reservoir sind Vögel, durch diese kann das Virus über weite Entfernungen verschleppt werden. Infizieren können sich verschiedene Säugetiere, Amphibien sowie der Mensch. 80 Prozent der Infektionen verlaufen asymptomatisch, 20 Prozent der Infizierten zeigen eine grippeähnliche Erkrankung.
Echinokokkose
Diese Zoonose ist seit langem als Fuchsband-, bzw. Hundebandwurm bekannt und wird durch engen Kontakt mit der Tierart oder deren Ausscheidungen auf den Mensch übertragen. In Nordtirol ist etwa jeder dritte Fuchs betroffen. Die häufigsten Symptome sind Schmerzen im Oberbauch sowie Gelbsucht, gelegentlich treten auch Müdigkeit, Gewichtsverlust oder eine vergrößerte Leber auf.
Vogelgrippe
Auch aviäre Influenza genannt, hat diese Zoonose immer mehr an Bedeutung gewonnen. Hochinfektiös, verbunden mit hoher Sterblichkeitsrate, ist das Virus vor allem für Vögel und Geflügel. Es besteht eine Verwandtschaft zu Influenzaviren und das Potenzial sich durch Mutation weiterzuentwickeln. Übertragungen auf eine Vielzahl von Säugetieren, sowie vereinzelt auf Menschen, sind mittlerweile nachgewiesen.
Tuberkulose (Tbc)
In Tirol beschäftigt diese Zoonose seit Längerem. Die Infektionskrankheit kommt bei Mensch und Tier vor, verläuft meist chronisch und ist anzeigepflichtig. Unterschieden wird zwischen „geschlossener“ und „offener“ Form, wobei letztere durch die Ausscheidung von Tbc-Erregern durch etwa Lungenschleim häufig die Totalverseuchung des Bestandes zur Folge hat. In den Tiroler Bezirken Landeck und Reutte wurden im Dezember 2024 drei Fälle von Rinder-Tuberkulose bestätigt. Die betroffenen Betriebe wurden gesperrt und die infizierten Tiere mussten getötet werden.
Weiterführende Informationen und Datensammlungen zu Zoonosen finden sich hier: https://www.ages.at/mensch/krankheit/zoonosen
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