Nicht nur ökologische Vorteile, etwa Bodengesundheit, Schädlings- und Krankheitsreduktion, verbesserte Unkrautunterdrückung sowie Erosionsschutz, können mit dem Anbau von zwei oder mehr Kulturen auf demselben Schlag verbunden sein. Professorin Sabine Seidel vom Institut für Ökologischen Landbau an der BOKU konnte jüngst bei einem ÖKL-Webinar über höhere Ertragsproduktivität je Fläche im Vergleich zur Reinsaat und eine mittlere Zunahme der Flächennutzungseffizienz im Getreide-Leguminosen- Mischkulturenanbau von 16 Prozent berichten. Rudolf Votzi, Biolandwirt in Lassee, attestierte gar: „Ackerbohne geht im Osten als Reinsaat gar nicht mehr.“
Ermöglicht werden stabilere Erträge in Mischkulturen insbesondere durch Kompensation, Kooperation und Komplementarität. Letzterer Effekt ist vielleicht der spannendste: Pflanzen nutzen Wasser und die Nährstoffe in unterschiedlichen Bodentiefen. Demgegenüber stehen Herausforderungen, wie aufwendigere Saat, Einschränkungen beim Pflanzenschutz, schwierigerer Maschineneinsatz bei Bearbeitung, Pflege und Ernte sowie Kosten für die mechanische Trennung des Ernteguts. Veredler haben die Möglichkeit, sich die Reinigungs- und Trennungskosten zu sparen und das Gemenge direkt als Futter zu verwenden, etwa Wintererbse-Winterweizen als Klassiker in Schweinerationen oder als eiweißhältige Kraftfutterkomponente für Rinder. „Grundsätzlich, aber nicht ausschließlich, bietet es sich an, Leguminosen und Getreide zu kombinieren, um insbesondere von der Luftstickstofffixierleistung der Leguminose zu profitieren“, so Seidel auf Anfrage der BauernZeitung.
Welche Sorten, Gemenge oder in Streifen?
Seidel differenziert zwischen Gemenge- und Streifenanbau. „Beim Gemenge sind die positiven Effekte einer Mischkultur, wie komplementäre Nutzung der Ressourcen, Kooperation und Kompensation, größer, jedoch ist die gezielte Bewirtschaftung der einzelnen Sorten eigentlich nicht möglich“, erklärt die BOKU-Expertin. Der Streifenanbau zeichne sich dadurch aus, dass jede Kultur einzeln bewirtschaftet, etwa gehackt, werden könne. Zudem sei es möglich, zeitversetzt anzubauen, etwa Winterackerbohne- Mais und Wintertriticale- Sojabohne, um so die Ressourcen Licht, Wasser und Nährstoffe noch besser zu nutzen.
Konkurrenz beachten: Im Marchfeld ist der Anbau von Winterweizen mit Winterackerbohne verbreitet. Auf die unterdrückende Wirkung des Weizens ist zu achten. „Abgesehen von der Saatstärke und dem Anbauverhältnis der beiden Kulturen hängt dies insbesondere von den Umweltbedingungen ab. Trockenstress fördert die Dominanz des Weizens über die Ackerbohne“, so Sabine Seidel. Weitgehend hitzetolerante Ackerbohnensorten wären daher vorteilhaft, um dies zu verhindern. Beim Anbau empfiehlt sie eine Sommerweizensorte, die zu Beginn nicht allzu schnell tief wurzelt und eine eher geringe Pflanzenhöhe aufweist.
- Bildquellen -
- Ackerbohne-Weizen-Gemenge: Universität Bonn