Innovation als Familientradition

Familie Wurzer widmet sich seit nunmehr 40 Jahren der Beerenproduktion samt Direktvermarktung. Jetzt ist am Hof auch noch eine Agri-PV-Anlage in Betrieb gegangen.

Die Geschichte ihres Hofes in Bodensdorf in der Gemeinde Wieselburg-Land (NÖ) lässt sich bis ins Jahr 1259 zurückverfolgen. Viele wichtige Entscheidungen sind allerdings in den vergangenen Jahrzehnten gefallen. Leo Wurzer: „Wir probieren gerne Neues aus. Manches gelingt, manches nicht, aber wir lernen immer dazu.“ Ihr Erfolgsrezept lautet: „Wenn man für das brennt, was man tut, entsteht Glaubwürdigkeit. Und diese bringt auch zufriedene Kunden.“ Damit sei es gelungen, „mit nur 23 Hektar Fläche im Vollerwerb zu bleiben“, sagt Wurzer.

Quelle: RWA
Leo und Maria Wurzer (M.) mit ihren Kindern Markus, Dominik und Karin bei der Eröffnung der Agri-PV-Anlage.

Erdbeeren und Kürbis statt Schweinemast

Quelle: BZ/Stockinger
Dem Erdbeer-Anbau hat sich die Familie schon seit 1985 verschrieben.

Seit 1985 kultiviert der Betrieb Erdbeeren. Damit waren Maria und Leo Wurzer die ersten Erdbeerbauern im Bezirk Scheibbs. Nach der Jahrtausendwende verabschiedeten
sie sich von der Schweinemast  zugunsten einer weiteren Beerenkultur: dem Anbau von Speisekürbis. Auch Zier- und Schnitzkürbisse schmücken seither im Herbst den Hof. Und um Kunden anzulocken eine Hüpfburg, ein Klettergerüst und ein Spielehaus zum Austoben für die Kinder. 2021 haben die Wurzers dann ihre ersten Heidelbeersträucher gepflanzt.

Erlebnishof mit Laden und kleinem Museum

All diese Früchte werden in der Hof-Manufaktur zu mehr als 50 Spezialitäten verarbeitet, die neben weiteren Produkten anderer Betriebe aus der Region im Selbstbedienungs-Hofladen verkauft werden. Wer weiter entfernt wohnt, kann diese Delikatessen auch online bestellen.

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Selbstbedienung in Wurzers Hofladen ist täglich von 6 bis 21 Uhr möglich.

Über die Jahre hinweg hätten auch schon hunderte Busgruppen den Hof besucht, wird betont. Mit einem unterhaltsamen Führungs- und Vortragsprogramm machen die Wurzers ihre Landwirtschaft erlebbar – von den Arbeiten im Jahresablauf über die schonende Veredelung bis zur Führung durch ihr kleines Bauernhofmuseum. Maria Wurzer ist auch Seminarbäuerin. Sie sagt: „Viele Menschen haben heute leider den direkten Kontakt zur Landwirtschaft verloren. Wir wollen deshalb Bewusstsein schaffen: für den Wert echter Regionalität, für die besondere Frische und den unverfälschten Geschmack von Lebensmitteln direkt ab Hof.“ Und letztlich für den wertvollen Beitrag, den die Bäuerinnen und Bauern täglich bei der Landschaftspflege nicht nur im Mostviertel leisten. Neuerdings steht nun auch eine Agri-PV-Anlage in Sichtweite des Hofes, errichtet über den Heidelbeeren (und einigen Himbeeren und Brombeeren).

Quelle: BZ/Stockinger
Die Unterkonstruktion der PV-Anlage ermöglicht auch die Beerenproduktion.

Errichter und Betreiber der PV-Anlage ist RWA Solar Solutions, ein Tochterunternehmen der RWA Raiffeisen Ware Austria. Sie ist 1,7 ha groß und hat 1.900 kWp Leistung. Mit dem erwarteten Jahresertrag von 1,7 Millionen kWh können laut
Firmenangaben rund 570 Haushalte mit Strom versorgt werden. Kosten der gesamten
Anlage: rund 2 Millionen Euro.

Auch wenn den Wurzers der auf ihrem Grund erzeugte Strom nicht gehört, profitieren sie neben den Pachteinnahmen von der PV-Anlage auch auf Umwegen: „Sie bietet unseren Kulturen Schutz vor Hagel, Starkregen, Stürmen sowie Frost und im Hochsommer vor zu starker Sonneneinstrahlung und damit zu großer Hitze“, meint Sohn Dominik. Zudem hofft er, dass auch der Befallsdruck durch Mehltau weniger wird. Ebenso von der teilweisen Sonnen- und Regenabschirmung profitieren sollen die Erntehelfer und die Selbstpflücker.

Arbeiten in Kultur ohne Einschränkung möglich

Quelle: RWA
Die größte Agri-PV-Anlage ihrer Art im Raum Deutschland, Schweiz, Österreich.

Zur Überdachung der 3.000 Beerensträucher wurden genau 4.764 hochaufgeständerte Module in Südwest-Ausrichtung montiert. „Mit einer Durchfahrtshöhe von drei Metern bleibt die Bewirtschaftung mit den am Betrieb vorhandenen Traktoren und Maschinen uneingeschränkt möglich.“ Und durch die Montage mittels Rammprofilen wurde zudem Bodenversiegelung vermieden.

Die lichtdurchlässigen Agri-PV-Module sollen auch für ausgewogene Lichtverhältnisse sorgen. „Unsere Erfahrungen zeigen, dass das Wachstum der Pflanzen durch das spezielle Mikroklima unter den Modulen gefördert wird“, behauptet Klemens Neubauer, der Projektverantwortliche der RWA-Tochterfirma.

Pläne für die Zukunft

Auch RWA-Vorstandsdirektor Christoph Metzker zeigt sich überzeugt: „Der Weg in die landwirtschaftliche Zukunft führt über die Agri-Photovoltaik.“

Derweil planen die Wurzers bereits, ein Agri-PV-Zentrum zu schaffen, das Forschung und internationalen Austausch verbinden soll. Markus, Sohn Nummer zwei: „Wir freuen uns schon auf viele inspirierende Begegnungen.“

Die neue Agri-PV
• 17.000 Quadratmeter Fläche
• Fast 4.800 halbdurchlässige (semitransparente) Module (bifacial), die beiderseits Strom erzeugen
• Mit 1.900 kWp Leistung aktuell die größte Anlage ihrer Art im deutschsprachigen Raum
• 1,7 Mio. kWh Jahresproduktion (entspricht dem Stromverbrauch von rund 570 Haushalten)

www.wurzers.at

- Bildquellen -

  • Gruppenfoto: RWA
  • Erdbeere: BZ/Stockinger
  • Hofladen Von Innen: BZ/Stockinger
  • Untergeruest: BZ/Stockinger
  • Agri PV Anlage Wurzer Wieselburg C RWA 1366×2048: RWA
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AUTORMichael Stockinger
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