Grünland: „Konkurrenz ist alles“

Nur bei einer stabilen Grasnarbe und einer optimal abgestimmten Artenvielfalt haben Unkräuter im Grünland kaum eine Chance. Um ein gesunden und ertragreichen Pflanzenbestand zu etablieren und zu erhalten, braucht es günstige Bodenverhältnisse und eine nutzungsangepasste Nährstoffversorgung.

Liebigsche Fass: Fehlt es dem Grünland an Nährstoffen, Wasser, Humus oder einem anderen zentralen Faktor für ein gutes Pflanzenwachstum wird die Grasnarbe löchrig.

Fehlentwicklungen sind im Grünland leider nicht so schnell zu sehen. Das kann oft Jahre dauern, bis sie sich zeigen“, gab Wolfgang Angeringer im Rahmen seines Vortrages „Gute Pflege, reiche Ernte“ beim Agrarbildungstag der Landjungend zu bedenken. Als Landwirt und Grünlandprofi der Landwirtschaftskammer Steiermark weiß er, wovon er redet. Damit es erst gar nicht dazu kommt, sei es daher wichtig seine pflanzenbaulichen Hausaufgaben zu machen und einen gesunden, gräserbasierten Bestand zu etablieren. Denn, wie Angeringer immer wieder betont: „Im Grünland ist Konkurrenz alles.“ Damit aber Gräser und Leguminosen anstatt der unliebsamen Unkräuter gedeihen, gilt es für optimale Wachstums- und Bodenverhältnisse zu sorgen.

Boden: Proben ziehen und pH-Wert kontrollieren

Eine der schnellsten und günstigsten Methoden, um die Bodenverhältnisse zu überprüfen, ist den pH-Wert zu messen. „Der optimale pH-Wert liegt im Grünland zwischen 5,5 und 6,5. Darunter und darüber gibt es Probleme mit der Nährstoffverfügbarkeit“, erklärt Angeringer. Bei Beratungen trifft der Experte dennoch häufig Mähwiesen und Weiden im unteren Bereich an. „Ein ordentliches Gräser- und Kleewachstum wird da aber schon verhindert.“ Die möglichen Folgen verdeutlichte Angeringer mit dem Bild eines vollkommen von Engerlingen zerstörten Feldes. Er meint: „Bei einem pH-Wert unter fünf schrillen bei mir die Alarmglocken. Da muss man reagieren.“ Das Zauberwort in solchen Fällen lautet Kalken. „Um auf den Zielwert von 5,5 zu kommen, braucht es aber bei derart weit abgesunkenen pH-Werten viel Kalk und Zeit“, so Angeringer. Nur wenn eine Bodenbearbeitung möglich ist und der Kalk eingebracht werden kann, ginge es schneller. Damit es erst gar nicht so weit kommt, rät der Experte regelmäßig Erhaltungskalkungen vorzunehmen.

Grünland kalken
■ Wann:
im Herbst
■ Wieviel:
1000 Kilogramm pro Hektar; so bodennah wie möglich
■ Welchen Kalk:
je nach Zweck; je feiner der Kalk vermahlen ist, umso schneller löst er sich auf. Bei der Erhaltungskalkung kann auch Kalk mit etwas gröberer Körnung eingesetzt werden.
■ Preiswürdigkeit:
Marktpreis je Tonne Produkt durch die Kilogramm Kalk (CaO) pro Tonne.

Aufschluss über die Bodenverhältnisse kann auch eine Standardbodenuntersuchung geben. Der Grünlandberater meint: „Wer noch nie Bodenproben gezogen hat, dem würde ich das auf jeden Fall empfehlen. Ich weiß, die Standortbodenuntersuchung wird kritisch gesehen, weil sie nicht so detailliert ist, aber man erhält einige Anhaltswerte, die viel aussagen.“ Angeringer empfiehlt sogar diese alle drei bis fünf Jahre vorzunehmen. Wichtig sei dabei genau vozugehen, also wirklich 20 Einstiche kreuz und quer am Feld vor-zunehmen und davon die Mischprobe für die Untersuchung zu machen.

Nährstoffbedarf: Das Gesetz vom Minimum beachten

„Die Hauptaufgabe des Praktikers ist es, für ideale Wachstumsvorausset­zungen zu sorgen. Dazu gehören pH-Wert, Wasser, Humusgehalt und Nährstoffversorgung“, erklärt Angeringer. Hinsichtlich letzterem verweist er auf das Gesetz von Minimum, das mit dem Liebigschen Fass dargestellt wird. Demnach wird das Wachstum von Pflanzen durch die am knappsten vorliegende Ressource limitiert.

„Je mehr ich vom Grünland verlange, umso besser muss ich darauf Acht geben, dass den Pflanzen das zur Verfügung steht, was sie zum Wachsen brauchen“, so Angeringer. Eine zentrale Rolle spielt dabei die regelmäßige und nutzungsangepasste Düngung.

Gülle: „Komm oft, bring wenig“

Ob mit Schlauch, Breitverteiler oder einer der anderen Techniken, bei der Gülleausbringung im Grünland ist vor allem der Zeitpunkt entscheidend. „Wenn ich zur falschen Zeit Gülle ausbringe, dann dünge ich nicht das was ich möchte“, meint Angeringer. Gerade im Herbst oder zeitigen Frühjahr profitieren nicht die Futtergräser von der Düngung, sondern unerwünschte Unkräuter. „Beim Ampfer ist das auffallend oft so. Denn durch seine Pfahlwurzel kann er auch außerhalb der Vegetationszeiten Nährstoffe aufnehmen.“
Hinsichtlich der Güllemenge meint Angeringer: „Grünland kann mit Stickstoff eigentlich nicht überdüngt werden.“ Es gelte aber der Grundsatz: „Komm oft, bring wenig.“ Mit 20 Kubikmeter pro Hektar bewege man sich aber pro Gabe in einem guten Bereich.

Nachsäen, für eine dichte Grasnarbe 

Um Unkräuter in Schach zu halten, müsse man für eine dichte Grasnarbe sorgen. „In der Praxis geht es um Konkurrenz. Und die schafft sich nicht von allein. Wenn wir also Grünland erhalten wollen, müssen wir darauf achten immer rasch und zielgerichtet mit der Grünlandmischung dort zu sein, wo die Grasnarbe geschädigt ist.“

Die Technik bei der Nachsaat sei zweitrangig. „Ich bin kein Landtechnik-Vertreter und kann euch deswegen sagen auf was es ankommt: Den Samen auf den offenen Boden zu bringen“, erklärt Angeringer unumwunden. Wichtig sei es auch den Samen so flach wie möglich zu säen und oberflächlich anzudrücken.

Zwei weitere Regeln sind laut Angeringer bei der Nachsaat von zentraler Bedeutung:
Bodenwärme: Solange der Boden kalt ist, kann keine rasche Keimung erfolgen.
„Nass muss es sein“: Der Boden sollte mindestens für vier Wochen ausreichend Feuchtigkeit haben, damit der Keimling in die Bestockung kommt. Danach sei das Gröbste überstanden.

Circa alle ein bis drei Jahre sollte im Grünland nachgesät werden. Ein Sack Saatgut sollte aber immer zuhause sein, um Schäden auszubessern. Hinsichtlich der Saatgutmarke meint Angeringer: „Ich warne davor Mischungen zu nehmen, welche die Gemeine Rispe enthalten.“ Folglich rate er von EU-Standardmischungen ab.

Trotz all dieser Maßnahmen könne man natürlich nicht gänzlich verhindern, dass Unkräuter aufkommen. „Das passiert auch mir oft genug“, meint Angeringer schmunzelnd. In diesem Fall heiße es schnellstmöglich zu korrigieren, um Ampfer, Melde und Co. am Aussamen zu hindern.

In ersten Teil der Grünlandserie werden die Besonderheiten und Ansprüche des Dauergrünlandes behandelt.

- Bildquellen -

  • BOO LAND 210311 014 4C.indd: Agrarfoto.com; Illustration: BZ/Zivkovic
- Werbung -
AUTORElisabeth Hasl
Vorheriger ArtikelGrünland: „Es braucht einen optimal zusammengesetzten Pflanzenbestand“
Nächster ArtikelZivildienst in der Landwirtschaft: 14 Burschen eingerückt