Gräser wie Goldhafer oder Timothe sollen den Hauptanteil im Grünland ausmachen.

Erst wenn wir die pflanzenbaulichen Hausaufgaben gemacht haben, können wir über die Bekämpfung einzelner Unkräuterarten sprechen“, stellte Angeringer gleich zu Beginn seines Vortrages „Gute Pflege, reiche Ernte“ klar. Die Regulierung einzelner Unkrautarten, wie dem stumpfblättrigen Ampfer, um die sich der Vortrag eigentlichen drehen sollte, sei zweitrangig. Denn im Grünland gelte das Prinzip „Konkurrenz ist alles“. Ein ordentlicher, gut zusammengesetzter Pflanzenbestand sei daher das A und O. Das Warum ist für den Experten schnell erklärt: „Gräser sind bei angepasster Düngung und bei gutem Nährstoffangebot immer stärker als Kräuter. Das gilt im Besonderen auch bei den Problemunkräutern.“

Grünlandbestand: Wie er aussehen soll

Österreich ist in seinen Kulturlandschaften sehr divers. Dasselbe gilt für die Grünlandbestände. Wie ein optimaler Bestand aussieht, sei laut Angeringer daher nicht so einfach zu sagen. Einflussfaktoren wie Standort, Bodenart und Wasserverfügbarkeit spielen eine gewichtige Rolle. Was sich auf jeden Fall sagen lässt: Grünland ist eine Fläche, die über fünf Jahre hinweg als Dauerkultur steht und von der Pflanzengruppe der Gräser dominiert wird. „Gräser sind unsere Hauptartengruppe und unsere Leistungsträger. Wir sollten schauen möglichst viel davon im Bestand zu haben. 50 bis 60 Prozent sind der Zielwert“, so der Grünlandprofi. Die Gräser selbst wiederum können in Obergräser auch Horst- oder massebildende Gräser und Untergräser, sie werden auch narbenbildende Gräser genannt, unterteilt werden.

Ebenfalls in keinem Grünland fehlen darf die Gruppe der Leguminosen. Das sind vor allem Kleearten wie Rot- und Weißklee als auch die Luzerne. Sie sollen einen Anteil von zehn bis 30 Pro­zent ausmachen. Die verbleibenden Prozent sind den Kräutern zugedacht. Damit sind aber nicht die Problemkräuter (Un- bzw. Beikräuter) gemeint, sondern Futterkräuter wie der Löwenzahn, die im Grünland nicht stören.

Der konkrete Bestand auf einem Feld hängt schlussendlich von der Nutzung ab. Auf einer Dauerwiese, die für fünf Schnitte im Jahr ausgelegt ist, wachsen natürlich ganz andere Gräser und Kleearten als auf einer Kurzrasenweide oder einer Heuwiese. „Nichtsdestotrotz muss auch hier das Verhältnis von Gräsern, Leguminosen und Kräutern passen“, betont Angerin­ger. Ziel sei ein nutzungsabhängiger und standortangepasster Bestand.

Standort – er gibt den Rahmen des Möglichen vor

An der geografischen Lage seines Betriebes kann man wenig ändern. Dennoch ist es wichtig zu wissen, womit man wirtschaftet. Denn der Standort gibt den Boden, die Wasserversorgung und damit die Produktivität der Grünlandbestände vor.

„Wenn es, wie in der Vergangenheit trocken wird, macht es einen Unterschied, ob ich 20 Zentimeter Bodenaufbau oder mehrere Meter habe“, gibt der Grünlandexperte zu bedenken. Der entscheidende Faktor sei also der Boden und seine nutzbare Feldkapazität. Unter Letzterem versteht man die Fähigkeit des Bodens Wasser aufzunehmen. Sie ist erreicht, wenn alle Bodenporen voll mit Wasser sind, dieser sozusagen wassergesättigt ist.
„Natürlich ist der Boden nicht gleich und auch nicht fair verteilt. Jeder Betrieb hat eine andere Aufteilung von Bodentypen und Voraussetzungen“, betont Angeringer. Dementsprechend kann es sein, dass z. B. ein Milchviehbetrieb viel mehr Einsatz braucht, um seine Flächen intensiv zu nutzen, als der Nachbarshof.

Der Grünlandberater und Landwirt rät daher einen Blick auf www.bodenkarte.at zu werfen.
Auf dieser Website sind alle landwirtschaftlichen Böden in Österreich kartiert. Per Mausklick erhalten Landwirte Auskunft über Bodenart, Wasserverhältnisse, Kalkgehalt, Bodenwert, Feldkapazität usw. der von ihnen bewirtschafteten Flächen.

Wasser: Grünland braucht gute Jahresniederschläge

Das Grünland gehört zu den Kulturen, die am meisten Wasser brauchen. „Im Gegensatz zu Ackerkulturen, wo meistens nur Körner geerntet werden, wird im Grünland mit jedem Schnitt Blattmasse geerntet“, erklärt Angeringer. Für die Produktion der Trockenmasse benötigt das Grünland pro Kilogramm das Drei- bis Vierfache an Wasser als die Kulturen im Ackerbau. „Der Aufwuchs muss ja mehrmals nachwachsen – in manchen Gebieten bis zu sechs Mal“, so Angeringer, der als Berater bei der LK Steiermark tätig ist. Es komme daher nicht von irgendwo, dass sich Grünlandlagen dort befinden, wo es im langjährigen Mittel Jahresniederschlagssummen von 800 Millimetern und mehr gibt.

Hoher Humusgehalt durch durchwurzelte Bodenporen

Auszeichnend für das Grünland ist aber auch ein hoher Humusgehalt. Ursächlich hierfür sind das reiche Wurzelwerk der Grünlandpflanzen. Sie befinden sich mehrheitlich, nämlich zu 80 Prozent in den oberen zehn Zentimetern und nutzen jede Bodenpore zum Durchwurzeln. Das führt zu einem konstant hohen Humusgehalt von sechs bis zehn Prozent. Aber nur solange keine Verdichtungen, Nährstoffmängel etc. vorliegen. Überstrapaziert man den Boden, etwa indem man zu viel mäht und zu wenig düngt, sinkt der Humusgehalt kontinuierlich und mit ihm die Erträge. Auch die Grasnarbe leidet, wodurch Unkräuter und Schädlinge wie der Engerling leichteres Spiel haben. Laut Angeringer muss oberstes Ziel daher sein: „Eine abgestimmte Nutzung und Düngung der bewirtschafteten Flächen.“

Im zweiten Teil der Grünlandserie lesen Sie die Tipps des Grünlandprofis zum Erhalt einer stabilen Grasnarbe nachzulesen.

- Bildquellen -

  • BOO LAND 210304 014 4C.indd: Agrarfoto.com
- Werbung -
AUTORElisabeth Hasl
Vorheriger ArtikelSchmiedtbauers Europablick
Nächster ArtikelGrünland: „Konkurrenz ist alles“