Ein Satz auf der Speisekarte einer Alpenvereinshütte brachte den Stein ins Rollen: „Da wir diese kleinstrukturierte Land- und Almwirtschaft erhalten wollen, kochen wir nicht vegan.“ Was gut gemeint war und von vielen Gästen der für ihre Küche bekannten Johannishütte in Prägraten den Sommer über wohl begrüßt wurde, änderte sich schlagartig, als Anfang September ein Agrarinfluencer Beifall bekundete: „Na bitte, geht doch.“ Der betreffende Satz wurde auf dem Foto des Postings rot eingeringelt – und damit aus dem Zusammenhang gerissen. Im digitalen Kulturkampf um Deutungshoheit verliert Kontext schnell an Bedeutung. Es war ein bewusster Druck auf den Empörungsknopf der Gegenseite, der seine Wirkung nicht verfehlte. Der lautstarke Teil der Vegan-Community verfasste konzertiert schlechte Online-Hüttenbewertungen. Beide Seiten argumentierten reflexartig, ohne Bereitschaft zuzuhören. Auch ausländische Medien berichteten.
Der langjährige Pächter der Hütte möchte sich dazu nicht mehr äußern. Nur so viel: Er ist nicht das ignorante Ungustl, als das er dargestellt wurde, und hat natürlich Recht: Eine vegane Almhütte ist ein Angriff auf den Landschaftstyp Alm. Trotzdem traf er in seiner Totalität nicht den richtigen Ton. Vernünftiger wäre es gewesen, sinngemäß zu schreiben: „Wir bieten nur ein veganes Gericht an, weil wir bewusste Ernährungsent-
scheidungen respektieren, und tragen mit unserer Speisekarte und unserem Einkauf stolz dazu bei, die regionalen Bauern, ihre Weidetiere und unsere Kulturlandschaft zu erhalten.“
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