Stall in Steillage
Familie Gabbichler führt in extremer Steillage einen Hof im oststeirischen Almenland. Die Milchviehhaltung wurde von 18 auf 26 Tiere erweitert. Um Platz zu gewinnen, steht der Güllekeller auf Betonstützen.

Kleinbäuerliche Betriebe im Berggebiet leisten einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung der Kulturlandschaft und Lebensmittelversorgung. Sie stehen jedoch vor großen strukturellen und betriebswirtschaftlichen Herausforderungen.

Der Arbeitseinsatz und die Kosten in der Produktion sind hoch, Betriebsanpassungen sind schwierig. Darüber hinaus verlangt der Markt zunehmend Milch von Kühen, die in Laufstall oder Auslaufsystemen gehalten werden. Es sind daher innovative und möglichst kostengünstige Baulösungen gefragt.
Andererseits sind bei Betriebsführern, die Alternativen zur Milchviehhaltung suchen, gut überlegte Ideen für einen Ausstieg bzw. Neustart gefragt.

Innovationen auf der Spur
Um Antworten auf diese Fragen zu finden, haben die LK Österreich und die HBLFA Raumberg-Gumpenstein im Zeitraum von 2019 bis 2022 ein Projekt mit der Ausrichtung speziell auf die Bergmilchvieh-Betriebe durchgeführt. Unterstützt durch die Europäische Innovationspartnerschaft, Institutionen aus Beratung und Forschung, die Obersterische Molkerei sowie die Tirolmilch wurden gemeinsam mit 42 Bergbetrieben tragfähige Lösungen gesucht.

 

Baulösungen BroschüreQuelle: bergmilchvieh.at
Die im Projekt „Berg-Milchvieh“ entwickelten Baulösungen sind in dieser Informationsbroschüre dokumentiert. In Summe werden 32 praktische Lösungsansätze zur Errichtung von tierwohlgerechten Milchviehställen speziell für kleinbäuerliche Bergbetriebe vorgestellt.                              Download unter: www.bergmilchvieh.at

Umbaulösungen, die funktionieren
Insgesamt wurden im Zuge des Projekts 32 innovative Stallumbaulösungen für kleine Milchviehbetriebe im Berggebiet dokumentiert (20 Bio, 12 konventionell). Es wurden einige bereits bestehende innovative Baulösungen berücksichtigt bzw. wurden auch Betriebe bei Stallumbauten begleitet. Zusätzlich fand eine Bewertung hinsichtlich Baukosten, Tierwohl- und Emissions- sowie Nachhaltigkeitskriterien statt. Die Baulösungen sind maßgeschneidert für Bergbetriebe in strukturell schwierigen und betriebswirtschaftlich herausfordernden Situationen.

 

Besonders interessant sind die bisher noch nicht sehr bekannten Baulösungen für Auslaufställe („möblierter Auslauf“), welche bei entsprechender Ausgestaltung und Nutzung an die Haltungsqualitäten von Laufställen herankommen. Viele der umgesetzten Details und baulichen Möglichkeiten sind für künftige Stallplanungen beispielgebend.

Broschüre AlternativenQuelle: bergmilchvieh.at
Zehn Beispiele dafür, wie Landwirte ihren Betrieb nach dem Ausstieg aus der Milchkuhhaltung entwickelt haben, sind in dieser Broschüre vorgestellt. Anhand der Entwicklungskonzepte kann man nachlesen, wie die Betriebsführer die alternativen Betriebszweige in der Praxis umgesetzt haben. Download unter: www.bergmilchvieh.at

Alternativen zur Milchkuhhaltung
Darüber hinaus wurde im Projekt auch an Entwicklungsstrategien gearbeitet, welche bei Aufgabe der Berg-Milchviehhaltung eine wirtschaftliche Alternative zur Grünlandbewirtschaftung darstellen können. Dazu fand auf zehn Umstellungsbetrieben eine Erhebung statt, die die Vorher-/ Nachher-Situation dokumentiert. Der Bogen an Alternativen spannte sich hier vom Berg-Gemüsebau bis hin zur Bergheu-Bereitung für Kleintiere. Die Beispiele können nicht nur der Inspiration für Betriebe mit ähnlicher Ausgangslage dienen, sondern lieferten neben Erfahrungsberichten auch hilfreiche Empfehlungen und schrittweise Handlungsanleitungen, die eine Umstrukturierung erleichtern.

Ergebnisse sind bereit zur Umsetzung
Die Ergebnisse des noch laufenden Projektes wurden unter großem Teilnehmerinteresse im heurigen Frühjahr im Rahmen einer Berg- Milchvieh Tagung an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein vorgestellt. Die Ergebnisse des Projekts samt zweier umfangreicher Beratungsbroschüren sind im Internet kostenfrei abrufbar.

Besichtigungen sind möglich
Der Großteil der am Projekt teilnehmenden Betriebe kann auch vor Ort besichtigt werden. Die Betriebsleiter geben gerne Auskunft über ihr Projekt. Das Anmeldungsformular und Infos zum Besichtigungshonorar finden sich auf der Internetseite des Projekts.

Beispiele aus dem Projekt

 

GabichlerhofQuelle: bergmilchvieh.at
Liegeboxen mit Aussicht; Am Betrieb Gabbichler im oststeirischen Almenland entschied man sich im Jahr 2018 für den Zubau eines einreihigen Liegeboxenlaufstalls zum bestehenden Stallgebäude. Die Herausforderung war die extreme Hanglage. Im Bereich des Zubaus wurde der darunterliegende Freiraum als Güllekeller ausgebaut und dabei auf sechs Betonstützen gestellt; eine statische und auch technische Höchstleistung. Durch den Zubau konnte die Anzahl der Kuhplätze von 18 auf 26 erweitert werden. Der Arbeitsaufwand je Kuh und Jahr (inkl. Nachzucht) sank von 52 auf 42 Stunden. Die Bruttoinvestitionssummen beliefen sich für den Milchviehstall auf 262.000 Euro und für das Jungvieh auf 63.500 Euro. Diese Kosten konnten mit einer Investitionsförderung abgefedert werden. Nach Abzug der Investitionsförderung ergeben sich Investitionskosten je Kuhplatz von 9.100 Euro.  
SchaffererhofQuelle: bergmilchvieh.at
Laufstall über dem Düngerlager; Am Betrieb Schafferer im Tiroler Unterinntal konnte man die Erneuerung der Düngerstätte mit der Errichtung eines Laufstalles zweckmäßig kombinieren. Die alte Düngerstätte befand sich bereits an der passenden Stelle und musste nur mehr erneuert und überbaut werden. Der einreihige Liegeboxenstall mit Lauf- und Futtergang schließt ein Geschoß höher exakt mit der darunterliegenden Düngerstätte ab. Die Reinigung der Laufflächen kann über Abwurföffnungen direkt erfolgen. Die bestehenden Anbindestände werden zum Melken weiter genutzt. Mit der Abkalbe- und Kälberbucht ist somit der alte Stall noch zur Gänze in Verwendung. Die Anzahl der Kuhplätze konnte durch den Umbau von 4 bis 5 auf 10 erweitert werden. Der Arbeitsbedarf sank deutlich. Die Bruttoinvestitionskosten für das Projekt beliefen sich auf 220.000 Euro. Eine Investförderung von 40.000 Euro konnte der Betrieb nutzen.

www.bergmilchvieh.at

 

- Bildquellen -

  • Baulösungen Broschüre: bergmilchvieh.at
  • Broschüre Alternativen: bergmilchvieh.at
  • Gabichlerhof: bergmilchvieh.at
  • Schaffererhof: bergmilchvieh.at
  • : bergmilchvieh.at
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AUTORRed. HM
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