Kühe am Weg in den Stall, EU-Flagge im Hintergrund

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EU-Agrarreform im Fokus

Wie geht es weiter mit der europäischen Agrarpolitik? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines Treffens, zu dem Bauernbundobmann LH-Stv. Josef Geisler am vergangenen Montag eingeladen hatte.

Im Bauernbundsaal in Innsbruck diskutierten die Bezirksbauernobmänner und Bezirksgeschäftsführer über die Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), den Vorschlag der Europäischen Kommission für den EU-Finanzrahmen 2028–2034 sowie die EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur.
Als Experten waren DI Johannes Fankhauser, Sektionschef im Landwirtschaftsministerium (BMLUK), und Dr. Johannes Abentung, Generalsekretär im BMLUK, aus Wien angereist. Sie informierten über geplante Änderungen und deren Auswirkungen auf die österreichische Landwirtschaft.

Im Zentrum von Fankhausers Ausführungen standen die Änderungen im Mehrjährigen Finanzrahmen der EU für 2028 bis 2034. Besonders kritisch für Österreich ist der Vorschlag, die bewährte Zwei-Säulen-Struktur der GAP aufzugeben und durch einen „Single Fonds“ zu ersetzen. Damit würde die ländliche Entwicklung als eigener Politikbereich wegfallen – zudem drohen Kürzungen der Agrarmittel. Österreich fordert daher eine starke europäische GAP mit klaren nationalen Kompetenzen und ausreichender finanzieller Ausstattung.

Abentung ging auf die EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur und deren Auswirkungen auf Tirol ein. Er betonte, wie weitreichend die Maßnahmen sind – sie betreffen nicht nur Landwirtschaft, sondern auch Forst- und Wasserwirtschaft. Abentung warnte vor übermäßiger Bürokratie und forderte, gemeinsam mit anderen Staaten gegen zusätzliche Auflagen vorzugehen, um praktikable Bewirtschaftung sicherzustellen und die Betriebe nicht zu überlasten.

Absicherung der Berglandwirtschaft

Beide Referenten hoben hervor, wie wichtig es ist, die kleinstrukturierte Berg- und Almwirtschaft abzusichern. Planungssicherheit und eine klare agrarpolitische Perspektive seien dafür unverzichtbar. Ein Vorteil sei, dass mit Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig ein erfahrener Kenner der österreichischen Landwirtschaft in Brüssel verhandle.

Die Herausforderungen für die Betriebe bleiben groß: zunehmende Bürokratie, Wettbewerbsfähigkeit und gesellschaftliche Anerkennung der bäuerlichen Familienbetriebe. Mit der „Vision 2028+“ arbeitet Österreich daran, Zukunftsbilder und Impulse für Landwirtschaft und ländlichen Raum zu entwickeln, um langfristige Perspektiven zu sichern.

Bauernbundobmann LH-Stv. Josef Geisler bedankte sich für die Informationen und betonte: „Es ist von unschätzbarem Wert, dass wir in Wien mit Sektionschef Fankhauser und Generalsekretär Abentung erfahrene Experten haben, die unsere Anliegen bestens vertreten. Und mit Minister Norbert Totschnig verfügen wir über einen Politiker, der die Realität unserer Berg- und Almwirtschaft kennt und mit Leidenschaft für unsere Bäuerinnen und Bauern kämpft.“

Geisler unterstrich die Notwendigkeit, die kleinstrukturierte Berglandwirtschaft zu sichern: „Nur wenn wir unsere bäuerlichen Familienbetriebe erhalten, bleibt die Selbstversorgung mit heimischen Lebensmitteln gewährleistet. Gerade die Tiroler Landwirtschaft trägt entscheidend dazu bei, dass wir hochwertige, regionale Produkte auf den Tisch bekommen.“

Zum Abschluss waren sich alle Anwesenden einig, dass die kommenden Jahre entscheidend sein werden. Es brauche enge Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und bäuerlichen Vertretungen, um Österreichs Interessen in Brüssel nachhaltig zu verankern und die Zukunft der heimischen Landwirtschaft zu sichern.