Vogelgrippe-Risiko in Österreich steigt wieder

Deutlich früher als sonst breitet sich heuer die Aviäre Influenza, besser bekannt als Vogelgrippe oder Geflügelpest, in Europa aus. Geflügelhalter müssen nun wieder wachsam sein.

Totes Huhn

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Aus dem Norden und Osten Deutschlands erreichen die Geflügelwirtschaft momentan besorgniserregende Nachrichten. In der zweiten Oktoberhälfte wurde dort ein sprunghafter Anstieg der Infektionen mit Vogelgrippe bei Hausgeflügel und Wildvögeln dokumentiert. Das deutsche Friedrich-Löffler-Institut meldete kürzlich deutschlandweit 30 betroffene Geflügelbetriebe. Gut 400.000 Tiere wurden bereits gekeult. Besonders betroffen ist das Bundesland Brandenburg, auch aus Berlin werden Fälle gemeldet. In schon gewohnter Manier haben die deutschen Veterinärbehörden Überwachungszonen mit Stallpflicht verhängt, um den Kontakt der Bestände mit potenziell infizierten Zugvögeln zu unterbinden.

Zugvögel als großes Risiko

Laut der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) waren solche Kontakte mit infizierten Wildvögeln im September und Oktober europaweit nämlich für 88 Prozent der Ausbrüche in Geflügelhaltungen verantwortlich. Eine Erregerverschleppung zwischen Betrieben war einer offiziellen Stellungnahme zufolge nur in rund zwölf Prozent der Fälle die Ursache.

Bei Wildvögeln registrieren die deutschen Behörden derzeit den bislang größten Ausbruch von Vogelgrippe. Das in seiner Größenordnung bislang einmalige Seuchengeschehen betreffe vor allem Kraniche, deren Herbstzug sich derzeit auf dem Höhepunkt befindet. Daher sei mit einer „signifikanten Zunahme der Todesfälle sowie einer raschen Verbreitung in Mitteleuropa und auf dem Zugweg nach Spanien“ zu rechnen.

Symptomatik beachten

Die Vogelgrippe ist eine hochansteckende, fieberhaft verlaufende Viruserkrankung. Während Enten, Gänse und Tauben kaum oder gar keine Symptome zeigen, sind Hühner, Puten und zahlreiche wildlebende Vogelarten hochempfänglich für die Seuche. Anzeichen sind Massenerkrankung, hohe Sterblichkeit, Atemnot, grünlich wässriger Durchfall und Schwellungen im Kopfbereich. Bei Legehühnern nimmt die Legeleistung drastisch ab, die Futter- und Wasseraufnahme reduziert sich deutlich und die Tiere haben Fieber. Eine Gefahr für den Menschen besteht laut Ages aktuell nicht. Beim derzeit verbreiteten Subtyp H5N1 wurden in Europa noch keine Ansteckungen von Personen nachgewiesen.

„Wir sind zum Stand heute sehr gut vorbereitet, hoffen aber natürlich, dass wir in Österreich von weiteren Ausbrüchen verschont bleiben.“

Markus Lukas

Situation in Österreich

Mitte Mai wurde Österreich, nach dem Ausbruch im Herbst 2024, wieder als frei von Gebieten mit erhöhtem oder stark erhöhtem Geflügelpestrisiko erklärt. Ende September wurden allerdings wieder erste Nachweise bei Wildvögeln in Kärnten gemeldet. Anfang Oktober folgte Niederösterreich und am Donnerstag wurden infizierte Schwäne in Oberösterreich bestätigt. „Mit der eingesetzten Herbstmigration ist mit weiteren Ausbrüchen zu rechnen“, teilen die Fachleute der Ages deshalb mit. „Handelsbeziehungen mit dem Ausland stellen ein Risiko eines Erregereintrags in österreichische Geflügelhaltungen dar und gleiches gilt auch für das Verbringen von Tieren oder Bruteiern nach Österreich für die Hobbyhaltung“, heißt es außerdem.

Geflügelwirtschaft ist gut gerüstet

Die erwerbsmäßige Geflügelhaltung sieht sich hierzulande übrigens für die diesjährige Vogelgrippe-Saison gerüstet. „Seit den Anfang November des Vorjahres aufgetretenen Fällen von Vogelgrippe in heimischen Nutzgeflügelbeständen im Bezirk Amstetten haben wir sehr viel gelernt“, betont Markus Lukas, Obmann der Geflügelwirtschaft Österreich (GWÖ).

Im Zuge mehrerer Workshops habe man die Bestimmungen zur Biosicherheit entsprechend der wissenschaftlichen Erkenntnisse an den Betrieben evaluiert. Unter der Leitung des Tiergesundheitsdienstes QGV wurden neue Checklisten zur Biosicherheit erarbeitet sowie ein Biosicherheitsmanagementplan erstellt. „Weiters wurde von mir ein Workshop initiiert, bei dem Bundes- und Landesbehörden in Zusammenarbeit mit QGV und Ages einen Ausbruch der Vogelgrippe in der Nähe eines systemrelevanten Schlüsselbetriebes simuliert haben. Dabei wurden Maßnahmen, Abläufe und Einschränkungen im Detail diskutiert und nach praktikablen Lösungen gesucht“, so der GWÖ-Chef. Für die Bauern werden außerdem laufend Webinare zum Thema geboten. „Wir sind zum Stand heute sehr gut vorbereitet, hoffen aber natürlich, dass wir in Österreich von weiteren Ausbrüchen verschont bleiben“, sagt Lukas. Dazu heißt es, in den nächsten Wochen wohl Vorsicht walten zu lassen.