Traktoren und Geld

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Landtechnikindustrie: Hoffen auf bessere Umsätze und weniger Zölle

Die europäischen Landmaschinen- und Traktorenhersteller bewegen sich aktuell in einem schwierigen Marktumfeld.

„Wir reisen in einer wirtschaftlich angespannten und politisch volatilen Lage nach Hannover. Allerdings hoffen wir mittelfristig auf wieder anziehende Umsätze“, so Tobias Ehrhard, Geschäftsführer des Branchenverbandes VDMA Landtechnik, auf der Vor-Pressekonferenz zur Agritechnica. Die Auftragseingänge seien im ersten Halbjahr 2025 zwar in zahlreichen Produktsegmenten spürbar gestiegen, doch bleibe die Umsatzsituation „nach wie vor unbefriedigend“. 

Im Rückblick auf das vergangene Geschäftshalbjahr sind noch die Ausläufer des bereits 2023 auf breiter Front einsetzenden Abschwungs sichtbar. Mussten laut VDMA die am Standort Deutschland produzie-
renden Hersteller 2024 noch einen Umsatzrückgang von 28 Prozent verbuchen, ist dieses Minus von Januar bis Juni 2025 auf rund zehn Prozent abgeschmolzen. Melk-, Kühl- und Fütterungstechnik sollen zuletzt eine überdurchschnittliche Performance am Markt gezeigt haben.

Ein kaum berechenbarer Unsicherheitsfaktor bleibt indes die Zollpolitik. „Die Importzölle der amerikanischen Regierung sind für die europäischen Landmaschinen- und Traktorenhersteller eine große Belastung. Schließlich zählt unsere Industrie zu den Top-Exporteuren in die USA“, erläuterte Ehrhard. Die Trump-Regierung hatte im Juli nach Gesprächen mit der Europäischen Union einen Einfuhrzoll in Höhe von 15 Prozent auf Importwaren erlassen. Was die Sache laut VDMA weiter verschärft, ist ein am 18. August nachgeschobener, erhöhter Zollsatz für Stahl- und Aluminiumprodukte. Seither werde der Stahl- und Aluminiumanteil einer Maschine mit einem Zollsatz von 50 Prozent belegt. Konkret bedeute dies, dass die bislang pauschale 15-Prozent-Regelung faktisch außer Kraft gesetzt sei. „Jetzt gilt, dass der Stahl- und Aluminiumanteil sämtlicher Maschinen erfasst und entsprechend verzollt werden muss. Bemessungsgrundlage ist der Einkaufspreis des Rohmaterials – ein riesiger Bürokratie- und Kostenfaktor, vor allem aber eine Wettbewerbsverzerrung ohnegleichen“, resümierte Tobias Ehrhard. Hinzu kommt: Im Vergleich mit den übrigen Zweigen des Maschinen- und Anlagenbaus ist die Landtechnikindustrie von dieser Protektionsmaßnahme besonders stark betroffen. „Während der erhöhte Zollsatz im Maschinenbau im Durchschnitt 30 Prozent des EU-Exportvolumens betrifft, sind es in der Landtechnik durchschnittlich 70 Prozent“, so Ehrhard. Handelspolitisch ist die Position des VDMA eindeutig: „Wir müssen so schnell es geht weg vom Protektionismus und hin zu offenen Märkten. Wo multilaterale Freihandelsabkommen nicht realisierbar sind, gilt es, bilaterale Abkommen zu schließen“, forderte der Branchenexperte.

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Tobias Ehrhard, Geschäftsführer VDMA Landtechnik