
Die vielfältigen Funktionen von Zwischenfrüchten sind Praktikern hinlänglich bekannt. Sie verbessern den Boden und schützen vor Austrocknung und Überhitzung, binden Nährstoffe für die Folgekultur, unterdrücken Unkraut und bessern mancherorts auch das Grundfutterangebot auf. Damit Begrünungen all diese Leistungen erbringen, muss der Landwirt aber betriebsindividuell Mischungen auswählen, die zur eigenen Fruchtfolge passen.
ÖPUL-Auflagen beachten
Wer an der ÖPUL-Maßnahme „Begrünung von Ackerflächen – Zwischenfruchtanbau“ teilnimmt, muss zuallererst die dort einzuhaltenden Fördervoraussetzungen beachten. Als Zwischenfrüchte gelten hier im Begrünungsjahr aktiv angelegte Kulturen (auch Untersaaten) nach Hauptfrüchten, auf die eine aktiv angelegte Hauptfrucht folgt. Bei Untersaaten gilt die Ernte der Hauptfrucht als Anlagedatum für die Begrünung. Keine Begrünung laut Förderrichtlinien sind Ausfallgetreide oder -mais sowie Mischungen mit mehr als der Hälfte derselben (Ausnahme Grünschnittroggen). Für Anlage und Umbruch sowie die Anzahl an Komponenten standen sieben Begrünungsvarianten zur Wahl. Diese Auflagen sind jedenfalls einzuhalten, eine Prüfung im gestellten Mehrfachantrag ist ratsam (siehe Tabelle).
Für alle Varianten gilt, dass eine mineralische N-Düngung zur Saat und für den gesamten Begrünungszeitraum nicht erlaubt ist. Auch Pflanzenschutzmittel dürfen nicht ausgebracht werden. Einzige Ausnahme ist Variante 7 (Begleitsaaten in Winterraps). Die Beseitigung nach Ablauf der Frist muss mechanisch erfolgen. Innerhalb des festgelegten Zeitraums ist keine Bodenbearbeitung außer Tiefenlockerung und Strip-Till- Verfahren zulässig. Der Bestand darf keinesfalls gedroschen werden, eine Mahd, Beweidung sowie mulchen oder häckseln ist aber erlaubt, wenn ein flächendeckender Bestand erhalten bleibt. Eine Einschränkung gilt aber bei den Varianten 2 bis 6, bei denen Pflegemaßnahmen (mulchen, Mahd ohne Abtransport, walzen) erst ab 1. November zulässig sind. Im Zweifel helfen die Landwirtschaftskammern bei Unsicherheiten weiter.
Viele Fragen zu klären
Bevor es aber an etwaige Pflegemaßnahmen geht, muss eine Begrünung ohnehin erst etabliert werden. Dazu muss sich der Betriebsführer mit folgenden Fragen auseinandersetzen.
Welchen Zweck soll die Zwischenfrucht erfüllen? Dient sie als Gründüngung oder auch zur Futternutzung?
Welche Zwischenfrüchte passen in meine Fruchtfolge?
Zu welchem Zeitpunkt wird die Zwischenfrucht angebaut? Wann räumt die Hauptkultur das Feld?
Welche Anbau- und Saatgutkosten sind betriebswirtschaftlich vertretbar?
Heikel im Raps
Generell gilt, dass Komponenten der Begrünung nicht zur selben Pflanzenfamilie gehören sollten wie die Hauptfrucht. So sind in Rapsfruchtfolgen auf jeden Fall Zwischenfruchtmischungen zu vermeiden, die Kreuzblütler aufweisen, selbst wenn diese nur in geringen Anteilen enthalten sind. Ansonsten droht eine Verbreitung der Kohlhernie. Einzige Ausnahme ist der Ölrettich, der laut Experten den Erreger nicht verbreitet und somit bedingt angewendet werden kann. Von anderen Kreuzblütlern wie Senf, Leindotter und Rübsen heißt es aber „Finger weg“.
Auch Sonnenblumen, Ramtillkraut, Perserklee, Alexandrinerklee und Sommerwicken sind in Rapsfruchtfolgen nicht zu empfehlen, da sie Sklerotinia übertragen. Geeignete Mischungspartner sind Phacelia, Rauhafer, Buchweizen, Lein, Lupine, Ackerbohnen, Erbsen und Gräser, wobei großkörnige Leguminosen in der Fachliteratur generell als Kostentreiber im Zwischenfruchtanbau beschrieben werden.
Zuckerrüben- und Kartoffelfruchtfolgen
Stehen am Betrieb Zuckerrüben oder Kartoffeln in der Fruchtfolge, liegt das Hauptaugenmerk in der Begrünung auf die Nematodenbekämpfung. Um die ÖPUL-Auflagen hinsichtlich Mischungspartner zu erfüllen, kommt man hier kaum an nematodenresistenten Ölrettich- und Senfsorten vorbei, wobei hier für eine ausreichende Massebildung und damit Unkrautunterdrückung die Saatzeitpunkte zu beachten sind. Auch Rauhafer wird eine nematodenreduzierende Wirkung zugeschrieben. Bei Mischungen mit Anteilen unter 20 Prozent kann sich dieser aber kaum gegenüber dem sehr konkurrenzstarken Ölrettich durchsetzen. Rauhafer steht übrigens auch in der Kritik, frühzeitig Getreideblattläuse anzulocken, welche im Herbst auf Winterungen abwandern, was wiederum das Risiko für Virosen wie Gelbverzwergungsvirus in Gerste erhöhen könnte.
Mais- und Getreidefruchtfolgen
Weniger heikel ist die Begrünungsauswahl in Mais- und Getreidefruchtfolgen. Mais ist in puncto Zwischenfrüchte eine anspruchslose Kultur. Steht er als Vorfrucht, sind spätsaatgeeignete Mischungen zu wählen, wird er im Folgejahr als Mulchsaat angebaut, ist auf Mischungspartner mit ausreichender Massebildung zur Bodenbedeckung zu achten. Bei reinen Getreidefruchtfolgen raten Experten ob der Verwandtschaft von Rauhafer ab. Generell gilt bei Getreide und Mais, dass bei der Auswahl der geplante Effekt der Begrünung die Hauptrolle spielt.
Klassiker zur Gründüngung
Wer sich seine Begrünungsmischung zur Gründüngung selbst zusammenstellt, für den gilt generell folgende Faustregel: Abfrostende Massenbildner (Senf, Mungo, Ölrettich, Buchweizen) lassen sich gut mit bodendeckenden Kulturen (Phacelia, Alexandrinerklee, Sommerwicke) kombinieren. So wird einerseits ausreichend Biomasse produziert und andererseits ausreichende Bodenbedeckung erreicht. Eine Einschränkung gilt für den aus Kostengründen allseits beliebten Senf. Dieser sollte in Mischungen mit höchstens 1 Kilogramm je Hektar vertreten sein, damit er andere Mischungspartner nicht unterdrückt.Auch Buchweizen ist ein ähnlich anspruchsloser Massebildner, der sich problemlos einarbeiten lässt. Selbiges gilt für Mungo, der trotz hoher Masseerträge kaum verholzt und eine rasche Jugendentwicklung aufweist. Trotz guter Massenentwicklung spätsaatverträglich ist Grünschnittroggen, für den in der ÖPUL-Variante 6 auch eine Ausnahme von der Getreideanteil Grenze besteht. Mit keiner gängigen Kulturpflanze verwandt ist Phacelia, die als einjährige Pflanze Böden gut durchwurzelt, aber geringe Massenentwicklung zeigt.
Sonderfall Futternutzung
Ob der zunehmenden Sommertrockenheit wird für gemischte Betriebe der Begrünungsanbau zu Futterzwecken immer interessanter. Laut Untersuchungen der HBLFA Raumberg- Gumpenstein kann bei rechtzeitiger Getreideernte eine „beträchtliche Futtermenge in teilweise sehr guten Qualitäten“ geborgen werden. An der HBLFA wurden gängige Kleegrasmischungen, spezielle bodenverbessernde Varianten mit vielen Kreuzblütlern bis zu mit verschiedenen Leguminosen aufgewertete Mischungen untersucht. Auch Mischungen mit wärmeliebenden Arten wie Sonnenblume, Mais und Sudangras lieferten demnach gute Futtererträge, insbesondere dort, wo Wasser im Spätsommer rar ist.

Dem klassischen Feldfutter ähnelnde Mischungen brachten in den Versuchen tendenziell geringere Erträge, welche mit 4 Tonnen Trockenmasse je Hektar aber immer noch vergleichbar mit einem durchschnittlichen Dauergrünland sind. Einzelne Mischungen lieferten aber beachtliche Futtermengen von beinahe 13 Tonnen Trockenmasse pro Hektar. Konkret schnitt in den 2023 publizierten Versuchen die Futterzwischenfrucht Legumix (Sommerwicke, Futtererbse, Sojabohne, Grünmais, Sonnenblume, Sudangras, Lupine) am besten ab. Generell ist das geerntete Futter beim Energiegehalt mit Silomais vergleichbar, die Rohproteingehalte entsprechen laut HBLFA-Ergebnissen aber eher durchschnittlichem Heu. Bei der Auswahl von Mischungen zur Futternutzung ist außerdem auf Siliereignung zu achten. Kreuzblütler (Rettich, Kohl, Kresse) treiben demnach die Buttersäuregehalte in Silagen nach oben.
Keine Zeit verlieren
Um Begrünungen – egal zu welchem Zweck – zu etablieren, heißt es auch heuer wieder schnell sein. Ist nach der Ernte eine Bodenbearbeitung geplant, sollte diese so rasch wie möglich erfolgen. Selbiges gilt für die Aussaat, um die vorhandene Feuchtigkeit noch zu nutzen. Eine Überfahrt mit einer Profilwalze oder ein kurzer Gewitterschauer nach der Saat genügen für gewöhnlich für ein zeitnahes Auflaufen. Die LK und insbesondere die Boden.Wasser.Schutz.Beratung in Oberösterreich bietet Bauern mit einem Begrünungsrechner sowie einem Überblick zu den anfallenden Saatgutkosten alljährlich eine wertvolle Hilfestellung bei der Auswahl der passenden Begrünung.
- Bildquellen -
- Landsberger Gemenge: agrarfoto.com