Zwischen Wandel und Tradition

In Kitzbühel diskutierten Experten über die Zukunft des Skitourismus. Auch die Landwirtschaft wurde in die Wintersportthematik stark eingebunden.

Forschung, Tourismus und Landwirtschaft: An einer nachhaltigen Zukunft des Wintersports sind viele Akteure beteiligt.

Der Klimawandel, wirtschaftliche Herausforderungen und gesellschaftliche Veränderungen stellen den Wintersport vor große Fragen. Wie kann die Skibranche langfristig überleben? Welche Rolle spielen Landwirtschaft und Tourismus dabei? Diese Themen standen im Zentrum des Bundesumweltkreises der Landjugend Österreich, der am 31. Jänner im Hotel Tiefenbrunner in Kitzbühel stattfand. Die hybride Veranstaltung wurde gemeinsam mit der Tiroler Jungbauernschaft/Landjugend organisiert. Experten aus Forschung, Tourismus und Landwirtschaft diskutierten intensiv über die Zukunft des Skisports – mit teils kritischen Ansichten. 

Optimismus trotz Herausforderungen 

Den Auftakt machte der renommierte Skitourismusforscher Günter Aigner mit einer Schlüsselbotschaft, die viele überraschte: „Derzeit gibt es weltweit rund 150 Millionen Skifahrer – noch nie waren es so viele wie heute.“ Dies widerlege die oft genannte These, dass der Skitourismus im Niedergang begriffen sei. Vielmehr seien Anpassungen notwendig, um den Wintersport klimafit und wirtschaftlich nachhaltig zu gestalten. Gleichzeitig betonte Aigner, dass die Zukunft des Skisports stark von technologischen Innovationen, veränderten Kundenbedürfnissen und regionaler Zusammenarbeit abhänge. 

Weißes Band zum Saisonstart – ein Problem? 

In der anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Christoph Pirnbacher, wurde deutlich, dass viele Regionen mit Herausforderungen kämpfen. Besonders die sogenannte „Weiße-Band-Problematik“ – also der Saisonstart mit schmalen Kunstschneepisten inmitten grüner Wiesen – wurde als Imageproblem diskutiert. 

Christoph Stöckl, Geschäftsführer des Tourismusverbands Brixental, verwies auf die Bedeutung nachhaltiger Mobilität: „Unsere Region muss sich anpassen, aber nicht aufgeben. Ein Schlüssel dazu ist der verstärkte Einsatz öffentlicher Verkehrsmittel – mit der Gästekarte als Ticket setzen wir hier ein wichtiges Zeichen.“  

Aus landwirtschaftlicher Sicht berichtete Georg Wurzenrainer, Bezirksbauernobmann von Kitzbühel. Er thematisierte die Situation von Almbewirtschaftern in Skigebieten: „Wer eine Alm im Skigebiet gepachtet hat, erlebt viele Vorteile – etwa eine gesicherte Wasserversorgung und gute Wegeanbindung. Es ist ein Wechselspiel, Landwirtschaft und Seilbahnen müssen gut zusammenarbeiten.“ Er zeigte ein Bild eines Schneerutsches an einer Stelle, an der im Sommer eine Baustelle war und die Kühe daher ausgezäunt wurden. Dies verdeutlichte, dass die Landwirtschaft zur Sicherheit des Gebiets beiträgt. 

Beschneiung als Rettung – aber zu welchem Preis? 

Ein weiterer zentraler Punkt war die technische Beschneiung. Johannes Bergmann, Betriebsleiter der Bergbahnen AG Kitzbühel, betonte die Fortschritte in der Schneeproduktion: „Technische Innovationen ermöglichen es uns, auch in Zukunft eine hohe Schneesicherheit zu gewährleisten.“ Er unterstrich zudem: „Der CO2-Fußabdruck der Beschneiung, der Seilbahnen und Lifte ist erstaunlich gering. Alle Schneereserven vom Vorjahr werden auf einen großen Haufen geschoben, zugedeckt und dann zum Start der Wintersaison wieder verwendet.“ Die größten CO2-Verursacher im Skiurlaub sind der Diesel der Pistenraupen sowie die An- und Abreise. 

Wintersport im Jahr 2050: Eine Frage der Anpassung 

Die Diskussion zeigte klar: Der Skisport wird sich weiter verändern müssen. Regionen mit hoher natürlicher Schneesicherheit könnten profitieren, während niedrig gelegene Skigebiete verstärkt auf alternative Angebote setzen müssten. Die Landwirtschaft spielt dabei eine zentrale Rolle, denn sie sorgt nicht nur für die Pflege der Landschaft, sondern stellt auch Flächen zur Verfügung, die für den Tourismus essenziell sind. 

Während der Veranstaltung wurden viele spannende Fragen aus dem Publikum gestellt, die die Diskussion weiter bereicherten. Themen wie der wirtschaftliche Druck auf kleine Skigebiete, die Auswirkungen auf landwirtschaftliche Betriebe und nachhaltige Alternativen zum klassischen Skitourismus standen dabei im Mittelpunkt. 

Fazit: Trotz großer Herausforderungen gibt es Möglichkeiten, den Wintersport in eine nachhaltige Zukunft zu führen. Landwirte, Touristiker und Politik müssen jedoch eng zusammenarbeiten, um Lösungen zu finden, die sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich tragfähig sind. Wintersport ist nicht am Ende, aber er wird in Zukunft anders aussehen als heute. 

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  • IMG 2823 (1): TJB/LJ
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AUTORNotburga Heim
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