Zwei Jungbauernvertreter, ein großes Anliegen: Salzburgs Betriebe sichern

Jungbauernlandesobmann Bernhard Perwein und Nationalratsabgeordnete Carina Reiter stellen im Interview mit der BauernZeitung ihre zentralen Anliegen und die Eckpunkte des GAP-Positionspapiers der Jungbauernschaft vor.

Perwein und Reiter machen sich für die Anliegen der heimischen, klein- strukturierten Familienbetriebe stark. Dazu gehört auch eine Reihe an Forderungen im Zu- sammenhang mit der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP).

BauernZeitung: Finden Sie, dass die Anliegen der Jungbauern ausreichend Gehör finden?

REITER: Ich habe das Gefühl, dass die Anliegen nicht nur gehört, sondern auch verstanden werden. Man muss natürlich dahinter sein und sich auch immer wieder positionieren, wir haben aber ein sehr gutes Netzwerk und die Wertschätzung den Jungbauern gegenüber ist ganz klar sichtbar.

PERWEIN (ergänzt): Positiv ist natürlich, dass wir mit Carina und Klaus Lindinger jetzt auch jemanden im Nationalrat sitzen haben. Sie sind bei den Entscheidungen mit dabei und können sich Gehör verschaffen.

Stichwort Corona-Krise? Wie ist die Stimmung bei den Hofübernehmern?

PERWEIN: Das ist von Branche zu Branche unterschiedlich. Aber generell ist die Landwirtschaft bis jetzt – und ich hoffe auch weiterhin – mit einem blauen Auge davongekommen. Aus Direktvermarkter-Sicht kann ich aber sagen: Der Hype um regionale Lebensmittel hat schon wieder nachgelassen.

REITER: Ich sehe das ähnlich wie Bernhard. In gewissen Bereichen ist die Stimmung sicher ausbaufähig. Bei den Hofübernehmern merke ich aber eine positive Grundstimmung. Gerade Möglichkeiten wie die Covid-Investitionsprämie machen die Umsetzung von Projekten sehr interessant.

Kommen wir zum GAP-Positionspapier. „Einkommen zum Auskommen“ ist eine der fünf zentralen Forderungen. Ein griffiger Titel, der aber vieles offen lässt. Wie soll dieses Ziel aus Sicht der Jungbauernschaft erreicht werden?

REITER: Wir sind stolz auf unsere kleinstrukturierten Familienbetriebe. Genau dort ist das Einkommen aber alles andere als berauschend. Eine Chance zur Verbesserung sehen wir darin, die ersten Hektar stärker zu fördern. Für Jungbauern ist besonders die Existenzgründungsbeihilfe enorm wichtig. Durch sie eröffnen sich bei einer Übernahme viel mehr Möglichkeiten die Betriebe weiterzuentwickeln. Eine gut aufgestellte Investitionsförderung ist ein weiterer Baustein, der zur Stärkung der Betriebe beiträgt.

Biodiversität sowie Klima- und Umweltschutz sind zentrale Ziele des EU-Green-Deals. Sind diese „diktierten“ Vorgaben Hemmschuh für die heimische Landwirtschaft oder gerechtfertigte Forderung?

PERWEIN: Aus meiner Sicht beides. Ich glaube die Landwirtschaft ist Teil der Lösung. Wir haben Flächen und damit auch die Möglichkeit Biodiversitätsmaßnahmen zu setzen. Das soll aber auf freiwilliger Basis passieren und muss entsprechend abgegolten werden. Keinesfalls darf die Landwirtschaft aber als Hauptverursacher dargestellt und alleine zur Verantwortung gezogen werden. Deshalb haben wir auch im GAP-Positionspapier festgehalten, dass andere nicht außen vorgelassen werden dürfen. Private Kleingrundbesitzer sind genauso in der Pflicht. Ein englischer Rasen, wie er in vielen Gärten vorzufinden ist, fördert die Biodiversität sicher auch nicht. Wir fordern daher auch in privaten Gärten einen Blühstreifen – wird im Grünland gemäht, können die Insekten dorthin ausweichen.

ÖPUL – was soll sich ändern und was soll beibehalten werden?

PERWEIN: Grundsätzlich sind wir froh, wenn es in der jetzigen Form weitergeht. Eine starke Forderung die wir aus Salzburg gestellt haben, ist dass Grünlandflächen, die durch umbruchslose Grünlanderneuerung also Kreiselegge und Co. mit klimafitten Arten wie Luzerne und Klee bestellt werden, auch als Grünlandkultur gezählt werden. Nachdem die trockenen Jahre immer mehr werden, wäre den Grünlandgebieten, insbesondere mit der Luzerne, extrem geholfen. Außerdem kann sie helfen die Eiweißlücke zu schließen.

REITER (ergänzt): Im Fokus muss auch stehen, die österreichische Produktion von Lebensmitteln langfristig abzusichern. Deswegen müssen zum Beispiel auch Mehrleistungen beim Tierwohl finanziell abgegolten werden.

Welche Punkte des Positionspapiers sind gerade für die Salzburger Jungbauern entscheidend?

REITER: Für die Jungbäuerinnen und Jungbauern ist auf jeden Fall die Beibehaltung bzw. eine Stärkung der jetzigen Existenzgründungsbeihilfe entscheidend. Konkret sollte aus unserer Sicht die Basisprämie erhalten bleiben und der Zuschuss für Meister sowie Eigentumsübergabe gestärkt werden. Eine weitere Forderung ist die Vereinfachung der Abwicklung der Investförderung und die Möglichkeit einer Pauschalkostenabrechnung für Projekte bis 100.000 Euro.

Ein Blick hinter die Kulissen. Das Positionspapier wurde von Vertretern aller Bundesländer ausgearbeitet? War es schwer eine Einigung zu finden?

PERWEIN: Verblüffender Weise war es bei diesem Positionspapier ziemlich einfach. Es ist im Endeffekt die Verfeinerung, des vor vier Jahren vorgelegten Papiers. Damals gingen die Ansichten schon weit auseinander, aber jedes Bundesland hat seine Interessen schlussendlich untergebracht.

REITER (ergänzt): Heuer waren die Diskussionen extrem konstruktiv. Mich hat das wahnsinnig motiviert wie man gemeinsam das große Ganze gesehen hat, im Detail aber dann auch geschaut hat: Was brauchen wir für unser Berggebiet? Wo gibt es für den Ackerbau wichtige Punkte? Während des Prozesses hat man eindeutig gesehen: Gemeinsam geht mehr weiter.

Was braucht ein Hofübernehmer von der Politik um erfolgreich zu sein und welche Fähigkeiten muss er selbst mitbringen?

REITER: Die Politik muss schauen, dass die Rahmenbedingungen passen (das heißt auch einfach, praktikabel und zeitgemäß) und dass die Mittel da ankommen, wo sie hinsollen. Als Hofübernehmer sollte man wissbegierig, lernfähig, bodenständig und durchsetzungsfähig sein. Das was man gerne macht, macht man meist gut. Denn das heißt man ist bereit sich reinzuhängen und das macht es im Endeffekt aus.

PERWEIN: Dem schließe ich mich an. Planungssicherheit, ist das wichtigste um erfolgreich zu sein. Bei Betriebsinvestitionen geht es meistens um große Summen. Das sollte dann schon mindestens 15 bis 20 Jahre passen. Auch die Existenzgründungsbeihilfe ist ein wichtiger Punkt – auch wenn sie nicht unbedingt zum erfolgreich sein beiträgt. Sie schafft einen Anreiz die Betriebe zu übernehmen und ermöglicht einen guten Start. Unsere klare Forderung ist: Einmal im Leben, soll ein Jungbauer bis 40 Jahren, die Möglichkeit haben die Existenzgründungsbeihilfe zu beantragen.

Die Investförderung sowie die Existenzgründungsbeihilfe sind zwei zentrale Instrumente für Jungbauern um ihre Ideen für den eigenen Betrieb umzusetzen. Könnten diese Fördermaßnahmen aus ihrer Sicht attraktiver gestaltet sein?

REITER: Da ist auf jeden Fall Potential da. Bei der Investförderung könnte der Abwicklungsprozess vereinfacht werden. Auch die Möglichkeit für eine Pauschalkostenabrechnung für Projekte bis 100.000 Euro wäre interessant. Die Existenzgründungsbeihilfe besteht ja aus einigen Bausteinen die Basisprämie soll auf jeden Fall beibehalten werden, den Meisterzuschuss und die Eigentumsübergabe könnte man sicherlich stärken.

Download: GAP Positionspapier Jungbauern

- Bildquellen -

  • Perwein Reiter: Salzburger Bauernbund/Horn, salzburger Volkspartei
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AUTORElisabeth Hasl
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