Die Weinbranche ist im Wandel. Das zeigt auch ein Lokalaugenschein im Burgenland. Trotzdem wollen Winzer profitabel bleiben und erfinden sich stetig neu. Das Weingut Riepl in Gols ist ein Beispiel dafür.
Die Bezeichnungen „Herzkönigin“, „Lebensfreude“ oder „Life“ erinnern zunächst eher an Songtitel. Doch im Weingut Riepl begegnet man ihnen nicht auf der Bühne, sondern im Weinglas – als „flüssige Kompositionen“ aus den Bouteillen „mit Charakter und für Genuss“, sagt Jungwinzerin Susanne.
Knapp 20 unterschiedliche Weine werden jährlich auf dem Betrieb produziert. Tochter
Susanne wird bald den elterlichen Betrieb übernehmen. Als ehemalige Bundesweinkönigin von 2020 bis 2023 (wie schon ihre Mutter Christine von 1992 bis 1994) weiß sie, dass innovative Weine für mehr Aufmerksamkeit sorgen. Vor allem im Hinblick auf Konsumtrends, auf die es nicht immer einfach sei, zu reagieren. „Im Weinbau denkt man generationenübergreifend: Was heute schmeckt, kann in 20 Jahren schon wieder out sein. Die Reben stehen aber trotzdem noch im Feld.“

Die junge Weinbäuerin zeigt sich hochmotiviert: „Ich glaube, dass eine neue Winzergeneration heranwächst, die mit den Herausforderungen umgehen lernt. Man muss die junge Generation aber auch ernst nehmen und ihr Chancen und Möglichkeiten geben.“
“Ich glaube, dass eine neue Winzergeneration heranwächst, die mit den Herausforderungen umgehen lernt.” – Susanne Riepl
15 Hektar Rebfläche bewirtschaften die Riepls aktuell. Dabei ist Winzerin Christine überzeugt: „Zum Überleben werden wir aber mehr Flächen brauchen.“ Dennoch wollen die Riepls „langsam und ‚gesund‘ wachsen“. Weingärten für diesen Plan gäbe es in Gols genug. 2024 ist die Rebfläche in der zu den bekanntesten Weinorten Österreichs zählenden Gemeinde um zehn Prozent auf rund 1.000 Hektar geschrumpft. Allerdings müssen für den Absatz neue Märkte gefunden werden, wissen auch die Riepls.

Weil mehr Flächen gleichzeitig auch mehr Arbeit bedeuten, sieht Susanne Riepl das Potenzial in neuen Maschinen etwa zur Lese. Sie sehe jedenfalls keinen qualitativen Nachteil durch die maschinelle Traubenernte, „wenn man in den Monaten davor im Weingarten alles vorbereitet und richtig macht“. Als Vorteile führt sie „die Schnelligkeit und die Zeitunabhängigkeit“ an. So könne auch in der Nacht bei kühlen Temperaturen gelesen werden. „Wir arbeiten mit einem Lohnunternehmen zusammen. Abgerechnet wird nach gefahrenen Metern. 17 Cent pro Meter ergeben umgerechnet Kosten von rund 680 Euro pro Hektar.“
Guter Zusammenhalt im Ort
Besonders hebt das Mutter-Tochter-Duo den guten Zusammenhalt zwischen den örtlichen Winzern hervor. „Es gibt ungefähr hundert Weinbaubetriebe, aber keiner ist sich gegenseitig etwas neidig.“

Auch wenn die Riepls mit ihren 15 Hektar zu den eher Kleineren gehören, gebe es keine Missgunst etwa gegenüber den Größeren. Zu diesen zählt Michael Allacher. Als Winzer und gewitzter Unternehmer hat er vor nicht einmal zehn Jahren sein Weingut auf den neuesten Stand gebracht und dafür weit mehr als vier Millionen Euro investiert. Mit der Traubenernte von 120 Hektar, ein guter Teil zugekauft, füllt er 700.000 bis 800.000 Flaschen Wein pro Jahr. Einen großen Abnehmer dafür hat er in der Supermarktkette Spar gefunden. Die Hälfte seiner Weine verkauft er an sie, ein Fünftel an die Gastronomie und den Rest an Kunden ab Hof. Mit Events und auch alkoholfreiem Wein lockt er an mehreren Abenden im Jahr hunderte Personen auf den Salzberg.
Weinkonsum im Wandel
Österreich hat eine Weinbaufläche von 44.210 Hektar. Im weltweiten Vergleich sind das gut ein Prozent. „Als kleines, weinbautreibendes Land können wir nur mit Qualität punkten und nicht mit Massenprodukten. Dabei ist der Aufstieg der österreichischen Weinwirtschaft über Jahrzehnte gigantisch, weil sie immer am Puls der Zeit war und ist“, betont der Präsident der LK Burgenland, Nikolaus Berlakovich. Im Burgenland wird anders als noch vor einigen Jahren wieder mehr Weißwein angebaut, das Verhältnis von Weiß- und Rotweinen hat sich auf etwa 50:50 eingependelt. Trotzdem war 2024 „das Rotweinjahr“, bestätigt Jürgen Wurzinger vom Lagerhaus Gols, in dem ein hauseigenes Weinlabor die Winzer serviciert.

Im Österreichischen Weinbauverband blickt man derweil mit Skepsis in die weitere Zukunft, weil von Jahr zu Jahr immer weniger Wein konsumiert wird. Direktor Josef Glatt ist dennoch überzeugt, dass „das Kulturgut Wein auch weiterhin erhalten bleiben wird“. Dieses dürfe aber nicht mit harten oder industriell erzeugten Alkoholika in einen Topf geworfen werden.
Quelle: BZ/Merl/LKÖ
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- Susanne Riepl: Paul Breuss
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- Weinbauflächen Österreich: BZ/Merl/LKÖ
- Familie Riepl: Paul Breuss