Hier wächst Zukunft“ steht in Großbuchstaben über dem Eingang in die Landwirtschaftsschule Schlierbach. Passend für eine Ausbildungsstätte – und passend für den „OÖ Agrarinnovationstag 2024“, zu dem das Agrarressort des Landes vergangene Woche geladen hatte. Dieses hat mit der Veranstaltung zum Ziel, ganz bewusst über den Tellerrand hinauszuschauen, Innovationen, neue Ideen und neue Einkommensmöglichkeiten aufzuzeigen sowie Anregungen zu geben, wie man allenfalls den eigenen Betrieb weiterentwickeln kann. „Die Existenz der Höfe zu sichern ist eine gute Investition in die Zukunft“, so Agrarlandes-
rätin Michaela Langer-Weninger. So war die Veranstaltung nicht nur vor Ort sehr gut besucht, sondern durch 1000 Online-
Zuseher auch per Livestream.
„Das Gute ist schon im Kopf“
Neue Denkansätze erfordern Mut und Motivation – und genau davon gaben die Referenten auf der Bühne dem Publikum eine ordentliche Portion mit nach Hause. Christoph Teller, Institutsvorstand und Professor für Marketing und Handelsmanagement an der Johannes Kepler-Universität Linz, eröffnete mit folgender Botschaft: „Es gibt keine andere Branche, die so nahe am Konsumenten ist und dessen tägliches Leben so sehr beeinflusst wie Sie“. Mit Krisenstimmung im Kopf werde vermehrt auf Aktionen geachtet, die zudem „süchtig“ machen würden. Es gebe dennoch genügend Menschen, die nicht sparen müssen. Seine Tipps: Durch Nähe Vertrauen und Kundenbindung schaffen, digitale Präsenz forcieren und generell akzeptieren, dass alte Gewohnheiten langsam aussterben. Der Diskrepanz zwischen Konsumentenwunsch und tatsächlichem Einkaufsverhalten gewinnt Teller auch Positives ab: „Das Gute ist zumindest schon im Kopf“, so der Experte, der Konsument wisse, was eigentlich zu tun sei. Jeder für Lebensmittel ausgegebene Geldschein sei ein „Stimmzettel“ für das künftige Angebot, „denn irgendwann müssen wir Konsumenten das ausbaden, was wir wählen.“
Sich für die Zukunft entscheiden
Das Treffen von Entscheidungen war auch im Vortrag von Ali Mahlodji, oft bezeichnet als „der Philosoph der Arbeitswelt“, ein zentraler Punkt. „Um Zukunft zu gestalten, müssen wir handlungsfähig sein“, so Mahlodji. Das geschehe durch Bildung, aber auch die Erkenntnis der eigenen Selbstwirksamkeit. „Abseits von Druck und Erwartungshaltungen sind wir Menschen experimentierfreudig und lernbereit“, ist Mahlodji überzeugt. Einblicke in seine eigene Geschichte, die vom Flüchtlingskind über den stotternden Schulabbrecher zum international erfolgreichen Unternehmer und gefragten Vortragenden führt, untermalten seine Botschaften. „Zukunft ist eine Entscheidung“, lautet sein Credo. Es brauche die Dynamik der Jugend genauso wie die Weisheit des Alters. Schlusssatz: „Alles beginnt mit der eigenen Aktion.“
Einen Überblick über die Vielfalt der EU-Förderungen, die vom Land OÖ unterstützt werden, gab Wolfgang Löberbauer aus der Abteilung Land- und Forstwirtschaft. Danach waren Bäuerinnen und Bauern am Wort, die den Schritt von der Zukunftsvision zur gelebten Praxis schon geschafft haben (siehe Beispiele rechts).
Tofu für Speckfreunde
Magdalena und Michael Hofer aus Arnreit zeigten sich als Biobauern mit Mut zur Vielfalt. Sie sind Direktvermarkter von Fleisch, Getreide und Hülsenfrüchten, die sie zu Tofu und Tempeh verarbeiten. Die von Vegetariern und Veganern geschätzten Produkte gebe es auch geräuchert, „den Mühlviertler Geschmacksknospen angepasst, also speckig und rauchig“, so Hofer. www.bio-hofer.at
Fisch im Hof
Seine Indoor-Kreislaufanlage für Afrikanische Welse in Aquakultur stellte Christoph Rott aus Pötting vor, der den Betrieb gemeinsam mit seinem Bruder führt. „Zum Umsetzen jeder neuen Idee braucht es auch viel Leidenschaft“, ist Rott überzeugt. In seinem Fall habe das etwa bedeutet, sich enorm viel Fachwissen anzueignen und exakte Pläne zu haben. www.hoffisch.at
Neue Hofmolkerei
Lisa und Stefan Niedermair-Auer betreiben den Toblerhof, einen Milchviehbetrieb in Lambach. Sie haben sich 2019 entschieden, in ihre Zukunft zu investieren und Stall, Hofmolkerei und Hofladen neu zu errichten. Sie beliefern täglich 1500 Kinder mit Schulmilch, produzieren Speiseeis und bieten Schule am Bauernhof an. www.toblerhof.at
Mäster mit Visionen
Thomas Reisecker aus St. Georgen bei Obernberg beschreibt sich selbst als „ganz normaler, konventioneller Schweinemäster“, doch wer ihn kennt, kennt auch sein ausgeprägtes Engagement in Richtung Tierwohl, Weiterbildung und Fortschritt. Daher ist er auch im Forschungsprojekt „iBeSt“ dabei sowie Fachgruppen-Obmann im VLV. www.schweine.at
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- 11 48 Redner: Land OÖ/Gerstmair