„Zu helfen ist selbstverständlich“

Landwirtschaftskammerrätin und Vizebürgermeisterin von Lofer, Angelika Hofer, nimmt zu den Unwetterereignissen, tagespolitischen Themen und landwirtschaftlichen Dauerbrennern Stellung. Sie erzählt auch von einer neuen Kooperation, die es ihr ermöglicht ihre Pinzgauer Ochsen regional zu vermarkten.

BauernZeitung: Eines der stärksten Regenereignisse der vergangenen drei Jahrzehnte hat Lofer getroffen. Gibt es große Schäden?

HOFER: Lofer ist glücklicherweise mit einem blauen Auge davongekommen. Wir haben keine gröberen Schäden zu beklagen. Eine kleinere Brücke wurde in Mittleidenschaft gezogen, aber der Schaden ist bereits behoben. Auch in der Landwirtschaft hat es – soweit mir bekannt – im Ort keine größeren Schäden gegeben. In den Nachbargemeinden sind aber kleinere Muren abgegangen.

Unter den Ersthelfern sind Bäuerinnen und Bauern oft zahlreich vertreten, um mit Muskelkraft und Traktoren beim Aufräumen zu helfen. Woher kommt diese enorme Hilfsbereitschaft? Und wird dieses mitunter zu wenig gewürdigt?

Das ist eine gute Frage. Ich glaube, bei uns in den Salzburger Gemeinden gehört es dazu, dass man sich hilft. Es ist selbstverständlich – gerade unter der Bauernschaft. Bereits den Kindern wird vorgelebt, dass man am Hof mitanpackt und benachbarten oder befreundeten Landwirten hilft, ob nun bei der Ernte oder wie zuletzt bei den Unwetterereignissen. Ich finde es gut, dass auf dieses Engagement aufmerksam gemacht wird. Vor kurzem etwa habe ich auf Facebook von „Bauer Willi“ etwas derartiges gelesen. Er hat ein Video reingestellt mit einer Traktorenkolone von Helfern. Schmunzelt. Dazu meinte er: Bei Bauern funktionieren die Traktoren wenigstens, nicht wie bei der Bundeswehr, wo sie schon ganz verrostet sind.

Wenden wir uns einem Dauerbrenner der letzten Jahre zu – dem Ansturm auf die Almen. Lofer ist dahingehend ein beliebtes Ausflugsziel. Auch heuer?

Ja, auch in diesem Jahr hatten wir zahlreiche Besucher und rechnen mit vie­len weiteren. Seit der Corona-Krise merkt man einen deutlichen Anstieg. Dadurch werden natürlich auch die Prob­leme mit den Freizeitnutzern größer. Oft meinen die Leute die Almen gehören allen. Dass es einen Besitzer gibt und man gewisse Verhaltensregeln einzuhalten hat, ist ihnen oft nicht bewusst. Hier gilt es anzusetzen. Ich glaube, es ist wichtig Probleme wie diese rasch anzusprechen und etwas dagegen zu unternehmen. Bei den Freizeitkonflikten braucht es die Kommunikation zwischen Bauernschaft, Gemeinden und Tourismusverband. In Lofer etwa setze ich mein Vertrauen in die Vermieter: Sie sollen den direkten Kontakt zu den Gästen nutzen und sie über ihre Pflichten und das richtige Verhalten in den Bergen und auf der Alm aufklären.

„Es ist wichtig
Nutzungskonflikte rasch anzusprechen und etwas dagegen zu unternehmen.“

Ein anderer Störenfried auf den Almen ist der Wolf. Auch in Lofer?

Wir wissen es nicht genau. Bei Nutztieren ist er zumindest noch nicht nachgewiesen worden. Aber in Tirol, etwa 25 Kilometer von uns entfernt, trieb er vergangenes Jahr sein Unwesen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, dass er auch bei uns „aufschlägt“. Dann sollten wir gerüstet sein. Dahingehend ist die Einigung der Salzburger Landesregierung zur Entnahmemöglichkeit ein Lichtblick für uns Bauern. Wir können unsere Tiere nun in einem vernünftigen Rahmen schützen. Denn der Herdenschutz, das ist uns allen klar, funktioniert in weiten Teilen Salzburgs nicht.

Zu einem ganz anderen Thema: Mit dem Pinzgauer Ochsen-Projekt gibt es in Ihrer Region eine spannende Kooperation. Nehmen Sie daran teil? Wenn ja, was sind die Vorzüge?

Ja, seit letztem Jahr nehmen wir mit unserem Betrieb am Projekt teil und vermarkten unsere Ochsen da-rüber. Meine Erfahrungen sind sehr positiv, alles funktioniert einwandfrei. Auch der finanzielle Aspekt ist positiv hervorzuheben. Natürlich freut es mich auch, dass unser Fleisch in der Region bleibt. Zudem finde ich es gut, dass die Initiative gestartet worden ist. Das Pinzgauer Rind soll sich bei uns wieder mehr etablieren. Es passt perfekt zur Region und ist robust dazu.

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AUTORElisabeth Hasl
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