Zeitenwende

Gastkommentar von Prof. Hubert Wachter, Publizist

Prof. Hubert Wachter, Publizist ©News/Ricardo Herrgott
Prof. Hubert Wachter, Publizist ©News/Ricardo Herrgott
Die 53. Münchner Sicherheitskonferenz. Sie war diesmal besonders brisant. Als unsichtbarer, aber stetiger Gast war US-Präsident Donald Trump immer dabei. Er, der vielgescholtene Rüpel im Weiöen Haus, der Unangepasste, der Protektionist, war in München äuöerst hilfreich. Vor allem darin, Europa in dessen Erregung über ihn von eigenen substanziellen Existenzfragen abzulenken. Die Flüchtlingskrise. Milliardenschwere Staatsschulden. Millionen an Arbeitslosen. Die soziale Schieflage des Kontinents. Fehlende Solidarität der Unions-Staaten. Kleinstaaterei samt politischem Rechtsruck. Dazu die anhaltende Vertrauenskrise der Bürger in die Regierenden. Dem alten, in all diesen Fragen ziemlich hilflos wirkenden Kontinent stehen 2017 zudem entscheidende Weichenstellungen bevor: Wenn Marine Le Pen im Mai Präsidentin Frankreichs wird und mit Gerd Wilders in Holland die extreme Rechte zudem obsiegt, geht es nach dem “Brexit” Groöbritanniens der EU wirklich ans Eingemachte. Selbst dann sollte in Berlin bei den Bundestagswahlen Angela Merkel die SPD mit Martin Schulz, vor allem aber Frauke Petry und deren rechte AFD in Schach halten können. Dies ist das Szenario der drohenden Zeitenwende daheim, Trump in Washington hin oder her. Dass halb Europa zur Stunde Österreichs links-liberalen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen als den lebenden Beweis dafür feiert – wie unlängst in den EU-Zentralen geschehen – dass es indes durchaus möglich ist, einer derartigen Zeitenwende auch zu trotzen, ist protokollarisch erfreulich. Ändert aber nichts an der Dringlichkeit für Europa, sich endlich selbst und jetzt wirklich am Riemen zu reiöen. Um der eigenen Existenz willen.

E-Mail: wachter.hubert@aon.at

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