Wolfsrisse bringen die heimische Almen-, Land- und Tourismuswirtschaft zunehmend unter Druck. In Tirol ist die Situation besonders prekär – rund die Hälfte aller Risse in Österreich werden in Tirol verzeichnet. Um die heimischen Almbäuerinnen und Almbauern zu unterstützen, werden Bundeskanzler Karl Nehammer und Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig eine Diskussion auf EU-Ebene anstoßen. Gegenüber der Bauernzeitung äußerten sich BK Nehammer, BM Totschnig, Tirols LK-Präsident NR Josef Hechenberger und Forum-Land-Landesobmann NR Hermann Gahr zur Problematik:

Bundeskanzler Karl Nehammer

„Der Schutzstatus des Wolfes wird über eine EU-Richtlinie geregelt, die 30 Jahre alt ist. Sie entspringt einer Zeit, in der es in Österreich keine Wölfe mehr gab. Jetzt ist die Situation anders. Es ist an der Zeit, die Realität auf Österreichs Almen anzuerkennen und diese Richtlinie neu zu bewerten. Es kann nicht sein, dass die Europäische Kommission dabei zusieht, wie unsere Almwirtschaft bedroht wird, weil ein Raubtier geschützt wird, das längst nicht mehr vom Aussterben bedroht ist.“

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig

„Wir brauchen Naturschutz mit Hausverstand. Bundeskanzler Nehammer und ich haben vollstes Verständnis für unsere Almbäuerinnen und Almbauern. Daher werden wir das Thema auf EU-Ebene aufs Tapet bringen und zu einem Schwerpunkt machen. Fakt ist: Der Wolf ist ein Raubtier! Problemwölfe, die wiederholt Nutztiere reißen und in Siedlungsgebieten auftauchen, müssen entnommen werden können. Ansonsten werden heimische Almen bald nicht mehr bewirtschaftet werden können, Wanderwege werden gesperrt. Das kann keiner wollen!“

LK-Präsident NR Josef Hechenberger

„In der Frage nach einem praktikablen Wolfsmanagement versuchen wir seit Jahren unseren Verpflichtungen auf Landesebene nachzukommen. Gleichzeitig braucht es jedoch gerade was das Wolfsmanagement und -monitoring auf nationaler Ebene betrifft, ein länderübergreifendes Zusammenarbeiten, ähnlich wie mit den benachbarten Ländern Bayern und Südtirol.“

NR Hermann Gahr

„Wir brauchen einen starken Landwirtschaftsminister und Bundeskanzler, die die Ängste und Bedenken der heimischen Alm- und Berglandwirtschaft verstehen und uns dabei helfen, dieses Problembewusstsein in Brüssel zu wecken. Letztendlich geht es um den Erhalt des Kulturgutes Alm, deswegen freut es uns, dass sich Bundeskanzler Karl Nehammer und Minister Norbert Totschnig für unsere Bauernfamilien einsetzen.“

Fakten

  • Der Schutzstatus des Wolfes wird über die FFH Richtlinie der EU und die internationale Berner Konvention geregelt.
  • Auch BOKU Experte Hackländer forderte zuletzt eine Überprüfung der EU-Richtlinie.
  • 2021 wurden in Österreich rd. 680 Risse von Nutztieren durch Wölfe dokumentiert. 2020 waren es rd. 330 – dieses Problem wird also immer größer. Rund die Hälfte der Risse war in Tirol.
  • In Österreich gibt es ca. 23.800 Betriebe mit Almauftrieb auf mehr als 8.000 Almen, davon über 4.540 mit Behirtung. Rund 2.100 Almen gibt es in Tirol und damit rd. 25 Prozent aller heimischen Almen.
  • Der Zuwachs der Wolfspopulation ist enorm – Zuwachsraten bis zu 30 Prozent.
  • Die „Large Carnival Initiative“ sagt klar, dass der Wolf nicht mehr vom Aussterben bedroht ist.

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