Wolf besiegelt Schicksal der Lavanter Alm

Seit 2020 konnten Lavanter Landwirte nur weniger als die Hälfte der üblichen Almwochen nutzen. Der erstmalige Riss eines Rindes zeigt erneut die Notwendigkeit einer Entnahme von Problemwölfen auf.

Seit Generationen wird die Lavanter Alm bestoßen.

Der Riss eines 300 Kilogramm schweren Rindes ist der traurige Höhepunkt einer Reihe von Rissgeschehen auf der Lavanter Alm. Nun haben die zwei verbleibenden Lavanter Schafbauern die Konsequenzen gezogen und ihre Tiere abgetrieben. Somit verbleiben auf der Alm noch 15 Rinder. Die Bilanz seit 2020: 17 statt 40 Almwochen, neun Angriffe, 61 tote Schafe, zwei Ziegen und ein Rind.

Quelle: Klemens Kreuzer
Der gerissene Ochse war elf Monate alt und wog 300 Kilogramm.

Maßnahmen zum Herdenschutz ausgeschöpft

Mit Unterstützung des Landes Tirol wurden in dieser Almsaison entsprechende Maßnahmen zum Herdenschutz ergriffen, unter anderem die ständige Behirtung und das Errichten von Elektrozäunen. Trotzdem kam es innerhalb von drei Wochen zu insgesamt sechs Angriffen. Die Situation ist auch für die Hirtin, die täglich die Tiere sichtete, Zäune kontrollierte und die Schafe abends in den Pferch trieb, nicht mehr zumutbar. Für die Landwirte sind Herdenschutzmaßnahmen mit massivem Aufwand und Kosten verbunden. „Die Finanzierbarkeit der Herdenschutzmaßnahmen ist ohne massive Förderung nicht möglich“, erklärt Klemens Kreuzer, Ortsbauernobmann und Bezirksobmann Forum Land Lienz. Die Jägerschaft will den Bauern beistehen und bei gültiger Verordnung mit größter Entschlossenheit versuchen, die Entnahme durchzuführen. Hilfreich wäre hier der Einsatz von Nachtsichtgeräten, der nach Tiroler Jagdgesetz verboten ist.

Das Rissgeschehen betrifft nicht nur Landwirte, sondern auch Tourismus und Allgemeinheit. Der Drei-Törl-Weg ist eine beliebte Wanderroute und die auf 1800 Höhenmetern gelegene Lavanter Alm wird dabei durchquert.  „Ich würde derzeit niemandem empfehlen, dort oben zu wandern. Die Kadaver sind auf der gesamten Alm verteilt. Die Hirtin muss nur noch den Gänsegeiern folgen“, warnt Kreuzer.

Entnahme im Interesse der Allgemeinheit

Klar muss auch sein, dass die Alm bei fehlender Bewirtschaftung binnen kürzester Zeit nicht mehr als Alm erkennbar sein wird. Dieses Kulturgut wird unwiederbringlich zuwachsen. Die Lavanter Alm wird seit Generationen bestoßen. Resigniert man vor Beutegreifern, wird dieses Engagement zunichte gemacht. Zwei Landwirte haben die Schafhaltung bereits beendet, weitere stehen kurz vor dieser Entscheidung.

Die Rinder von Klemens Kreuzer weiden noch auf der Alm. „Wenn wir die Tiere jetzt abtreiben, zieht der Wolf weiter und umliegende Almen werden auch betroffen sein. Das hat sich die letzten Jahre bereits gezeigt.“

- Bildquellen -

  • 1659634452798: Klemens Kreuzer
  • Ed7d0408 77ed 55bb 9f52 1b454f9b8b20: Klemens Kreuzer
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