„Wir brauchen ein kollektives Innehalten in der Gereiztheit“

Diözesanbischof Hermann Glettler lud auch heuer wieder zu einem Weihnachtsgespräch, bei dem er zu einigen aktuellen Themen, die uns alle bewegen, Stellung bezog.

Bischof Hermann Glettler vor der Krippe in seiner Wohnung am Innsbrucker Domplatz

Zunächst meinte er, dass sein persönlicher Heiliger Abend coronabedingt einfach, aber jährlich etwas nachdenklicher gefeiert wird. Glettler unterstrich die Bedeutung von Weihnachten und sagte, es handelt sich dabei um ein Fest, das angesichts gesellschaftlicher Bruchlinien und globaler Bedrohungen neue Bedeutung gewinnt. Stille wird kostbarer. Und wir brauchen in der aktuellen Gereiztheit ein „kollektives Innehalten“, wie es in der Erklärung der Österreichischen Bischofskonferenz zur aktuellen Impfdebatte gefordert wird.

Sodann Glettler wörtlich: „Am Heiligen Abend werde ich wieder einen Gottesdienst im Hospizhaus in Hall feiern. Gerade heuer wurde uns in der Sterbehilfe-Debatte die Bedeutung dieser Einrichtungen ganz besonders bewusst. Hospizversorgung und Palliativmedizin soll in ganz Österreich im kommenden Jahr ausgebaut werden.“

Täglich „Baumeister der Hoffnung“ sein

Entscheidend für den Bischof ist, dass wir als Kirche für alle Menschen einen „Dienst der Zuversicht“ leisten. All unsere Beziehungen brauchen einen weihnachtlichen Geist. Wir alle sollten täglich „Baumeister der Hoffnung“ (Papst Franziskus) sein, so Glettler. Sodann widmete sich der Bischof dem Thema Flüchtlinge auf Lesbos. Er besuchte genau vor einem Jahr diese Insel und sah das Elend. Er trat für die Aufnahme von Flüchtlingen ein.

Glettler: „Wir Bischöfe unterstützen jede Form einer geordneten Verteilung und Aufnahme von Flüchtlingen aus Griechenland, denen bereits Asylrecht in Europa zuerkannt wurde. Besonders wichtig ist zusätzlich zur mehr symbolischer Aufnahme einer kleinen Anzahl von Geflüchteten – ich spreche immer noch von 100 Familien – eine gute Integration jener, die sich schon lange in Österreich aufhalten.“

In einigen Pfarren und politischen Gemeinden sind viele Menschen sehr engagiert, um den Fremden das Ankommen zu erleichtern. „Das wollen wir als Kirche weiterhin tun! Mit einem guten Geist, Zuversicht und „Fröhlichkeit im Herzen“ (Angela Merkel) können wir sehr viel schaffen. Mit Misstrauen und Missgunst wird alles zum Problem“, so unser Oberhirte. Die Initiativen, Projekte und konkreten Aktionen, die es zum Canisius-Jahr anlässlich des 500. Geburtstages unseres Diözesanpatrons Petrus Canisius gab, werden nun in Form einer Handreichung dokumentiert, so dass sie angepasst situations- und ortsbedingt wiederholbar sind. „Wichtig ist, dass wir den Mut und die Glaubenskraft des hl. Petrus Canisius als Haltung mitnehmen“, so Glettler. 

Aufruf zur Teilnahme an den Pfarrgemeinderatswahlen

Gläubige Menschen sind „,mittendrin“ im Leben unserer Gesellschaft. Das ist auch das Motto der Pfarrgemeinderatswahlen im März 2022, auf die der Bischof jetzt schon aufmerksam macht. „Wir brauchen viele Frauen und Männer, die etwas von ihrer Zeit, Kompetenz und Kreativität der Gemeinschaft zur Verfügung stellen, damit Kirche ihre Berufung heute leben kann.“

Seit dem vergangenen 8. Dezember befinden wir uns im Jahr, das dem heiligen Josef gewidmet ist. Dazu der Bischof: „Die Katholische Aktion hat eine eigene digitale Veranstaltung konzipiert, die der Frage nach einem zeitgemäßen Mann-Sein und einer spezifischen Spiritualität für Männer nach dem Vorbild des hl. Josef nachging.“

Die Diözese Innsbruck startet vom Petrus-Canisius-Jubiläumsjahr direkt in die Weltsynode der Katholischen Kirche. Glettler dazu: „Unser Diözesanpatron hat uns einiges vorgelegt. Wenn wir seinen Eifer für die Verkündigung der Frohbotschaft Jesu ernstnehmen, dann sind wir bei der zentralen Fragestellung, die Papst Franziskus vorgegeben hat: Wie können wir als katholische Kirche gemeinschaftlicher, partizipativer und missionarischer werden? Das Fremdwort Synodalität bedeutet Weggemeinschaft – also ernsthaftes gemeinsames Unterwegssein. Ich bitte alle, die an einer lebendigen Kirche interessiert sind, ihre Erfahrungen und Vorschläge an www.dibk.at zu senden. Auf unserer diözesanen Homepage findet sich eine ausgesprochen einfache Teilnahmemöglichkeit.“

Ausblick auf Jubiläen im Jahr 2024

Unsere Bischofskirche, der Dom zu St. Jakob, wird als barocke Stadtpfarrkirche am 9. September 2024 300 Jahre alt. Fast zur selben Zeit feiert die Diözese Innsbruck das 60-jährige Bestehen. Mit Sicherheit, so der Bischof, werden wir neben der kunsthistorischen Würdigung unserer Bischofskirche, die ein außergewöhnliches Beispiel einer barocken Gesamtinszenierung darstellt, auch einige geistliche Akzente setzen.

Abschließend hob Bischof Glettler die schöne soziale Aktion, welche die Katholische Jugend in Lienz durchführte. hervor. 120 Anliegen und Wünsche konnten von einem Weihnachtsbaum genommen und erfüllt werden. Es waren Aufgaben der Wertschätzung im sozialen Miteinander. Innerhalb kürzester Zeit waren die Wunschkärtchen weg und wurden erfüllt. Glettler schätzt auch den ungebrochen regen Andrang bei den Rorate-Gottesdiensten, sobald dies nach dem Lockdown wieder möglich war.

- Bildquellen -

  • Glettler Weihnachtsgespräch (2): Dr. Heinz Wieser
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AUTORDr. Heinz Wieser
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