Bei der Wahl der Weizensorten für den bevorstehenden Herbstanbau rückt aufgrund der Preisentwicklung am Düngermarkt die effiziente Nutzung des Hauptnähr­stoffes Stickstoff in den Vordergrund. Eine Maßzahl für die N-Effizienz der Sorten ist der Kornprotein­ertrag pro Hektar; er soll möglichst hoch sein.
Als effiziente Verwerter des Stickstoffs können folgende Sorten angesehen werden: In der pannonischen Region die Qualitätsweizen Alicantus, Arameus, Arnold, Artimus, Ekonom, Mandarin und Lennox. In den Übergangs- und Feuchtlagen treten Aurelius, Bernstein, Ethan, Exakt, Gerald, Monaco, Spontan und SU Habanero positiv hervor. Auf Biostandorten setzten Adamus, Alessio, Arminius, Arnold, Aurelius und Mandarin den Stickstoff am besten in Kornprotein um.
Die Preissprünge zwischen den Qualitätsstufen sind größer als früher. Laut Wiener Notierung betrug die Preisdifferenz zwischen Premium- und Mahlweizen nach den Ernten 2017 bis 2020 im Mittel nur 15 Euro/t, seit Juli 2021 sind es durchschnittlich 40 Euro/t. Zeitweilig betrug der Abstand sogar mehr als 50 Euro/t. Weil vom teuren N-Dünger weniger angewendet wird, dürfte der Anteil proteinreicher Partien tendenziell abnehmen. Es ist wahrscheinlich, dass eine hohe Weizenqualität auch 2023 honoriert wird.

Qualitätsweizen für Ostösterreich

Der frühreife und mittelgut standfeste (Note 4) Activus hat in der Ostregion ertraglich durchwegs überzeugt. Allerdings begrenzen die erhöhte Auswuchsneigung und ein mäßiger Proteingehalt seine Verbreitung. Zudem wird Activus von der neuen Gelbrostrasse leichter infiziert. Auch Axaro (Lager 5) kommt mit einem knappen Wasserangebot vergleichsweise gut zurecht. Das Hektolitergewicht ist hoch, der Proteingehalt knapp ausgeprägt. Artimus ist kurzhalmig und standfest (Note 3), reift zeitig und passt insbesondere für mittlere und schwächere Böden des Pannonikums. Das hohe Hektolitergewicht mündet in eine ebensolche Mehlausbeute. Ekonom (Lager 4) wehrt die Rostpilze erfolgreich ab, das Hektolitergewicht ist mittel und der Eiweißgehalt überdurchschnittlich. Ekonom eignet sich sowohl für die pannonische Region als auch das Alpenvorland. Mit seiner effizienten N-Nutzung erreicht Arameus einen hohen Proteingehalt, aktuell gibt es wenig Saatgut. Der standfeste (Note 3) Monaco widersteht den Fusariumpilzen gut und folgt daher öfter nach Mais, auf Braunrost ist zu achten. Auch Midas (Lager 4) ist bei Ährenfusarium günstig eingestuft, für Gelbrost ist er empfindlicher. Aurelius ist standfest (Note 3), für die meisten Blattkrankheiten gering bis mittel anfällig, wird von feuchtem Wetter zur Reifezeit wenig beeinträchtigt und verbindet ein hohes Hektolitergewicht mit einem mittleren Eiweißgehalt. Der kurzstrohige Christoph (Lager 3) reagiert auf Fusariuminfektionen sensibler, Auswuchswetter schädigt ihn kaum. Energo (Lager 5) bringt relativ stabile Erträge und höhere Proteinwerte. Der Kolbenweizen Bernstein ist trotz des längeren Wuchses standfest (Note 3), von Mehltau und Braunrost kann er mehr betroffen sein. Aufgrund der späten Reife ist er für Böden mit guter Wasserspeicherkraft gedacht. Capo (Lager 7) ist langhalmig, sein Schwerpunkt ist mittlerweile im Biolandbau. Der frühreife Arnold (Lager 5) vereint ein mäßiges Ertragspotenzial mit einer bemerkenswerten Kornqualität. Auch ohne späte N-Gabe schafft er häufig einen Proteingehalt von 14 %.

Qualitätsweizen für Feuchtlagen

Auch in Feuchtlagen außerhalb Ostösterreichs werden Qualitätsweizen mit Erfolg kultiviert, teilweise decken diese den Bedarf von Mühlen in der Region. Die Erzeugung proteinreicher Partien ist hier aber aufwändiger. Aurelius brachte gute Leistungen, wegen der Anfälligkeit für Ährenfusarium sollen Ernterückstände von Mais sauber untergepflügt werden. Bernstein hat seine Eignung für die Feucht- und Übergangslagen wiederholt bestätigt. In Jahren mit anhaltender Blattnässe im Schossstadium ist die Fungizidstrategie auf die Septoria tritici-Blattdürre auszurichten. Monaco war in ertraglicher und qualitativer Hinsicht recht zufriedenstellend, von Ekonom liegen einjährige positive Daten vor.

Mahlweizen für das Feuchtgebiet

Im Alpenvorland, im Mühl- und Waldviertel, im südöstlichen Flach- und Hügelland und in Kärnten dominieren die Mahlweizen den Anbau. Im Dezember 2021 wurde das Sortiment durch zwei vielversprechende Neuzüchtungen ergänzt. SU Habanero zeigt eine mittlere Halmlänge, ist standfest (Note 3), hat ein solides Gesundheitsprofil und reift mittelspät. Er ist in allen Anbaugebieten leistungsfähig, das Hektolitergewicht ist mittel. Der kurzwüchsige und stabile (Lager 2) Thalamus benötigt selbst auf Schlägen mit regelmäßiger organischer Düngung kaum eine Wuchsregulierung. Tiberius (Lager 4) reift einige Tage früher und entspricht im Alpenvorland, den südöstlichen und südlichen Regionen. Für Braunrost ist er anfälliger, das hohe Hektolitergewicht ist wertvoll. Apostel ist für Blattkrankheiten gering bis mittel anfällig, die mittlere Lagerneigung (Note 5) erfordert öfter den Einsatz eines Wachstumsreglers. Der später reifende WPB Calgary ist standfest (Note 2) und resistent gegen Gelbrost, jedoch empfindlich für Ährenfusarium. Aufgrund des niedrigen Hektolitergewichts und Eiweißgehaltes wird er vornehmlich als Futter- und Ethanolweizen genutzt. Gerald (Lager 4) verwertet den Stickstoff effizient, ist proteinreicher und zählt zu den Mahlweizen mit der besten Backfähigkeit. Auch der blattgesunde Exakt punktet mit guter Kornqualität. Heuer lagerte er mehr als es seine Beschreibung (Note 4) erwarten ließ. Wer einen unkomplizierten Weizen sucht, wird bei Spontan fündig. Er kombiniert eine gute Standfestigkeit (Note 2) mit Fusariumtoleranz und einem mittleren Proteingehalt. Der kurzhalmige, stabile (Lager 3) und spät reifende RGT Reform (EU-Sorte) verlangt dichtere Bestände und sollte nicht zu spät gesät werden. Hingegen ist Siegfried (Lager 4) ein kornzahlbetonter Ährentyp, er kommt mit den unterschiedlichsten Bedingungen zurecht.

Futterweizen und Sonstige Weizen

Der mittel reifende und standfeste (Note 3) Ethan ist in allen Gebieten ertragsstark, auf die Empfindlichkeit für Braunrost ist Rücksicht zu nehmen. Der langjährig angebaute Hewitt (Lager 3) ist für die Mehrzahl der Blattkrankheiten nun mittel bis stärker anfällig, die neue Gelbrostrasse infiziert ihn weniger. Bei Chevignon (EU-Sorte) erfordert die Sensibilität für Ährenfusarium in Jahren mit verregneter Blüte eine potente fungizide Unterstützung.

Ethanol- und Stärkeweizen

Die Nutzungsform ist durchaus bedeutsam, von der Ernte 2022 wurden Kontrakte im Ausmaß von etwa 45.000 t abgeschlossen. Vorrangig decken Mahlweizen und ausgewählte sonstige Weizen das Segment ab. In der Ostregion sind es mitunter auch leistungsfähige Qualitätsweizen. Der Stickstoff wird ertragsbetont verabreicht, eine Spätgabe ist nicht üblich. Die Qualitätsanforderungen sind niedriger als beim Mahlweizen. Ein Hektolitergewicht von mind. 73 kg (Basis 76 kg) wird verlangt, der Auswuchs darf 2,5% nicht übersteigen. Gleiche Kriterien gelten beim Stärkeweizen, es gibt dafür keine separaten Verträge.

Anmerkungen: Die hier vorgestellten Ergebnisse wurden unter Mitarbeit des Landes NÖ erhoben. Versuchserträge liegen aufgrund der Parzellenrandwirkung usw. um 12 bis 20 % über denen der entsprechenden Großfläche; entscheidend sind die Relationen zueinander.

 

 

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AUTORH.M.
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