Windisch: “Der Zierpflanzenbau leidet enorm”

Bauernbund-Landesobmann LK-Präsident Franz Windisch im Interview mit der BauernZeitung zu den aktuellen Herausforderungen der Landwirtschaft in Wien und was in zurzeit am meisten bewegt.

Franz Windisch: "Gewiss kommt einiges an Herausforderungen auf uns zu. Mit Hilfsbereitschaft und Gemeinschaftssinn werden wir diese Krise meistern."

Was sind aktuell aufgrund der Coronakrise die größten Probleme für die die Landwirtschaft in Wien?

Wir haben die unmittelbaren Probleme beim Absatz der Frühjahrsware. Das betrifft insbesondere den Zier- und Jungpflanzenbereich. Weiters gibt es starke Einbrüche in allen Betrieben, die an Gastronomie und Tourismus vermarkten. Das sind in Wien vor allem die Blumenproduzenten sowie der Weinbau und vor allem die Buschenschanken.

Sind Hilfestellungen in Aussicht?


Es sind verschiedene Maßnahmen in Vorbereitung. Umsatzeinbußen und Verdienstentgänge sollen entschädigt werden. Das betrifft beispielsweise nicht absetzbare Ware, die entsorgt werden muss. Um Ansprüche geltend machen zu können, sind solche Vorgänge jedenfalls zu dokumentieren, das heißt, Rechungen sammeln und Fotos und andere Nachweise anfertigen.
 Für gewerbliche Kleinbetriebe gibt es ab 1. April die Möglichkeit, Zuschüsse aus dem Notlagenfonds (Wirtschaftskammer und Stadt Wien) zu beantragen. Weiterführende Informationen dazu gibt es auf der Internetseite der LK Wien.
 Wichtig ist, dass wir in den von Umsatzeinbußen betroffenen Betrieben die Liqudität sichern können. Immerhin besteht für diese Betriebe ja auch die Lohnfortzahlungspflicht.

Wie ist die Situation im Gemüsebau?

Im Gemüsebau und in der Direktvermarktung hilft uns, dass wir als systemrelevante Versorger weiter vermarkten bzw. offenhalten dürfen. Allerdings gibt es auch im Gemüseabsatz deutliche Verschiebungen hin zum Lebensmittelhandel. Der Gastronomie- und Großküchenbereich ist komplett weggefallen. Noch nicht absehbar ist derzeit, welche Auswirkungen die Grenzschließlungen bzw. Transporteinschränkungen zu Ländern wie Italien, Spanien oder die Niederlande haben.
 Ein großes Problem ist weiters, dass aufgrund der Reisebeschränkungen in vielen Betrieben die Arbeitskräfte für die Ernte fehlen. Hier haben die Landwirtschaftskammern eine Online-Plattform zur Vermittlung von Arbeitskräften eingerichtet. Weitere Bemühungen sind im Gange.

Mit welchen Herausforderungen ist der Ackerbau konfrontiert?


Am Acker können die Frühjahrsarbeiten derzeit termingerecht erledigt werden. Beim Bezug von Betriebsmitteln gibt es derzeit keine Einschränkung. Im Getreidebau sind die Exporlieferungen behindert. In welche Richtung dies die Preisbildung beeinflusst ist offen. Nach Notierungsverlusten gab es bei Weizen jüngst wieder Kursgewinne.

Die Abgabefrist für den AMA-Mehrfachantrag wurde verlängert. Was bedeutet das für die Bauern?


Die Verlängerung der Abgabefrist für den AMA-Mehrfachantrag voraussichtlich bis 15. Juni soll in der gegenwärtigen Situation eine Hilfestellung für die Betriebe sein. Derzeit sind ja in den Kammern keine persönlichen Beratungstermine möglich, wir bieten stattdessen aber telefonische Beratung und Unterstützung an. Nach Möglichkeit sollen die Anträge online über eAMA gestellt werden. Zu bedenken ist ja auch, dass wir die Auszahlungstermine im Herbst einhalten können. Hier sind im Hintergrund entsprechende Vorkehrungen zu treffen.

Wie sieht derzeit Ihr Tagesablauf aus?


Die größte Änderung gegenüber „normalen“ Zeiten ist, dass die Auswärtstermine im Rahmen meiner öffentlichen Tätigkeiten wegfallen. Sie erfolgen nun über Telefon und auf digitalem Weg per E-Mail und über weitere Kommunikationssysteme. In meinem Fall sind vor allem die bundesweiten Bauernbundkontakte wichtig sowie auf Landesebene zu den Kammermitgliedern mit all ihren Sorgen. Hier laufen die Kommunikationswege gut.
Wichtig ist für mich, den Tagesplan zu strukturieren. Das heißt vor allem, die Online-Zeit zu definieren, damit daneben auch noch Fenster für Tätigkeiten am Betrieb bleibt. Man muss nicht permanent „auf Draht“ sein. Am Hof gibt es ja auch immer etwas zu tun.

Was hat Sie in den vergangenen Tagen besonders bewegt?


Besonders bewegt hat mich eine Aktion der Landjugend Oberlaa. Die Jugendlichen haben eine Aktion der Nachbarschaftshilfe gestartet und über Flugzettel bekanntgemacht. Sie bieten Hilfestellung an bei Besorgungen und Einkäufen. Ich sehe das als ein ermutigendes Zeichen der Hilfsbereitschaft und gegen Vereinsamung und Isolation. 
Ich denke, dass dieses Beispiel zeigt, wie wir die Covid-Krise bewältigen können. Gewiss wird noch einiges an Herausforderungen nachkommen. Mit Hilfsbereitschaft und Gemeinschaftssinn werden wir diese Krise meistern.

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  • 200323 Franz Windisch 02 Web: Wiener Bauernbund
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QuelleHans Maad
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