
In Wien steht der Weinbau vor einer entscheidenden Weichenstellung. Die Winzergruppe WienWein fordert eine rasche Reform des DAC-Systems, das aktuell nur für den Wiener Gemischten Satz gilt. Die Winzer sehen dringenden Handlungsbedarf, um den Status hochwertiger Lagenweine langfristig abzusichern. Sollten keine Änderungen erfolgen, dürfen ab dem Jahrgang 2026 bekannte Riedenweine wie „Riesling Ried Preussen“ oder „Grüner Veltliner Ried Schenkenberg“ nicht mehr mit ihrer genauen Herkunft ausgewiesen werden – stattdessen wären sie lediglich als „Wiener Wein“ klassifiziert.
Mehr Rebsorten sollen Herkunftsschutz erhalten
Konkret fordern die Winzer, dass künftig auch die Rebsorten Grüner Veltliner, Riesling, Weißburgunder, Chardonnay und Pinot Noir ins Wiener DAC-System aufgenommen werden. Diese Sorten hätten sich über Jahrzehnte als tragende Säulen des Wiener Qualitätsweinbaus etabliert und seien daher bestens geeignet, die geologische und klimatische Vielfalt der Region zu repräsentieren.
Das österreichische DAC-System sieht drei Herkunftsstufen vor: Gebietswein, Ortswein und Riedenwein. Letztere dürfen nur dann am Etikett ausgewiesen werden, wenn die jeweilige Sorte DAC-Status besitzt. Das ist in Wien bisher ausschließlich beim Wiener Gemischten Satz der Fall. Eine Erweiterung würde es ermöglichen, auch reinsortige Weine aus definierten Rieden und Orten entsprechend zu kennzeichnen. „Die bisherige DAC-Regelung war ein wichtiger erster Schritt“, betont Gerhard Lobner vom Weingut Mayer am Pfarrplatz, „doch Wiens Weinvielfalt reicht weit über den Gemischten Satz hinaus.“
Nachhaltigkeit als Pflicht im neuen DAC-System
Neben der Herkunftsfrage setzt sich WienWein auch für verbindliche ökologische Standards im Rahmen des reformierten DAC-Systems ein. Bereits jetzt bewirtschaften 40 Wiener Betriebe rund 259 Hektar Rebfläche biologisch – das entspricht etwa 44 Prozent der gesamten Weinbaufläche Wiens. Zählt man nachhaltig bewirtschaftete Flächen hinzu, sind es über zwei Drittel. Damit nimmt Wien im nationalen Vergleich eine Vorreiterrolle ein.
Die Winzer möchten diese Entwicklung weiter vorantreiben: Alle Weine, die künftig als DAC-Weine vermarktet werden, sollen entweder biologisch oder nachhaltig zertifiziert sein. Ziel ist es, die ökologische Verantwortung in der Hauptstadtregion verbindlich im Herkunftssystem zu verankern. „Nachhaltigkeit ist für uns kein Marketingbegriff, sondern ein langfristiges Versprechen“, sagt Fritz Wieninger. „Es geht um den Schutz unserer Böden, unserer Lebensqualität und um die Zukunft des Weinbaus in dieser einzigartigen Stadt.“
Die geplante Reform des DAC-Systems könnte somit nicht nur die Vielfalt und Qualität der Wiener Weine sichern, sondern auch deren Umweltbilanz stärken. Die Entscheidung über die Neuregelung wird richtungsweisend dafür sein, wie sich der Wiener Weinbau künftig positioniert – regional verwurzelt, qualitätsbewusst und nachhaltig.
- Bildquellen -
- Wiener Winzer: Foto: Elke Mayr