Wie viele Wölfe gibt es in Oberösterreich?

Das soll zukünftig keine Schätzfrage mehr sein. Eine bundesländerübergreifende Überwachung mit DNA-Analyse soll eine klare Antwort liefern.

Die Überwachung der Rudel soll helfen Bewegungsmuster und Aktivitäten der Wölfe besser zu verstehen.

Derzeit seien je nach Jahres­zeit circa 20 bis 40 Wölfe in den heimischen Wäldern unterwegs. Im Grenzgebiet zwischen Oberösterreich und Niederösterreich sind aktuell drei Rudel nachgewiesen. Die genaue Anzahl der Wölfe sei laut Landesforstdirektor Gottfried Diwold jedoch schwierig zu sagen. Fest steht, dass die Präsenz von Wölfen in Oberösterreich und ganz Österreich zunimmt. Die Zahl der gemeldeten Wolfssichtungen ist
kontinuierlich gestiegen, von 30 Meldungen im Jahr 2020 auf 133 im vergangenen Jahr. 2024 waren die Wolfsbeauftragten beziehungsweise speziell ausgebildete Rissbegutachter
66-mal im Einsatz. Dabei wurden 33 Wildtier- und 20 Nutztierrisse genauer analysiert. In zwei Fällen wurden Risikowölfe zum Abschuss freigegeben. „Wir haben zurzeit im Prinzip ein zufälliges Wolfs-Monitoring. Wenn man einen Riss gefunden hat, wird dieser gemeldet und wir begutachten den Fall und forschen nach“, erklärt Diwold. Im noch jungen Jahr 2025 wurden bereits zwei „Vergrämungen“ durchgeführt. Ein Risikowolf wurde zum Abschuss freigegeben.

Der Wolf geht um

Angesichts der steigenden Zahl von Sichtungen und Rissen sei es jedoch notwendig, die bestehenden Maßnahmen zu intensivieren und bundesländerübergreifend zusammenzuarbeiten.

In diesem Bereich stehen wir in vielen Gebieten Österreichs noch ganz am
Anfang und wissen viel zu wenig.”
Aldin Selimovic

Diese Wissenslücken wurden vom Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs in einem Bericht des vergangenen Jahres thematisiert und den Bundesländern dringend empfohlen, aktiv nach Hinweisen auf Wölfe zu suchen.

Vor allem die Überwachung der Wölfe soll nun durch den Einsatz von DNA-Analysen und modernen Überwachungstechnologien (zum Beispiel Fotofallen) ausgebaut werden. „In den bestätigten Rudelgebieten werden in Zusammenarbeit mit den Bundesländern, Jagd und Forst einerseits Bildkameras aufgestellt, um zu schauen, wie viele Wölfe es dort gibt und wo sie sich bewegen. Andererseits wird monatlich auf den Forststraßen nach Spuren und Kotproben gesucht. Damit haben wir dann quasi einen Stammbaum von diesem Rudel“, erläutert Aldin Selimovic, wissenschaftlicher Berater des Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs. Das ermögliche nicht nur Bewegungsmuster und Aktivitäten der Wölfe besser zu verstehen, sondern auch frühzeitig auf potenzielle Konflikte zu reagieren. Nun sollen auch Rissbegutachter in Richtung DNA-Analysen geschult werden.

Zentrale Fragen, auf die man sich Antworten erhofft sind: Wo genau halten sich Wölfe in Österreich auf? Was fressen sie? Gehören sie einem Rudel an oder sind es junge Einzelgänger auf Wanderschaft? Wie verhalten sie sich?

Die Anzahl der Wölfe ist zurzeit eine Mutmaßung. Wenn man aber genau weiß, dass zum Beispiel das Rudel in Arbesbach aus zwei Muttertieren plus fünf Jungtiere vom heurigen Jahr besteht und das Ganze mit DNA-Spuren erfasst ist, dann kann man das genau zählen.” Gottfried Diwold

Für die Datenerhebung wird das am Allentsteiger-Rudel im Waldviertel erprobte Verfahren des Österreichzentrums Bär Wolf Luchs herangezogen. Die Umsetzung erfordert Investitionen von etwa 35.000 Euro pro Bundesland jährlich, wobei der Großteil der Kosten für die Durchführung von Standardmaßnahmen sowie Laborkosten zu veranschlagen sind. Etwa 5000 Euro sind für einmalige Investitionen der Grundausstattung wie etwa Wildkameras zu veranschlagen. Hinzu kommen zusätzliche Ausgaben für Personal sowie Betrieb und Installation der Datenbank.

Senkung des Schutzstatus

Betreffend der Berner Konvention – einem völkerrechtlichen Vertrag, der die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume zum Ziel hat – sprachen sich im Dezember 2024 die Vertragsparteien für eine Absenkung des Schutzstatus von „streng geschützt“ auf „geschützt“ aus. Aufgrund der Herabsetzung des Schutzstatus in der Berner Konvention ist es nunmehr auch möglich, eine Herabsetzung des strengen Schutzstatus in der FFH-Richtlinie – welche auf Grundlage der Berner Konvention ergangen ist – vorzunehmen. Diese Änderung soll eine flexiblere Anwendung ermöglichen, sodass präventive Maßnahmen und Eingriffe, wie etwa die Entnahme auffälliger Wölfe, schneller und rechtssicherer umgesetzt werden könnten. Auf nationaler Ebene könnte diese Senkung des Schutzstatus eine Anpassung der derzeit geltenden jagdrechtlichen Vorschriften betreffend des Wolfes ermöglichen. Diese würde wiederum den Behörden mehr Spielraum für Maßnahmen zur Gefahrenabwehr, insbesondere bei Vorfällen mit „Problemwölfen“ (Risikowölfe und Schadwölfe) bieten. Agrar- und Jagdlandesrätin Michaela Langer-Weninger betont: „Es geht nicht ums Schießen oder nicht Schießen, sondern darum, Weitsicht zu zeigen und Vorsorge zu treffen. Information ist daher die Basis meines Maßnahmen-Pakets für den Wolf. Darauf aufbauend kommt die Vorsorge in Form von Herdenschutzmaßnahmen sowie als Rückversicherung für den Ernstfall – der Erlass einer Wolfsmanagementverordnung, die eine schnelle und rechtssichere Handhabe im Umgang mit Risiko- und Schadwölfen bringt.“

Rechtliche Lage

Am 3. Dezember 2024 beschloss der Ständige Ausschuss der Berner Konvention (mit den Stimmen von 38 der 50 Vertragsstaaten), den Schutzstatus des Wolfs herabzustufen.
Die Herabstufung tritt voraussichtlich in den nächsten drei Monaten in Kraft, sofern nicht ein Drittel der Vertragsparteien Einspruch erhebt. Danach könnte die Europäische Kommission eine Änderung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie vorschlagen.

- Bildquellen -

  • Wölfe: Stock.adobe.com - Michal
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AUTORred Anna Schaumberger
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