Bei der vom NÖ Bauernbund organisierten friedlichen Großkundgebung am 19. März 1971 ging es für die Landwirte um einen leistbaren Dieselpreis und um mehr Milchgeld. Heute kämpfen viele Bäuerinnen und Bauern aufgrund dem durch die Corona Pandemie weggebrochenen Absatz für Rind- oder Schweinefleisch, Erdäpfel, Wein oder Eier in Gastronomie und Tourismus und dem damit verbundenen Preisverfall ebenfalls ums wirtschaftliche Überleben.

„Die Landwirtschaft ist ­relevant für unser Überleben“

Paul Nemecek, dessen Vor-, Vor-, Vorgänger Josef Robl damals die aufsehenerregende Protestaktion organisiert hatte, betont daher in Erinnerung an die größte Bauerndemo, die Österreich je gesehen hat: „Damals wie heute übernehmen unsere Bäuerinnen und Bauern Verantwortung für alle Lebensbereiche in der Gesellschaft. Sie sorgen für wertvolle regionale Lebensmittel, einzigartige Lebensräume und sichern damit die Lebensqualität in unserer Heimat.“ Dafür brauchen sie Rechts- und Planungssicherheit sowie einkommensgerechte Marktpreise. „Nicht nur um wirtschaftlich überleben zu können, sondern um ihre Voll- und Nebenerwerbsbetriebe, egal ob konventionell oder bio, für die Zukunft abzusichern“, sagt Nemecek.

Derzeit widmet sich der NÖ Bauernbund als mitgliederstärkste Teilorganisation der ÖVP dem, durch Corona für die 38.000 bäuerlichen Familienbetriebe in Niederösterreich besonders akuten Thema „Versorgungssicherheit mit heimischen Lebensmitteln“. Man stehe auch in direktem Kontakt mit Brüssel und arbeite an der Erstellung des EU-Notfallplans zur Stärkung einer systemrelevanten Landwirtschaft mit, so Nemecek.

„Corona ist eine Weichenstellung für die gesamte Welt. Mehr denn je wird uns klar: Wir müssen jederzeit in der Lage sein, uns in Europa und vor allem im eigenen Land selbst zu versorgen“. Die Landwirtschaft sei nicht nur systemrelevant, „sie ist relevant für das Überleben.“

Vor gut einem Jahr waren die Bauern bekanntlich wieder auf den Straßen, nicht vor dem Bundeskanzleramt, sondern geballt in einer abgestimmten Aktion aller Landesbauernbünde quer durch Österreich vor der Zentrale der Handelskette Spar, um gegen Dumping-Preis-Aktionen aufzubegehren, die zusätzlichen Druck auf die Landwirtschaft ausüben.

Nemecek: „Auch unsere wie einst 1971 disziplinierte Großkundgebungen mit insgesamt 4.000 Bauern und 1.250 Traktoren haben letztlich zu einem Umdenken bei der Einkaufs- und Preispolitik der Handelsriesen geführt, wie uns kürzlich auch von den Vertretern der Molkereien bestätigt worden ist. Das ist der Beweis, dass wir Bauern uns nach wie vor Gehör verschaffen, wenn es sein muss. Und wir werden weiterhin mit Nachdruck mehr Respekt für den Wert von Lebensmitteln einfordern, weil sie im wahrsten Sinne des Wortes ‚Mittel zum Leben’ sind.“

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  • 11 01 11 21 NO: Erich Marschik, picturedesk.com / Votava / Imagno
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AUTORBernhard Weber
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