Was die Bauern wollen…

... das versuchte die Führung der Landwirtschaftskammer Oberösterreich im September bei Gesprächen in allen Bezirken herauszufinden. Die BauernZeitung hat die brennendsten Themen zusammengefasst und die LKOÖ-Präsidentin Michaela Langer-Weninger um Antworten dazu gebeten.

Sachlich, fachlich und mit ruhiger Hand – so führte Langer-Weninger die Diskussionen mit den Bäuerinnen und Bauern. Bei insgesamt 15 Veranstaltungen – eine in jedem Bezirk – nahm sie sich viel Zeit für die Anliegen ihrer Berufskollegen.

Stallbauprojekte

Tierhaltung in Oberösterreich absichern/ausbauen

In der Landwirtschaftskammer setzen wir hier auf zwei wesentliche Schienen: Beratung bei der Stallbauplanung und Begleitung bei der Umsetzung auf der einen Seite, Dialog mit der Gesellschaft und Bewusstseinsbildung auf der anderen Seite. Wer höchste Standards und Tierwohl fordert, dem muss das auch als Anrainer ein Anliegen sein. Grundsätzlich gehen solche Vorhaben nur Miteinander und im Dialog, da müssen auch wir Bäuerinnen und Bauern unseren Beitrag leisten.

Wertschätzung

Mehr Wertschätzung und Wertschöpfung für den Bauernstand

An wichtigsten ist hier die Beratung und Begleitung von Bäuerinnen und Bauern in ihrer Betriebsführung, der Umsetzung von Produktideen und arbeitswirtschaftlichen Innovationen. Das ist ein großer Schwerpunkt unserer Arbeit. Daneben geht es natürlich auch um die Ansprache der Gesellschaft als Ganzes. Wenn jede und jeder von uns nur ein Prozent von den monatlichen Lebensmittelausgaben mehr in regionale Produkte investiert, sichert dies 550 Arbeitsplätze in Oberösterreich, und zwar entlang der ganzen Wertschöpfungskette. Dabei reden wir pro Haushalt von 3,50 Euro im Monat. Der Kauf heimischer Produkte ist auch ein Produktionsauftrag an die Landwirte. Fairness und Partnerschaft fordere ich auch vom Handel, damit sich Wertschätzung für unsere Bauern auch in echter Wertschöpfung niederschlägt.

(Aus)Bildung

Ernährungskompetenz der Bevölkerung steigern

Gemeinsam mit den Bäuerinnen setze ich mich dafür ein, das Thema Landwirtschaft zu den Schülern zu bringen. Lebensmittel- und Ernährungswissen muss schon den Jüngsten vermittelt werden. Die LKOÖ forciert daher das Angebot für Schule am Bauernhof, Exkursionsbetriebe, Afterwork am Bauernhof und betreibt eine eigens dafür entwickelte Informationsplattform www.esserwissen.at, um allen Verbrauchern lebenswichtiges Wissen leicht zugänglich zu machen.

Bio-Landbau

(Export)märkte weiterentwickeln

Das Bewusstsein und die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten sind prinzipiell vorhanden, aber natürlich noch ausbaufähig. Für alle Betriebe, egal ob bio oder konventionell Wirtschaftende gilt: neue kreative Wege der Veredelung und Vermarktung schaffen sich selbst einen Markt. Wer es geschafft hat sogar in der Corona-Krise bei den Kunden zu sein, bleibt das auch weiterhin. Und für Innovationsprozesse am Betrieb, Produktinnovationen oder konkrete Marketingaktivitäten gibt es bei uns Beratung und Unterstützung.

Um die Situation für den Biolandbau nachhaltig zu verbessern, drängen wir im Sinne der Planungssicherheit auf eine Fortführung der geltenden Regeln auch für das Jahr 2021 und dass in Bezug auf die neue EU-Bio-Verordnung rasch Klarheit geschaffen wird.

Forstwirtschaft

Klimafitte (Misch)wälder

Aktive und nachhaltige Waldbewirtschaftung ist Voraussetzung für den Klimaschutz und den Erhalt der Artenvielfalt, sie unterstützt den Ausstieg aus fossilen Energieträgern und liefert den Baustoff der Zukunft. Dafür brauchen Forstwirte zuverlässige Rahmenbedingungen. Das 350 Millionen schwere Investitionspaket der Bundesregierung und das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz, das gerade in Begutachtung ist, sind ein Schritt in die richtige Richtung. Die Richtlinien für das Waldfondsgesetz sind gerade in Erstellung. Wir drängen auf rasche Umsetzung um die Bäuerinnen und Bauern beraten zu können.

Entscheidend ist, dass Baumarten aufgeforstet werden, die mit den heutigen und den zukünftigen Klimabedingungen zurechtkommen. Die richtige Baumartenwahl stellt einen Schwerpunkt der Waldbauberatung der Landwirtschaftskammer dar. Oberösterreichs Bauern sind mittlerweile bereits sehr stark sensibilisiert, standortangepasste Mischwälder anzupflanzen, um auch für zukünftige Generationen einen stabilen Wald zu sichern.
Die aktuelle Preissituation ist als Folge großer Schadholzereignisse unzufriedenstellend. Insbesondere der Umstand, dass das Preisniveau für Frischholz, welches aktuell vermehrt nachgefragt wird, hierzulande um rund zehn Euro unter den Preisen liegt, die in Südösterreich bezahlt werden. Fehlen entsprechende Preisanreize unterbleiben die Nutzungen und es besteht zudem die Gefahr, dass im Bauernwald dringend notwendige Durchforstungen unterbleiben. Gerade diese Durchforstungen sind aber notwendig, um die Bestandesstabilität zu fördern.

Kennzeichnung

Kennzeichnung der Herkunft umsetzen

Im Regierungsprogramm ist die Herkunftskennzeichnung verankert. Hier ist der Gesundheitsminister am Zug. Ich dränge weiterhin laut und vehement auf die Umsetzung, damit durch Transparenz eine echte Wahlfreiheit für Konsumenten geschaffen wird und um für die Zukunft einen Beitrag zur Gewährleistung unserer Versorgungssicherheit zu leisten.

Wildtiere managen

Regelungen für Prädatoren

Wildtiermanagement in unserem Sinne dient dazu, die Biodiversität zu erhalten und zu steigern und trotzdem Schäden in der Land-, Forst- und Teichwirtschaft zu verhindern. Wenn man die Biodiversität erhalten möchte, die gleichsam durch die Landwirtschaft entstanden ist, ist klar dass sich das Wirkungsgefüge ändern kann, wenn eine Art unter rigorosen Schutz gestellt wird. Egal ob es der Fischotter ist, der Biber oder der Wolf.
Ich sehe es kritisch, dass in der aktuellen Debatte über den Schutz dieser Wildtiere gesprochen wird, aber nicht über den Schutz unserer Weidetiere. Wir können nicht alle Herden flächendeckend einzäunen. Es braucht daher dringend wolfsfreie Zonen. Auch Biber und Fischotter richten große Schäden an. Auch hier ist es notwendig, regulierend einzugreifen.

Beim Wolf muss es aus Sicht unserer heimischen Landwirtschaft eine Reihe an Maßnahmen geben, beginnend von Regulierung im Sinne der Jagd und Bestandesreduktion, aber auch Entschädigungsmaßnahmen. Im Bereich der Entschädigungsmaßnahmen hat es der Naturschutzlandesrat nicht geschafft vernünftige Entschädigungen für unsere Landwirte anzubieten, obwohl der Biber längst flächendeckend in Oberösterreich werkt. Ähnliches gilt für den Fischotter.

Schweinepest

Ausbruch in Oberösterreich verhindern

Auf den europäischen Schweinemärkten herrscht derzeit eine sehr angespannte Situation. Wichtige Exportmärkte wie China haben nach dem Auftreten der ASP bei Wildschweinkadavern in Deutschland die Einfuhr von deutschem Schweinefleisch gesperrt. Dadurch sind die Preise von Schlachtschweinen und in Folge von Ferkeln dramatisch abgestürzt. Mindestens so dramatisch stellt sich aber momentan in Deutschland der riesige Rückstau von fertigen Schlachtschweinen und Ferkeln auf den Betrieben dar. Etwa eine halbe Million Schweine stauen bereits zurück und der deutsche Ferkelmarkt ist zum Erliegen gekommen.

Vor diesen desaströsen Entwicklungen kann sich auch der heimische Markt nicht völlig abkoppeln, jedoch konnte durch den Einsatz der Erzeugergemeinschaften zumindest vorerst ein ähnlich hoher Preisabsturz verhindert werden. Dazu trug nicht zuletzt auch das AMA-Gütesiegel mit der gesicherten heimischen Herkunft vom Ferkel bis zum Fleisch bei.
Gepaart mit den bekannten coronabedingten Schwierigkeiten erzeugt die deutsche ASP-Misere aber auch bei unseren Marktbeteiligten eine steigende Verunsicherung. So stellt sich aktuell der Absatz am heimischen Ferkelmarkt deutlich schwieriger dar als sonst um diese Jahreszeit. Eine ganz besondere Herausforderung wird in den nächsten Wochen die Aufrechterhaltung der heimischen Schlachtkapazitäten sein. Coronabedingte Schlachthofsperren oder fehlende Arbeitskräfte in den Schlachtbetrieben würden die derzeitige Lage deutlich verschlechtern.

Österreich hat in den letzten Jahren viele Maßnahmen gesetzt, um den Eintrag der ASP über den Faktor Mensch zu verhindern. Von den Touristen bis zu den LKW-Fahrern, von den Jägern bis zu den Gastarbeitern wurde und wird viel Aufklärungsarbeit geleistet. Das zentrale Element bleibt aber der Schutz der Hausschweinebestände. Biosicherheitsmaßnahmen wurden auf unsere Strukturen angepasst und in der sogenannten Schweinegesundheitsverordnung erlassen. Die Landwirtschaftskammern kampagnisieren seit Jahren diese Thematik und unterstützen die betroffenen Schweinehalter beratend. Die Umsetzung muss aber in Anbetracht der deutschen Situation unbedingt beschleunigt werden.

Betrachtet man den direkten ASP-Eintrag nach Österreich von Wildschwein zu Wildschwein, stellt momentan das ungarische Grenzgebiet das größte Gefährdungspotenzial dar. In diesem Nachbarland sind infizierte Wildschweine weniger als 100 km von der österreichischen Grenze entfernt gefunden worden. Auch wenn die Wirksamkeit eines Wildzaunes zur ASP-Abwehr immer wieder heftig diskutiert wird, setzen inzwischen viele EU-Länder auf diese Maßnahme. Die zuständigen österreichischen Behörden sollten mit Unterstützung dieser Erfahrungen eine ernsthafte und rasche Entscheidungsfindung in Sachen Zaunerrichtung herbeiführen. Bestmöglich vor einem ersten Eintrag.
Es geht dabei um die Existenz der gesamten heimischen Schweineproduktion. Die Auswirkungen eines ASP-Ausbruchs in Österreich haben jedenfalls ein verheerendes Zerstörungspotential für alle Schweinebauern. Deutschland ist derzeit und in den nächsten Wochen, Monaten und vielleicht sogar Jahren ein trauriges Beispiel.

Für den heimischen Konsumenten würde etwas verloren gehen, das er zurecht hoch schätzt. Die Vollversorgung mit heimischem Schweinefleisch aus bäuerlichen Familienbetrieben. Diese würde es nach einem ASP-Ausbruch in Österreich auf Dauer nicht mehr geben.

- Bildquellen -

  • MLW Kammergespräche: LKOÖ
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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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