Am Dienstag versammelten sich auf Einladung von BIO Austria zahlreiche Bio-Bauern und Bio-Inte-ressierte zum 5. Tiroler Bio-Bauerntag an der LLA Rotholz.
„Was wäre, wenn“ statt „weiter wie bisher“
„Bio tut auch mir gut“, ist der Bauer Alexander Agethle aus Mals in Südtirol überzeugt. Dabei meint er nicht nur die Wirtschaftsweise, sondern das gesamte Leben mit der Bio-Landwirtschaft. Mit der Umstellung des vormals elterlichen Betriebes auf extensive Milchviehhaltung mit Getreideanbau und Hofkäserei hat auch ein Paradigmenwechsel in seinem Kopf stattgefunden: „Wir leben mit dem Leben, anstatt gegen es zu arbeiten.“ Alexander Agethles Original-Braunvieh-Kühe tragen Horn und fressen, was vor Ort wächst.
Trotzdem besteht der Bio-Pionier nicht auf Bio um jeden Preis: „Ich bin kein Fan von politischem Druck in diese Richtung.“ Daraus würden vorwiegend anonymisierte Agrarunternehmen entstehen, was auch die Kriminalität im Bereich antreiben würde.
Stattdessen plädiert der Südtiroler dafür, etwas aus dem zu machen, was man selbst hat: „Es bedeutet Stress, immer über den Zaun zum Nachbarn zu schauen und unzufrieden mit den eigenen Umständen zu sein.“ Lebensqualität durch innere Freude und Motivation lasse sich erreichen, indem man die Arbeit am Betrieb bewusst angehe, ebenso aber auch auf Freiheit achte. „Wir nutzen etwa den Almsommer nicht nur für die Arbeit, sondern auch, um Zeit für uns zu gewinnen.“
Da er früher selbst öfters zum „Verrückten“ erklärt wurde, wisse Alexander Agethle, wie gut es tut, bewusst sein eigenes Weltbild zu verrücken: „Daraus entstehen die spannendsten Dinge. Wir konnten zum Beispiel eine Käserei finanzieren, indem wir den Käse vorab verkauft haben, nach dem Prinzip der solidarischen Landwirtschaft.“
„Benefits“ im Klima- und Umweltschutz
„Benefits“, also Vorteile, könne der Bio-Bauer vor allem im Bereich Umwelt- und Klimaschutz erfahren, meint der bayerische Agrarwissenschaftler Prof. Dr. Kurt-Jürgen Hülsbergen von der TU München. In der Untersuchung, die er in seinem Vortrag vorstellte, wurden 80 landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland über zehn Jahre begleitet.
Ein wesentlicher Faktor sei etwa der Humusaufbau, mit dem Kohlenstoff gebunden wird. Es werde mit Leguminosen gearbeitet, Fruchtfolgen seien optimiert. Zudem werde viel weniger fossile Energie verbraucht. In der Bio-Landwirtschaft werde auch weniger Stickstoff eingesetzt und effizienter verwertet, so der Experte.
In der Diskussion stellte man die Frage, wie die Bio-Landwirtschaft an die Klimaveränderung mit Extremwetterereignissen, Hitzestress, Trockenheit und Ähnlichem angepasst werden kann.
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- Braunvieh Septemberweide 11 ID96304: agrarfoto.com