„Wald und Börse haben viele Parallelen“

Langfrister Zuwachs versus schnelles Geld. Stephan Philipp hat die Welten des Waldbaus und der Börse auf nachhaltige Wertschöpfung untersucht.

Vorweg: Seine Ergebnisse hat der Forstfachmann unter dem Titel „Investieren wie ein Förster“ zusammengefasst. Mit dem Thema und vielen praktisch nutzbaren Tipps überzeugten er den Münchner FinanzBuch Verlag.

ProHektar: Wie kam Ihnen die Idee zu dem Buch?
Philipp: Der Wald und die Börse sind Themen, die mich seit meiner Jugend begleiten und zwischen denen ich viele Parallelen sehe. Leider gibt es über den Wald und speziell die Forstwirtschaft oft falsche Vorstellungen bei der Bevölkerung, ähnlich wie beim Thema Aktien und Geldanlage. Durch die Verbindung der beiden Themen möchte ich zur Bewusstseinsbildung beitragen und Vorurteile abbauen.

Was haben Aktien und Anleihen mit dem Forst zu tun?
Eine direkte Verbindung gibt es in Form zahlreicher Unternehmen aus den Sparten Forst, Holz und Papier, die börsennotiert sind und über deren sehr spezielle Aktien (Real Estate Investment Trusts, kurz REITs, Anm.) man auch zum Waldeigentümer werden kann. Das Hauptthema meines Buches ist aber, was man als Börsenanleger von der Forstwirtschaft lernen kann. Die Forstwirtschaft zeigt bereits seit mehr als 300 Jahren, wie Ökonomie und Ökologie vereinbar sind und hat die heute so inflationär gebrauchte Nachhaltigkeit erfunden. Außerdem passt sie sich immer den vielfältigen Anforderungen der Gesellschaft an. Alle das ist auch in der heutigen Wirtschaft gefragt.

Ist das Sparbuch noch zeitgemäß?
Ja, allerdings anders, als es meistens genutzt wird. Sinnvoll ist das Sparbuch, um Rücklagen für außerplanmäßige Ausgaben zu haben, etwa in Höhe einiger Monatsgehälter. Das kann auch nützlich für die Börse sein, um im Falle eines „Crash“ günstig Aktien nachkaufen zu können. Den Großteil der liquiden Mittel sollte man aber anlegen. Wer in Aktien investiert, beteiligt sich an einem Sachwert und leistet zudem einen Beitrag zur Lösung von Problemen, wie etwa dem Klimawandel. An solchen arbeiten die zahlreichen intelligenten Ingenieure in den Unternehmen, an denen man sich beteiligen kann. Außerdem werden Arbeitsplätze geschaffen. Wer sich über die „hohen Gewinne“ der Wirtschaft beschwert, dem sei gesagt, dass jeder daran partizipieren kann. Dank sehr günstige Gebühren auch schon junge Menschen mit kleinsten Beträgen.

Wie lautet Ihre Anlagephilosophie?
Als Forstwissenschaftler bin ich mit dem Gedanken der Risikostreuung sehr vertraut. Entsprechend investiere ich sehr breit und global in den unterschiedlichsten Branchen. Rund 90 Prozent meines Vermögens habe ich in Aktien angelegt. Neueinsteigern würde ich immer zu ETFs (Exchange Traded Fund, Anm.) raten. Hier kann man mit sehr niedrigen Gebühren breit diversifizieren. Wichtig ist wie im Waldbau auch ein weiter Horizont. Aktienmärkte schwanken, aber langfristig geht der Trend nach oben. Auch Bäume wachsen langsam und der Bestand, den ich heute begründe, wird von meinen Urenkeln geerntet werden.

Wie gültig sind diese Empfehlungen angesichts der hohen Inflation?
Die aktuellen Krisen sind in der langfristigen Entwicklung der Kurscharts nur ein kleiner Ausschlag nach unten. Es gilt, Grundregeln zu beachten und sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Auf lange Sicht ist die Börse die lukrativste Form der Geldanlage. Denn letzten Endes resultiert alle Wertschöpfung aus der Wirtschaft.

Wie stark ist der Immobilienmarkt bereits überhitzt?
Es heisst schon seit zwanzig Jahren, die Preise müssten bald einbrechen. Weiter sinkende Mietrenditen machen Immobilieninvestments oder Neubau unattraktiv. Die Preise für Wald sind trotz Vorkaufsrecht der Bauern sehr hoch. Das liegt daran, dass Wald neben Sicherheit und Diversifikation auch als „Hobby“ erworben wird. Global hat diese Praxis des Landcrappings sicher ihre Schattenseiten, aber durch unsere strengen Forstgesetze wird unabhängig vom Eigentümer die Gemeinwohlleistung geschützt. Ein Problem sind eher Eigentümer, die ihren Wald nicht mehr bewirtschaften.

Ihr Standpunkt zu Blockchain- bzw. Kryptowährungen?
Ich habe rein aus Neugierde auch eine kleine Position Kryptowährungen, weil ich glaube, dass dies große Zukunft hat. Wenn die etablierten Unternehmen in allen Branchen diese Währungsform nutzen, steigen dadurch auch meine Aktien.

Das Buch

Quelle: FinanzBuch VerlagEin einmal gepflanzter Baum braucht viele Jahrzehnte, um zur Ertragsreife zu kommen. Nach diesem Grundsatz empfiehlt der Autor auch beim Investment vorzugehen. Demnach sollte man solide Aktien „in sein Portfolio pflanzen und diese in Ruhe wachsen lassen“. Riskante Produkte, die man nach kurzer Zeit wieder verkauft, zählen nicht zu seinen Anlagestrategien. Zudem rät der Fachmann auch zu Diversität. Diese sei wie beim Waldbau auch beim Investieren entscheidend. „Genauso wie Monokulturen anfällig sind gegenüber Schädlingen, können in einseitigen Aktienportfolios auch Frassschäden durch Börsenschwankungen entstehen.“ Diese und noch weitere Anlageratschläge hat Stephan Philipp in seinem Buch zusammengefasst.

Bestellen: Investieren wie ein Förster, von Stephan Philipp, FinanzBuch Verlag, 160 Seiten, 15,95 Euro; ISBN: 978-3-95972-530-9.

- Bildquellen -

  • Cover Stephan Philipp Investieren Wie Ein Förster (c)2022 By FinanzBuch Verlag: FinanzBuch Verlag
  • Stephan Philipp: FinanzBuch Verlag
- Werbung -
AUTORHans Maad
Vorheriger ArtikelFerkelmarkt KW 51/’22 bis 01/’23: Fester Markt zum Jahreswechsel
Nächster ArtikelAMA-Auszahlung am 21. Dezember