Vorsorgen gegen einen Blackout

Ein massiver Stromausfall hat jüngst ganz Spanien und Portugal lahmgelegt und allerorts die Lichter ausgehen lassen. Auch für Bauern ist das eine Horrorvision. Wie man speziell landwirtschaftliche Betriebe dafür rüsten sollte.

Ein Blackout, also der Totalausfall der Stromversorgung, stellt für landwirtschaftliche Betriebe insbesondere mit Tierhaltung ein beträchtliches Risiko dar. Bei einem Netzausfall ist in geschlossenen Schweine- oder Geflügelställen schon nach wenigen Minuten mit schwerwiegenden Konsequenzen zu rechnen. Kein Strom etwa für den Betrieb der Entlüftung, der Klimaanlage oder der Wasserversorgung kann für die Tiere schnell den Tod bedeuten. Fällt die Kühlung der Milch, von Fleisch oder Gemüse und Früchten aus, drohen verdorbene Produkte, Wertverlust und teure Entsorgungskosten.

Fällt der Strom aus, geht auch das Licht aus, die Fütterungs- oder Melkanlagen funktionieren nicht mehr, ebenso Systemsteuerungen von der Heizung oder Kühlung bis zu Warnanlagen, die etwa über den Computer oder das Mobiltelefon geregelt werden. Dann bleibt auch das Handy stumm, für mehrere Stunden, im schlimmsten Fall sogar Tage.

Für Stromausfälle gibt es je nach Jahreszeit und Witterung verschiedenste Gründe, nämlich schwere Unwetter mit Blitzschlag, Überflutungen oder Sturm mit Windwurf oder im Winter auch Schneebruch von Bäumen, die Stromleitungen kappen. Das Ausbleiben der Elektrizität kann sich in der Folge auch über einen längeren Zeitraum hinziehen. Auch Cyberkriminalität wird zunehmend zur Gefahr, wenn Computer-Hacker mit der Absicht nach Lösegeldzahlungen ganze Produktionsanlagen von Industriebetrieben stilllegen oder damit überhaupt geopolitische Störfälle verfolgen. Auch die (europaweite) Stromgewinnung und -verteilung selbst ist aufgrund ihrer Komplexität störanfällig, was die Produktion an sich, die Stromspannung und deren Ausgleich oder die Stabilität vor dem Hintergrund schwankender Nutzungszeiten betrifft. 
Allesamt Szenarien also, die durchaus wahrscheinlich sind und für die sich mittlerweile nicht nur Österreichs Regierung und alle Verantwortlichen für Infrastruktur und Wirtschaftsbetriebe rüsten. 

Was ist also im Fall eines Blackouts zu tun?

Vorweg gilt: Ruhe bewahren und erst mal überprüfen, ob in der Umgebung ebenfalls ein Stromausfall vorliegt oder nur am eigenen Betrieb. Ist es rundum finster, kann man – vorausgesetzt das Handy funktioniert noch – versuchen, jemanden anzurufen, der weiter entfernt wohnt. Ist der Ausfall breitflächig, wäre es gut, längst dafür vorgesorgt zu haben.

Wie aber rüstet man sich gegen einen Blackout?

Experten empfehlen jeder Familie und jedem Betrieb, einen Notfallplan zu erarbeiten. Alle am Hof lebenden Personen sollten wissen, was im Fall eines Stromausfalls nicht mehr funktioniert, aber für den Betrieb absolut notwendig ist. Taschenlampen und Kerzen sind stets griffbereit zu halten. Funktioniert binnen 30 Minuten das Telefon und innerhalb einer Stunde das Internet nicht mehr, hilft ein batteriebetriebenes (Auto-)Radio, wo im Ernstfall alle wichtigen Informationen für die Bevölkerung vermeldet werden.

In der Regel dauert die Wiederherstellung einer stabilen Stromversorgung mehrere Stunden, im schlimmsten Fall auch Tage. Der Wiederanlauf der Versorgung mit Lebensmitteln, Treibstoff und Dienstleistungen kann dann sogar eine Woche und länger dauern.

Fest steht: Zu 100 Prozent ausschließen lässt sich ein Strom-Blackout nicht. Mit entsprechender Vorbereitung ist ein solcher aber auch auf Bauernhöfen gut zu meistern. Und je mehr jeder Einzelne dahingehend vorsorgt, umso leichter kann zumindest ein überregionaler, flächendeckender Stromausfall bewältigt werden.

Wappnen gegen den Ernstfall

Vorweg gilt: Die Reihenfolge bei einem Stromausfall in geschlossenen Stallsystemen sieht immer wie folgt aus: 1.) Luft, 2.) Wasser, 3.) Futter. Vieles, was üblicherweise längst automatisiert läuft, muss im Ernstfall manuell erledigt werden.

  • Im Schweinestall sind bei einem Stromausfall nicht nur die Lüftungsanlagen und die Beleuchtung betroffen, sondern ebenso die Fütterung und Wasserversorgung und je nach Jahreszeit auch Kühlung oder Heizung. Je nach Größe und Ausführung der Stallanlage kann es genügen, die Schweine durch das Öffnen von Fenstern, Türen und Stellklappen mit Frischluft zu versorgen oder bei zwangsgelüfteten Ställen durch eine schnelle Notstromversorgung. Eine ausreichende Bevorratung von Kraftstoff für den Notstromgenerator und sonstiger Betriebsmittel, allen voran Wasser und natürlich Futtermittel, ist zu empfehlen.
  • Im Geflügelstall ist ein längerer Energieausfall ebenso gefährlich, was die Belüftung, das Stallklima oder die Futterversorgung von Hühnern oder Puten betrifft. Eine Alarmmeldung auf das Handy oder ein akustisches Signal sind auch hier notwendig, um sofort auf eine Störung aufmerksam zu werden. Wenn die Futtervorlage stromabhängig ist, muss bei einem Blackout ebenfalls für Ersatz gesorgt werden. 
  • Im Rinderstall wiederum ist stets darauf zu achten, ob die Warmwasserbereitung ohne elektrische Pumpen und auch automatische Tore oder Rolltore ohne Strom funktionieren. Bei Melkrobotern kommt es nach Stromausfällen binnen weniger Stunden zu einem Rückstau an Kühen. Eine eigene Notstromversorgung ist hier ebenso erforderlich wie in Ställen mit herkömmlicher Melktechnik. Besonders im Sommer ist eine Milchkühlung ohne Unterbrechung sicherzustellen.

Ohne (Not-)Strom kann es auch in Glashäusern für Gemüse oder Indoor-Anlagen etwa für Fischzucht zu Hitzestau, Temperaturabfall oder Wassermangel kommen. Eine Checkliste für den Ernstfall, am besten erstellt mit einem Elektrotechnik- und Zivilschutz-Profi, sollte für jeden Hof unbedingt angelegt werden.

Quelle: Moll
Als Notstromquelle ist ein Zapfwellengenerator meist die sicherste Wahl.

Stromquellen für den Notfall

Wie umfassend muss eine sichere Notstromversorgung ausgelegt werden? Sie muss zum Weiterbetrieb der wichtigsten Maschinen und Geräte dienen, die für den Ernstfall unverzichtbar sind. Entscheidend sind elektrische Leistung und Einsatzzeiten der alternativen Stromquelle. Ein Zapfwellengenerator ist meist die günstigste und sicherste Wahl. Eine Photovoltaikanlage funktioniert bei Stromausfall nicht, da der Wechselrichter mit Netzstrom versorgt wird. Nicht optimal bei Stromausfall im Stall sind auch Batterien, weil sie meist nicht darauf ausgelegt sind, den Strombedarf für große Leistungsspitzen über einen längeren Zeitraum zu gewährleisten. Auch sind Batterien mit ausreichender Notstromreserve sehr teuer.

Speziell für Landwirtschaftsbetriebe mit großem Strombedarf für Stalllüftung oder Melkanlagen ist ein Zapfwellengenerator die günstigste und sicherste Wahl. Wenn eine über mehr als 24 Stunden durchgehende Notstromversorgung unumgänglich ist, kann auch ein Notstromaggregat mit eigenem Motor von Vorteil sein. Über betriebsindividuelle Lösungen berät der Fachhandel. 

Reine Panikmache?
Ein Blackout wie in Spanien und Portugal könnte auch in Österreich auftreten, wenngleich mit geringer Wahrscheinlichkeit. Dennoch betonen Bund, Länder, viele Gemeinden, Behörden und Energieunternehmen, sie seien auf einen massiven Stromausfall vorbereitet.

 

- Bildquellen -

  • Zapfwellengenerator: Moll
  • Blackout: javidestock - stock.adobe.com
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AUTORRed. BW
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