Vorrang für Regionales

Die Kärntner Landwirtschaftskammer und Wirtschaftskammer werden in den nächsten Wochen Gespräche mit Kärntner Betrieben führen, die Kantinen betreiben, um mit ihnen gemeinsam Wege zu suchen, verstärkt auf regionale Lebensmittel zu setzen.

Kelag-Vorstand Manfred Freitag, LK-Präsident Johann Mößler, Christian Schillinger, Chefkoch der Kelag-Betriebsküche Klagenfurt, WK-Präsident Jürgen Mandl (v. l. n. r.) ©LK Kärnten/Gruber
Kelag-Vorstand Manfred Freitag, LK-Präsident Johann Mößler, Christian Schillinger, Chefkoch der Kelag-Betriebsküche Klagenfurt, WK-Präsident Jürgen Mandl (v. l. n. r.) ©LK Kärnten/Gruber
Nachdem die gemeinsame Initiative von Wirtschaftskammer und Landwirtschaftskammer zur stärkeren Verwendung regionaler Lebensmittel in Küchen der öffentlichen Hand von der Kärntner Landesregierung aufgegriffen wurde und derzeit intensiv daran gearbeitet wird, setzen die beiden Sozialpartner nun einen nächsten Schritt. Gemeinsam wollen Wirtschafts- und Landwirtschaftskammer in den nächsten Wochen auf Unternehmen zugehen, die entweder selber Kantinen betreiben oder die Verpflegung ihrer Mitarbeiter an professionelle Kantinenbetreiber vergeben haben, und sie dazu bewegen, den Einsatz regionaler Lebensmittel zu steigern.
Täglich werden in den Kantinen von privaten Unternehmen Tausende Mahlzeiten serviert. “Wenn hier mehr auf regionale Produkte gesetzt wird, leistet das einen Beitrag zur Sicherung der bäuerlichen Landwirtschaft und der Arbeitsplätze im heimischen Lebensmittelgewerbe”, betont LK-Präsident Johann Mößler. Kärntens TOP-100-Betriebe beschäftigen immerhin ca. 70.000 Arbeitskräfte. Schätzungen gehen davon aus, dass ca. 15 bis 20 Prozent (%) der Betriebe eine Kantine betreiben bzw. für ihre Mitarbeiter kochen lassen – das entspricht ca. 10.000 bis 14.000 Essensportionen pro Tag. “Wenn diese Betriebe stärker auf heimisches Fleisch, Eier, Gemüse oder Brot und Gebäck setzen, treibt das die Wirtschaft an und sichert auch eine flächendeckende Landwirtschaft”, erklärt Mößler.
Derzeit ist es bei öffentlichen Vergaben im Lebensmittelbereich an der Tagesordnung, dass große Anbieter aus dem nationalen, teilweise sogar internationalen Bereich forciert werden, da gewisse Anforderungen in großen Ausschreibungsverfahren von regionalen und kleineren Lebensmittelunternehmern oft nicht erfüllt werden können.
Die wirtschaftliche Situation des Landes Kärnten selbst wie auch der steigende Druck im Agrar- und Landwirtschaftsbereich sowie in der Lebensmittelproduktion gegenüber der internationalen Lebensmittelindustrie sollten zu einem logischen Schritt des Landes führen, hier ein Bekenntnis zum verstärkten Einsatz von regionalen Lebensmitteln im öffentlichen Bereich abzulegen. WK-Präsident Jürgen Mandl: “Hier geht es um einen Impuls für den regionalen Bereich und die regionale Wirtschaft, was neben der ökologischen Komponente von kurzen Transportwegen auch die Sicherung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen im Land Kärnten bedeutet. Ich appelliere aber auch an unsere Kärntner Betriebe, im kostenmäßig verantwortbaren Rahmen dafür Sorge zu tragen, dass die Wertschöpfung im Land bleibt.”
“Unser Unternehmen handelt nachhaltig, wo immer es möglich ist”, sagt Manfred Freitag, Vorstand der Kelag. Rund drei Viertel der in den drei Betriebsküchen der Kelag in Klagenfurt, Villach und St. Veit an der Glan verarbeiteten Lebensmittel stammen aus Kärnten. “Das bedeutet eine Wertschöpfung für Bauern, Lebensmittelverarbeiter und Händler in Kärnten von rund 300.000 Euro pro Jahr”, erläutert Freitag. “Wir legen großen Wert auf heimische Lebensmittel, die nicht industriell bearbeitet worden sind”, betont Christian Schillinger, Chefkoch in der Betriebsküche der Kelag in Klagenfurt. “Diese Lebensmittel sind qualitativ hochwertig, damit können wir unseren Gästen gutes und hochwertiges Essen bieten. Außerdem bleibt die Wertschöpfung bei den Bauern, Verarbeitern und Händlern in Kärnten.”
Studien der Johannes Kepler Universität Linz belegen indes die positiven volkswirtschaftlichen Effekte eines verstärkten Einsatzes regionaler Lebensmittel. Bei einer Reduktion des Einsatzes von importierten Nahrungsmitteln um zehn Prozent wird davon ausgegangen, dass in Österreich 10.000 Arbeitsplätze mehr entstehen würden bzw. gesichert wären. Umgelegt auf Kärnten würde das einem Arbeitsplatzeffekt von ca. 1000 Arbeitsplätzen entsprechen.

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