Vorrang für Österreich auch im Supermarktregal

Bei einem „Regionalitätsgipfel“ am Dienstag im Kanzleramt schworen Bundeskanzler Kurz und Vizekanzler Kogler nun ausgewählte Handelsmanager darauf ein, in ihren Regalen regionalen Lebensmitteln jetzt mehr Platz einzuräumen.

Regionalitätsgipfel im Kanzleramt Foto: BKA / Andy Wenzel

An dem Gespräch nahmen neben den Ministerinnen für Landwirtschaft, Wirtschaft und Umwelt auch die Präsidenten der LK Österreich und der WK Österreich teil. Die Botschaft an die Vertreter der Supermärkte lautete: „Österreich isst regional“. Ihnen machten die Regierungsvertreter klar: Man wolle den Konsum regionaler heimischer Produkte deutlich forcieren.
Der Bund gehe mit gutem Beispiel voran. Erklärtes Ziel aller Ministerien und deren vor- und nachgelagerten Stellen sei bis 2025 „eine 100%-ige regionale, saisonale, öffentliche Beschaffung“, so Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger. Als Folge der Corona-Krise werde man die Sicherstellung einer autarken Nahrungsmittelversorgung für die Bevölkerung stärker als bisher verfolgen. „Alle Sektoren müssen in die Pflicht genommen werde, es braucht nun einen Schulterschluss zwischen Landwirtschaft, Lebensmittelverarbeitung, Handel und der Gastronomie sowie ein klares Bekenntnis zu Rohstoffen und Produkten aus Österreich.“
Konkret ging es bei dem Gipfelgespräch auch um die Steigerung der heimischen Agrarproduktion, um den Selbstversorgungsgrad, wo Lücken bestehen, zu erhöhen. In der Lebensmittelverarbeitung seien verstärkt heimische Rohstoffen zu verwenden. Wo Österreich draufsteht, soll auch Österreich drinnen sein – abgesichert durch eine klare Herkunftskennzeichnung. Einzel- und Großhandel werden aufgefordert, heimischen Erzeugnisse den Vorzug zu gegeben.
Dem Dialog am Ballhausplatz vorausgegangen waren Hintergrundgespräche auch des Bauernbundes mit Kanzler Kurz und seinem engsten Beraterstab. Bauernbundpräsident Georg Strasser und Direktor Norbert Totschnig verwiesen dabei darauf, dass es bereits einige intensive Gespräche mit Handelsvertretern gegeben hat, etwa die Einkaufspreise für landwirtschaftliche Urprodukte bis Ende Sommer 2020 einzufrieren und auf aggressive Preisaktionen bei importierten Lebensmitteln zu verzichten. Zuletzt hatten alle großen Handelsketten die Preise für Rindfleisch gemeinsam stabilisiert, von Rewe (Billa, Merkur) kam bereits ein ähnliches Signal für den Milchbereich. Strasser: „Wegen Corona sind aber nicht nur einzelne Sparten preislich unter Druck geraten, sondern der gesamte Agrarsektor.“ Daher, fordert der Bauernbund-Präsident: „Um aus dieser Krise gestärkt herauszukommen, brauchen wir jetzt einen zukunftsträchtigen Pakt mit dem Lebensmittelhandel, sowie mehr Bewusstsein und Wertschätzung für unsere Lebensmittel.“
In einem gemeinsamen Brief mit LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger forderte Strasser im Vorfeld des Gipfels an die Ministerinnen und Minister die rasche Umsetzung der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung für die Gemeinschaftsverpflegung und bei verarbeiteten Produkten. “Und auch die durchgängige Umsetzung vom Billigstbieter- zum Bestbieterprinzip muss jetzt rasch erfolgen”, hieß es in dem Schreiben.

Bernhard Weber

- Werbung -
Vorheriger ArtikelHofinger: Bauern und Pendler können aufatmen
Nächster ArtikelMaikäfer, die alle zwei Jahre fliegen?