Vorrang für landwirtschaftliche Nutzung vor Photovoltaik-Freiflächen

Um die Versorgungssicherheit für Energie und Lebensmittel auch weiter zu gewährleisten, setzt Niederösterreich auf eine Beschleunigung der Energiewende. LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf hat daher vergangene Woche die Photovoltaik-Zonierung vorgestellt. Freiflächen-Anlagen sollen in klar definierten Zonen, vor allem auf beanspruchten Flächen (Deponien, Kläranlagen, Straßenrandflächen) entstehen. Der Beschluss durch die Landesregierung soll im Herbst erfolgen

Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl, LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf und eNu-Geschäftsführer Herbert Greisberger (v. l.)

„Wir wollen die Energiewende weiter beschleunigen, denn wir sehen deutlich wie nie zuvor, wie wichtig eine unabhängige Energieversorgung ist,“ hielt LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf bei der Vorstellung der Photovoltaik-Zonierung einmal mehr fest. Dabei ist Niederösterreich bereits auf gutem Weg, denn seit 2015 kann der gesamte Strombedarf in Niederösterreich rechnerisch aus Erneuerbaren Energieträgern gedeckt werden. Derzeit gibt es rund 60.000 Photovoltaik-Anlagen im Land, gemeinsam erzeugen sie Strom für rund 190.000 Haushalte. Nun setzt Niederösterreich einen Doppelschritt zum weiteren Ausbau des Sonnenstroms, dessen Leistung man bis 2030 von derzeit 660 Gigawattstunden auf 2.000 Gigawattstunden erhöhen möchte.

Pernkopf: „Wir brauchen Versorgungssicherheit für Energie und für Lebensmittel.”

“Um Versorgungssicherheit für Energie und Lebensmittel gleichermaßen zu gewährleisten, haben wir einen klaren Fokus auf Photovoltaik-Anlagen auf Dächern, über Parkplätzen, Hallen gelegt. Für diese Anlagen haben wir bereits eine massive Erleichterung beschlossen und die Genehmigungs-Freigrenze um den Faktor fünf auf nunmehr ein Megawatt erhöht. Damit sind wir Vorreiter in ganz Österreich“, so Pernkopf. In den anderen Bundesländern liegt diese Freigrenze teilweise weit tiefer, während man in Niederösterreich keine Genehmigung mehr braucht. Die bisher schon bestehenden Anlagen auf Dächern etc. sollen bis 2030 verdoppelt werden.

„Jetzt haben wir auch eine strenge, aber schnelle Zonierung für PV-Freiflächen-Anlagen vorgelegt,“ erklärte Pernkopf. Die Freiflächen-Anlagen sollen in klar definierten Zonen entstehen. Ausgeschlossen wurden etwa Naturschutzgebiete, die hochwertigsten Böden oder Hochwasserabflussbereiche. Als Eignungskriterien haben Expertinnen und Experten vielmehr schon beanspruchte Flächen wie Deponien, Kläranlagen, Straßenrandflächen und dergleichen im Umfeld von Umspannwerken herangezogen. Der Zonenplan geht nun als Sektorales Raumordnungsprogramm acht Wochen in Begutachtung und sieht insgesamt 138 Zonen vor, in denen in Summe 1.288 Hektar PV-Flächen realisiert werden könnten. In diesen Zonen können von den Gemeinden konkrete Flächen bis maximal fünf Hektar gewidmet werden. Bei Vorlage eines Ökologiekonzeptes sind bis maximal zehn Hektar möglich. In der Praxis rechnet man mit rund 1.000 Hektar PV-Flächen, das entspricht rund 0,05 Prozent der gesamten Landesfläche. Nach der Begutachtungsfrist und der Einarbeitung allfälliger Stellungnahmen soll das Sektorale Raumordnungsprogramm im Herbst von der Landesregierung beschlossen werden.

Gemeinden als starke Partner der Energiewende

„Das Land Niederösterreich hat hier ein sehr kluges Konzept und eine kluge Herangehensweise gewählt. Die Gemeinden sind wichtige Partner bei der Energiewende und gestalten diese auch mit. Gemeinsam können wir die gesetzten Klimaziele nach klaren Regeln in ganz Niederösterreich umsetzen. Dabei werden wir vor allem darauf achten, möglichst viele Projekte auch als Bürgerbeteiligungsprojekte umzusetzen“, so Johannes Pressl, Präsident des NÖ Gemeindebundes.

Herbert Greisberger, Geschäftsführer der Energie- und Umweltagentur bekräftigt und begrüßt den eingeschlagenen Weg: „Niederösterreich ist schon jetzt das PV-Land Nummer eins. Wir merken ein riesiges Interesse, sich an der Energiewende zu beteiligen. Mit der PV-Zonierung wählt das Land nun einen Weg, der den harmonischen Ausbau der Erneuerbaren Energie und des Landschaftsschutzes vereint und klug lenkt. Denn Novellen und damit weitere Zonen sind in Zukunft natürlich prinzipiell möglich, aber zunächst sollen jedenfalls die ausgewählten Zonen und vor allem bestehende Gebäudedächer und Parkplätze genutzt werden.“

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