Vom Ende der Tretmühle und steigenden Preisen

“Mehr Produktivität heißt nicht zwangsläufig mehr Intensität”, sagt Harald von Witzke und misst der Präzisionslandwirtschaft großes Potential in der Produktivitätssteigerung bei. ©Agrarfoto.com
Angesichts der anhaltenden Marktkrise mögen die Aussagen von Harald von Witzke verwirren: “Seit 2000 gibt es tendenziell steigende Preise – und diese Entwicklung wird sich fortsetzen”, so seine These, die er im Zuge einer Arbeitstagung an der Landwirtschaftskammer Oberösterreich präsentierte.

Witzke: “Weltmarktpreise für Agrargüter steigen”

Harald von Witzke ©BZ/Pichler
Harald von Witzke ©BZ/Pichler
Die sogenannte “landwirtschaftliche Tretmühle” war zwischen 1870 und 2000 wirksam. Dies bedeutete eine stetig steigende Produktion bei geringer werdenden Preisen. Seit 2000 sei dieser Megatrend zu Ende, so Witzke. Denn: Die weltweite Nachfrage nach Nahrungsgütern wächst seit 2000 schneller als das Angebot. Zum einen, weil die Bevölkerung an sich rasch wächst. Zum an­de­ren, weil auch der Pro-Kopf-Verbrauch (mehr tieri­sche Produkte, hö­herwertiges Essen) steigt. Beide dieser Faktoren treffen vor allem auf Entwicklungs- und Schwellenländer zu.

Weil die landwirtschaftlich nutz­baren Flächen begrenzt sind, müssten Witzke zufolge 90 Prozent des Produktionswachstums durch Flächenertragssteigerungen erreicht werden. Nur zehn Prozent könne zu Lasten der Flächenausdehnung gehen. Als weitere beschränkende Faktoren nannte Witzke die Ressource Wasser sowie die zunehmende Flächennutzung für “Nichtnahrungsgüter” wie etwa Bioenergie, Baumwolle, Zierpflan­zen oder auch die Stilllegungsflächen.

Aus diesen Gründen heraus könne man mit steigenden Weltmarktpreisen für agrari­sche Güter rechnen, so Witzke. Eine für die Landwirtschaft zunächst “positive Nachricht”, weil dies auch neue Beschäftigungs- und Einkommenschancen bedeute. Die Sicherung der Welternährung werde aber zu einem zentralen weltpolitischen und sicherheitspolitischen Problem, denn, so Witzke: “Die Anzahl der hungernden Menschen nimmt mit steigenden Preisen zu.”

Mehr Produktivität heißt nicht mehr Intensität

Witzkes Antwort auf diese Entwicklungen ist eine Produktivitätssteigerung: Um Hunger und Mangelernährung zu verringern – aber auch um den Klimawandel zu bekämpfen und die Biodiversität zu erhalten. Diese Wirkungen würden laut Witzke den Produktionseffekt sogar weit übersteigen: “Brandrodungen zur Flächenausdehnung tragen aktuell zu 18 Prozent zum Klimawandel bei”, so Witzke.

Auch in der EU – als Nettoimporteur von Agrarprodukten – müsse die Flächenproduktivität steigen, sagt Witzke. Dieser Aufforderung legt er die Berech­nung des “virtuellen Land-importes” (jene Fläche, die außer- halb Europas für dessen Importe von Agrar­gütern gebraucht wird) zugrunde. Diese betrug zwischen 2010 und 2012 25 Milli­onen Hektar pro Jahr. Diesen Import könne die EU auch durch die Reduzie­rung von tierischen Produkten in der Ernährung verringern, für die Welternährung schätzt Witzke diesen Effekt aber als “gering” ein.

Steigerungen der Produktivität müss­ten dabei nicht zwangsläufig mit einer intensiveren Bewirtschaftung, also mehr Dünger oder mehr Pflanzenschutz einhergeben. Innovationen etwa in der Züchtung oder die Präzisions-Landwirtschaft würden hier eine entscheidende Rolle spielen.

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