VÖS alarmiert: “Österreichs Schweinebauern in Not”

Massive Produktionsausweitungen und ein Exportstopp nach Asien haben zu einem Preisverfall am EU-Schweinemarkt geführt.

Europas Märkte für Schlachtschweine befinden sich in einer katastrophalen Überproduktion. Aufgrund der Vernetzung der Märkte und des freien Warenverkehrs leiden darunter vor allem die vergleichsweise kleinstrukturierten heimischen Schweinebauern. Angesichts eines Preisniveaus „weit entfernt von einer rentablen Produktion“ rufen die Branchenvertreter nun nach Unterstützung.

Forderung nach Covid-Hilfe und EU-Maßnahmen

Walter Lederhilger, Obmann des Verbands Österreichischer Schweinebauern (VÖS) fordert daher, in dieser schwierigen Marktsituation die bestehenden Instrumente zur Covid-Hilfe für die heimischen Schweinebauern einzusetzen. Die Produktion von Schweinefleisch sei ein systemrelefanter Teil der Lebensmittelproduktion, so Lederhilger. Raimund Tschiggerl, Geschäftsführer der Styriabrid GmbH, sieht auch die EU in der Verantwortung: “Die EU-Agrarpolitik ist hier gefordert, nachhaltige Konzepte für die europäische Schweineproduktion auf den Tisch zu legen. Nur Tierschutzbestimmungen zu beschließen, ist zu wenig”.

Nur Schweinefleisch mit AMA-Gütesiegel

Lederhilger appelliert zudem an alle Partner entlang der Wertschöpfungskette bis hin zu den Konsumenten, beim Einkauf auf österreichisches Schweinefleisch mit dem AMA-Gütesiegel zu setzen. Auch eine lückenlose Umsetzung der Herkunftskennzeichnung bis hin zur Gastronomie sei eine alternativlose Maßnahme, um auch in Zukunft die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln in Österreich gewährleisten zu können, so der VÖS-Obmann.

Covid und Exportsperren verschärfen die Marktkrise

Als Auslöser der verheerenden Marktkrise nennt der Geschäftsführer der Österreichischen Schweinebörse Hans Schlederer die Absatzrückgänge aufgrund der Covid-Pandemie sowie die in Europa voranschreitenden Afrikanischen Schweinepest (ASP). In den vergangenen Jahren sie in Europa eine massive Überproduktion bei Schweinefleisch entstanden, so Schlederer, die jüngst noch einmal sprunghaft angestiegen sei, als der Export von Schweinefleisch vor allem in asiatische Länder weitgehend zum Erliegen gekommen ist.

25 Euro Minus je Schlachtschwein

In dieser Situation des permanenten Preisdrucks musste die Schlachtschweinenotierung der Österreich-Börse am 20. Jänner erneut zurückgenommen werden. Schlederer: „Schon das durchschnittliche Preisniveau des Vorjahres mit einer Börsen-Notierung von 1,53 Euro pro kg Schlachtgewicht zählt zu den drei schlechtesten des vergangenen Jahrzehnts.” Beim aktuellen Preisniveau von Euro 1,40 pro kg Schlachtgewicht fehlen den österreichischen Ferkelerzeugern zirka 30 Euro je Ferkel und den Schweinemästern zirka 25 Euro je schlachtreifem Schwein zur Kostendeckung, so der Marktfachmann. Schlederer warnt: “Dass bei dieser Marktsituation mehr Bauern denn je das Handtuch werfen, ist klar. Zu allem Überdruss sind so wie in allen anderen Wirtschaftsbereichen die Kosten für Betriebsmittel wie Energie oder Futter stark gestiegen. Wir sind momentan von einer rentablen Schweineproduktion weit entfernt.”

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AUTORH.M.
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