VÖM: “Umsatzausfälle müssen abgegolten werden”

Die VÖM (Vereinigung österreichischer Milchverarbeiter) blickte auf die Herausforderungen des ablaufenden Jahres 2020 zurück und forderte ein Maßnahmenpaket für die Zukunftssicherheit. Es brauche gemeinsame Anstrengungen für eine positive Weiterentwicklung, so VÖM-Präsident Helmut Petschar.

Die Milchwirtschaft hat ein herausforderndes Jahr hinter sich.

Die Forderung nach einer eindeutigen Herkunftskennzeichnung, nach Transparenz entlang der Lebensmittelkette oder die Weiterentwicklung der naturnahen Milchwirtschaft – insbesondere in Berg- und benachteiligten Gebieten – in der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) sind nur einige der Forderungen, die VÖM-Präsident Helmut Petschar und Geschäftsführer Josef Költringer am Freitag bei einem Pressegespräch stellten. 

Nur so könne die Milchwirtschaft, als eine der Schlüsselbranchen im ländlichen Raum, in eine sichere Zukunft gehen, denn, so Petschar: “Das Jahr 2020 hat die heimische Milchwirtschaft vor große Herausforderungen gestellt, der zweite Lockdown mit der verlängerten Schließung der Gastronomie über die umsatzstarke Weihnachtszeit bringt neuerlich Umsatzausfälle, die nur durch verstärkte Anstrengungen und in Zusammenarbeit von Landwirten, Verarbeiter, Handel und Politik gut bewältigt werden können“.

Die Krise habe Umsatzausfälle, Mehrkosten und Marktverlagerungen gebracht. Vor allem im Westen würden die Milch verarbeitenden Betriebe und Molkereien enorm unter dem Ausfall von Gastronomie und Tourismus rechnen, die teilweise 30 bis 40 Prozent des jährlichen Umsatzes ausmachen, so Petschar. In mehreren Molkereien seien deshalb Mengensteuerungsmaßnahmen notwendig geworden. Petschar forderte daher eine Abgeltung es entsprechenden Umsatzverlust.  

Allgemein sei die Marktentwicklung des Jahres 2020 war aufgrund der einzigartigen Situation von hohen Spannungen und Unsicherheiten geprägt. Zu Beginn des Jahres erfolgten Bauerndemonstrationen vor Handelsketten. Gleich darauf kam der erste Lockdown “und eine schlagartige, massive Verschiebung der Absatzkanäle”. 

“Österreicher schätzen Qualität”

Die durchschnittlich erzielten Auszahlungspreise lagen im aufgelaufenen Jahr (Jänner bis Oktober) bei 34,55 Ct/kg, (2019 34,36 Ct/kg), für gentechnikfreie Qualitätsmilch, mit natürlichen Inhaltsstoffen, ohne Zuschläge und ohne Mehrwertsteuer; die Werte konnten laut  VÖM ab Sommer verbessert werden und lagen im Oktober bei 36,72 Ct/kg ( 2019: 33,83 Ct/kg). Die in Österreich erzielten Werte seien aufgrund der höheren Qualitätsstandards über dem EU -Durchschnitt.

 

Im Außenhandel konnte laut Zahlen der Statistik Austria  bis August die Exporte um 4,4 % erhöht werden, während die Importe mit – 0,3 % leicht zurückgingen. Beim VÖM sorgt man sich aber vor einem möglichen ungeregelten Brexit. Das könnte den Milchmarkt europaweit beeinträchtigen.

Milch als wertvolles, heimisches Lebensmittel sei mit der Coronakrise stärker in den Mittelpunkt gerückt. Vor allem der Bio-Bereich ist so stark wie nie. Insgesamt ist der Bio-Milch-Anteil auf 19,1% gestiegen – zum Vergleich: Noch vor vier Jahren waren es 15%. 

“Die Österreicher schätzen unsere hohen und ehrlichen Qualitäten immer mehr. Sie können sich auch in Krisenzeiten auf eine sichere Versorgung verlassen. Dies sollte auch in der Ernährungspolitik entsprechend gewürdigt werden”, meint Petschar und verweist auf die Diskussionen der vergangenen Wochen zu  Bezeichnungsschutz und Werbeverboten. Seine klare Position: „Es darf nicht sein, dass z. B. beste, unveränderte Biomilch mit natürlichem Fettgehalt nicht mehr beworben werden darf, ebenfalls, dass Kindern ein Butter- oder Käsebrot abgesprochen wird, wie dies von der Nationalen Ernährungskommission des Gesundheitsministeriums gefordert wird. „Hier ist in der Ernährungspolitik Hausverstand, Maß und Ziel gefragt“, so Petschar.

(V.S.)

 

- Bildquellen -

  • Milch: agrarfoto.com
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