Engpässe im Futtermittelbereich, steigende Energiekosten, ein Mangel an Düngemitteln: Schnell hat der Krieg in der Ukraine gezeigt, wie fragil und abhängig das System der österreichischen Lebensmittelproduktion ist. Der passende Zeitpunkt, um die wichtigsten Vertretungen aus Agrarpolitik und Lebensmittelhandel an einen Tisch zu holen und über die aktuell herausforderndsten Themen der Branche zu sprechen.

Daher lud der steirische Agrarlandesrat Johann Seitinger die CEOs und Vorstände der österreichischen Lebensmittelhandelsketten und alle Agrarlandesrätinnen und -räte der Bundesländer am Freitag, den 25. März, in den Congress Schladming zu einem Treffen. Für den entschuldigten Tiroler Agrarlandesrat Josef Geisler nahm Bauernbunddirektor Peter Raggl an diesem hochkarätigen Treffen teil.

Damit die heimische Landwirtschaft überleben und uns mit hochwertigen Lebensmitteln versorgen kann, braucht sie den Handel als starken Partner. Doch nicht nur das: Auch der Handel wird sich ohne Landwirtschaft schwertun, den Ansprüchen der Konsumentinnen und Konsumenten gerecht zu werden. Klimawandel, Inflation, Versorgungssicherheit: Der Druck auf alle Beteiligten wächst stetig. Die heimische Lebensmittelbranche wird diesem aber nur dann gerecht werden können, wenn sie eine solide Gesprächsbasis hat. Davon profitieren am Ende auch die Konsumentinnen und Konsumenten in Österreich – immerhin wollen wir uns auf die heimische Versorgung verlassen können.

Konstruktiver Diskurs
dringend notwendig

Gesprächsthema waren unter anderem die aktuellen Rohstoffengpässe und Betriebsmittelsteigerungen und die damit auftretenden Probleme bei Produktion, Handel und Versorgungsqualität. Doch auch Herausforderungen, mit denen sich die österreichische Lebensmittelbranche bereits seit längerem konfrontiert sieht, standen auf der Agenda, darunter die Frage, wie man mit den Themen Klima und Tierwohl künftig umgehen wolle.

Enge Partnerschaft von
Landwirtschaft und Handel nötig

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich einig, dass alles dafür getan werden muss, die Versorgungssicherheit in Österreich aufrechtzuerhalten – und dass dies nur möglich ist, wenn die Landwirtschaft, die Verarbeitung und der Handel auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Die Vertreter des Handels machten deutlich, dass dies in ihrem Sinne sei: Man wolle sich in enger Partnerschaft mit der österreichischen Landwirtschaft weiterentwickeln und die Wertschätzung für die heimische Wertschöpfung fördern.

Stellvertretend für den Handel ergänzte Marcel Haraszti, Generaldirektor der REWE International AG: „Der Lebensmittelhandel ist das Bindeglied zwischen der heimischen Landwirtschaft und den Konsumentinnen und Konsumenten, befindet  sich dadurch  jedoch auch in einem Spannungsfeld, das es zu balancieren gilt. Wir setzen uns stets dafür ein, dass Lösungen gefunden werden, mit denen alle gut leben können. Dies kann nur gelingen, wenn wir gemeinsam mit der Landwirtschaft an einem Strang ziehen und uns alle als Dienstleister für unsere gemeinsamen Kunden verstehen.“

Für die Agrarlandesräte sagte Johann Seitinger: „Ein zentraler Punkt war für uns, dass wir den Vertretern des Lebensmittelhandels die angespannte Situation für die heimischen Bauernfamilien darlegen konnten, die durch die Kostenexplosionen und Rohstoffknappheiten an ihre Belastungsgrenze gekommen sind. Um die produzierenden Betriebe am Leben zu erhalten, braucht es Verständnis für die großen Herausforderungen und ein wertschätzendes Miteinander und faire Preise.“

Bekenntnis zu klarer
Herkunftskennzeichnung

Darüber hinaus betonten die Ländervertreter auch den Stellenwert einer klaren Herkunftskennzeichnung in Kombination mit einem starken AMAGütesiegel und erklärten unisono: ,,Seitens der Bauernschaft wird alles unternommen, um in diesen unkalkulierbaren Zeiten die Versorgungssicherheit aufrecht zu erhalten.“

Bauernbunddirektor Dr. Peter Raggl meinte dazu: „Diese Art von Treffen zwischen Landwirtschaft und Lebensmittelhandel sind für das gegenseitige Verständnis besonders wichtig. Gerade beim Thema Tierwohl darf der Handel seine Forderungen nicht über die gesetzlichen Standards anheben. Ansonsten werden viele Bauern ihre Produktion wegen notwendiger Investitionen, die nicht erwirtschaftet werden können, ein für allemal einstellen. Und dies widerspricht klar dem Ziel des Erhalts der Ernährungssouveränität.“

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  • Treffen Zukunft Landwirtschaft Gruppenfoto 3 (c) Land Schafft Leben 2022: Land schafft Leben
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AUTORred. AH
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