Ein Bericht der Tageszeitung „Der Standard“ heizte vergangene Woche die Debatte um die Glaubwürdigkeit von Bio-Zertifizierungen an. Hirse, Bulgur und Honig, allesamt vom international tätigen Bioverband Naturland zertifiziert und hierzulande bei einer namhaften Drogeriekette vertrieben, sollen in Wirklichkeit konventionellen Ursprungs sein, so der Vorwurf.
Die Hirse stammt aus China, der Bulgur aus der Türkei und der betroffene Blütenhonig aus Nicht-EU-Ländern. Dem Bericht zufolge sei bei den Ackerfrüchten nach einer Analyse mittels Isotopenmethode nicht davon auszugehen, dass diese organisch gedüngt wurden. Beim Honig kam ein estnisches Labor mittels DNA-Analyse zum Schluss, dass dieser nicht mit einem „authentischen Honig“ übereinstimme.
Waldenberger: “Bei Naturland dürften primär Geschäftsinteressen und nicht jene der heimischen Bauern im Mittelpunkt stehen.”
Naturland teilt diesbezüglich mit, dass man den Hinweisen nachgehen und die betroffenen Betriebe überprüfen werde, wiewohl man Zweifel an den Laborergebnissen hegt: „Die Isotopenanalyse ist nicht geeignet, um mit Sicherheit festzustellen, ob ein Endprodukt aus ökologischem Anbau stammt oder nicht.“
Demnach würden Leguminosen und andere Zwischenfrüchte das Ergebnis der Tests verfälschen. Beim Honig hält man mit einem Laborbefund aus Tirol dagegen, welche den Honig sehr wohl als unverfälscht bezeichnet. „Bei Naturland dürften primär Geschäftsinteressen und nicht jene der heimischen Bauern im Mittelpunkt stehen“, teilt indes LK OÖ-Präsident Franz Waldenberger im Hinblick auf die Vorwürfe mit. Er sieht den Verband schon länger kritisch, da dieser vermehrt auch hierzulande um Mitgliedsbetriebe wirbt und damit in Konkurrenz zum hiesigen Branchenprimus Bio Austria tritt. Vorschläge zu Kooperationen habe der Verband mit Sitz in Deutschland abgelehnt, so Waldenberger. Bio-Austria-Obfrau Barbara Riegler versucht wohl auch deshalb zu kalmieren: „Wo Bio Austria draufsteht, ist auch 100 Prozent Bio drin.“ Importe aus Drittstaaten seien generell ausgeschlossen. Dass von der Konkurrenz Importhirse zertifiziert und dann vom heimischen Handel angeboten werde, hält Riegler für „ökologisch fragwürdig und einen Affront gegenüber allen heimischen Biobauern“.
Wie regional muss Bio sein? Das wollte die BauernZeitung auch von Naturland wissen. Dort heißt es, dass bei ihnen regionale Erzeugung „wo immer möglich“ bevorzugt werde. Bei Hirse übersteige die Nachfrage aber das Angebot, weshalb man als weltweit in 60 Ländern agierender Verband dann Ware von Mitgliedern in Drittstaaten zur Verfügung stellen könne, für die auch dieselben Standards gelten würden. Laut LK-Präsident Waldenberger wären dieser Tage allerdings „hunderte Tonnen Biohirse“ verfügbar gewesen.
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