Für Hans Embacher, Geschäftsführer von Urlaub am Bauernhof (UaB), ist die aktuelle Situation geprägt vom Management der Unsicherheit. Trotz der schwierig einzuschätzenden Entwicklung, antwortete Embacher auf die Fragen der BauernZeitung zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf die UaB-Betriebe.

Interview: Eva Zitz

BauernZeitung: Wie geht es Ihnen angesichts der Corona-Entwicklungen?

Quelle: UABEmbacher: Wir konnten – trotz schwieriger Umstände – eine gute Arbeitsfähigkeit schaffen, um sowohl unseren Mitgliedern für Service und Fragen zur Verfügung zu stehen, also auch den Kontakt zu unseren Gästen – vor allem über Soziale Medien – zu halten und um Marketingaktivitäten für den Wiederaufbau nach der Intensivphase zu planen. Der Großteil des Teams arbeitet im Home Office, aber es braucht eine gewisse Basis-Anwesenheit, da gerade Förderabrechnungen und Ähnliches auch in Krisenzeiten mit Papier, Belegen, Ordnern abzuwickeln sind. Ich habe den Eindruck, dass Gemeinschaften wie der UaB-Verband gerade in schwierigen Zeiten mehr gefragt sind als wenn alles gut läuft.

Wie viele UaB-Betriebe gibt es insgesamt? Wie viele davon haben beim Härtefallfonds um Hilfe angesucht?
Wir haben im Verband 2.200 Mitgliedsbetriebe in allen Bundesländern außer in Wien. Die genauen Antragszahlen kennen wir nicht, aber wir haben den Eindruck, dass der größere Teil der Betriebe auf die sogenannte Phase 2 des Härtefallfonds wartet, um den effektiven Schaden geltend zu machen und nicht zwei Anträge zu stellen. (Anmerkung der Redaktion: Phase 2 des Härtefallfonds startet am 16. April.)

Reicht die Hilfe aus dem Fonds, um über die Runden zu kommen?
Wir stellen fest, dass die Anträge schnell und unbürokratisch bearbeitet werden, dafür einen herzlichen Dank an alle Verantwortlichen. Der Härtefallfonds ist auf jeden Fall eine schnelle Antwort auf einen notwendigen Bedarf. Der Gesamtschaden für die Betriebe wird stark vom weiteren Verlauf der Reiseeinschränkungen abhängen.

Welche Rückmeldungen erhalten sie von den Betriebsführern?
Sie sind froh über und dankbar für möglichst viel Information zu ihrem Betriebszweig und um Fakten und Empfehlungen als Grundlage für ihre betrieblichen Entscheidungen.

Wie bewerten sie die Maßnahmen der Regierung?
Die Corona-Maßnahmen erscheinen insgesamt als notwendig und sinnvoll. Natürlich ist der Tourismus als Wirtschaftszweig sehr stark betroffen. Der Härtefallfonds ist eine gute Maßnahme, um konkrete Notfälle schnell zu entschärfen und auch um zu signalisieren „wir helfen euch in dieser schwierigen Zeit“. Für anders gelagerte Problemfälle, wie etwa Betriebe, die viel investiert haben und jetzt ohne Einnahmen Probleme bei der Rückzahlung bekommen, wird es Ansätze in anderen Fonds des gesamten Corona-Hilfspaketes brauchen.

Was wird sich nach der Krise ändern? Auch im Bezug auf Österreich-Tourismus und Tourismus allgemein.
Kurzfristig erwarten wir nach dem Ende der akuten Phase einen wesentlich stärkeren Fokus auf die österreichischen Gäste. Eine große Frage bleiben die Reisebeschränkungen der deutschen Gäste, da diese ca. 60 % unserer Übernachtungen ausmachen. Grundsätzlich könnte die Krise auf längere Sicht zu einer stärkeren Nachfrage für kleinstrukturierte Urlaubsformen führen, da die Menschen größere Menschenansammlungen, wie an vollen Stränden oder auch in großen Hotelanlagen, mit ‚Sorge vor zu großer Nähe’ verbinden. Aber diese Zukunftserwartungen sind derzeit noch stark von der aktuellen Situation geprägt.

Was raten sie besorgten Betriebsführern?
Zuallererst natürlich auf die eigene Gesundheit und jene der gesamten Familie achten! Dann – über die Vorgaben der Regierung hinaus – die Informationen und Aussendungen der eigenen Verbände gut und aufmerksam lesen. Schließlich möglichst viel und frühzeitig kommunizieren, mit den eigenen Gästen, auch wenn man noch nicht weiß, welche Formen von Reisen im Sommer erlaubt sein werden. Die Gäste schätzen es sehr, wenn die Gastgeber auch in schwierigen Zeiten an sie denken. Falls erforderlich, sollte auch mit der Hausbank Kontakt aufgenommen werden.

Beherbungsbetriebe haben mindestens noch bis Mai geschlossen. Halten Sie diesen Zeitraum für realistisch, angemessen oder übervorsichtig?
Aus Sicht der Pandemie-Begrenzung ist eine generelle Schließung sicher sinnvoll und notwendig. Wir erwarten eine generelle Schließung bis Mitte Mai und in der Folge eine vorsichtige Öffnung unter bestimmten Bedingungen. Eventuell mit einer Begrenzung der Gästezahl pro Einheit oder auch Mundschutz-Pflicht in Räumen, wo es einen Gastgeber-Gäste-Kontakt gibt oder Ähnliches, die voraussichtlich erst Ende April bekannt gegeben werden. Grundsätzlich halten wir eine großen Teil unseres UaB-Angebots wie zum Beispiel Ferienwohnungen ohne Verpflegung oder auch Almhütten für relativ ‚ansteckungssicher’, auch ist in den kleineren UaB-Einheiten die Einhaltung von Abstands-Regeln gut machbar.

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