Über Landesgrenzen hinweg für die Zukunft der Landwirtschaft

Am Freitag fand in den Räumlichkeiten der Tirol Milch in Wörgl die gemeinsame Vorstandssitzung des Tiroler und Südtiroler Bauernbundes statt. Im Zentrum stand der grenzüberschreitende Austausch zu aktuellen agrarpolitischen Herausforderungen.

Die Vertreter des Bauernbundes aus Nord-, Ost- und Südtirol trafen sich vergangene Woche in Wörgl.

Beim jüngsten Treffen zwischen dem Südtiroler und Tiroler Bauernbund stand der länderübergreifende Austausch im Mittelpunkt. Für den verhinderten Südtiroler Bauernbund-Obmann Daniel Gasser nahm sein Stellvertreter Michael Kaufmann teil. In seinem Grußwort betonte Kaufmann: „Dieser Austausch stärkt das gegenseitige Verständnis und führt zu konkreten Lösungen für unsere bäuerlichen Betriebe.“

Auch Tirols Bauernbund-Obmann LH-Stv. Josef Geisler hob hervor: „Politische Arbeit für die Landwirtschaft darf nicht an der Grenze enden. Unsere Bauernfamilien erwarten Antworten, die wir nur gemeinsam entwickeln können.“

Gemeinsame Themen – gemeinsame Lösungen

Im fachlichen Teil der Sitzung reichte das Themenspektrum von Tierseuchen über den Umgang mit Großraubtieren bis zum Flächenschutz.

  • Tierseuchen im Fokus: Mag. Stefan Guggenbichler, stellvertretender Amtstierarzt von Kufstein, berichtete über aktuelle Entwicklungen und forderte eine enge, grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei der Tierseuchenprävention.
  • Herausforderung Großraubtiere: Die zunehmende Bedrohung für die Almwirtschaft durch Wölfe und Bären wurde intensiv diskutiert. Beide Seiten sprachen sich für klare politische Maßnahmen zur Sicherung der Weidehaltung aus. Einigkeit herrschte darüber, dass der Erhaltungszustand der Großraubtiere im gesamten Alpenraum beurteilt werden muss – nicht isoliert nach nationalen Grenzen.
  • Flächenschutz: Die Direktoren Dr. Peter Raggl und Dr. Siegfried Rinner präsentierten Ansätze, wie der Nutzungsdruck auf landwirtschaftliche Flächen reduziert werden kann – etwa durch gezielte Raumordnung und Bewusstseinsbildung.

Milchmarkt im Wandel

Ein Schwerpunkt der Sitzung war die Entwicklung des Milchmarktes. Stefan Lindner (Obmann Berglandmilch), Johannes Reinalter (Obmann Tirol Milch) und Bauernbunddirektor Siegfried Rinner beleuchteten Trends und Herausforderungen.

Haltungskennzeichnung unter Druck:
Besonders kontrovers diskutiert wurde eine mögliche verpflichtende Haltungskennzeichnung nach deutschem Vorbild. Josef Hechenberger, LK-Präsident und VP-Tierschutzsprecher, warnte:
„Wir dürfen uns kein System überstülpen lassen, das unsere tiergerechte Kombinationshaltung benachteiligt. Vielmehr müssen wir den Handel von unseren hohen Standards überzeugen.“

Preisdruck und Konsumentenverhalten:
Stefan Lindner wies auf den zunehmenden Preisdruck durch Handelsketten hin und betonte:
„Nur mit starken Marken, regionaler Herkunft und echter Qualität können wir bestehen.“
Johannes Reinalter ergänzte:
„Geschnittene Käseprodukte, praktische Verpackungen und neue Frischkäse-Varianten sind gefragt. Wir müssen Innovation und Regionalität verbinden – das ist der Schlüssel zur Zukunft.“

Politische Unterstützung gefordert

Südtirols Landesrat Luis Walcher unterstrich die Rolle der bäuerlichen Familienbetriebe als Systemträger für Ernährung, Landschaftspflege und Umwelt.
Josef Geisler betonte:
„Unsere politische Verantwortung beginnt hier in der Region – und reicht bis nach Brüssel. Nur durch abgestimmtes Handeln können wir den Betrieben Sicherheit und Perspektive geben.“

Gemeinsamer Blick in die Zukunft

Die Sitzung endete mit einer Betriebsführung durch die Tirol Milch. Sie war ein starkes Zeichen für gelebte Zusammenarbeit und ein klarer Appell, die Zukunft der Landwirtschaft über Grenzen hinweg aktiv zu gestalten.

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AUTORRed. HP
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