TFA in Getreide: Kammer stellt wissenschaftliche Fakten klar

Pauschale Vorwürfe und skandalisierende Kampagnen der NGO‘s helfen in der aktuellen Debatte nicht weiter, warnt die LK Niederösterreich. Sie fordert eine sachliche Auseinandersetzung auf wissenschaftlicher Basis.

NGO-Vorwürfe zu Trifluoressigsäure im Getreide muss fundiert untersucht werden.

Die Landwirtschaftskammer Niederösterreich weist die Vorwürfe der NGO Global 2000 entschieden zurück und kritisiert deren aktuelle Kampagne zum Nachweis von Trifluoressigsäure (TFA) in Getreide als pauschal, undifferenziert und wissenschaftlich nicht fundiert. „Diese Art der Kampagnenführung hat System. Erst das Trinkwasser, dann der Wein, jetzt das Getreide – immer mit dem Ziel, die Landwirtschaft öffentlich zu diskreditieren und die eigenen wirtschaftlichen Ziele zu verfolgen“, bekräftigt LK-Vizepräsident Lorenz Mayr. Die zugrunde liegende Untersuchung stamme allein von Global 2000 und blende fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse aus. Zudem würden pauschale Schuldzuweisungen gegenüber zugelassenen Pflanzenschutzmitteln erhoben, obwohl diese aus der eigenen Studie der NGO nicht ableitbar seien.

Kammer kontert mit Faktenlage

Zur Faktenlage verweist die LK auf Erkenntnisse der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) und des Vereines für Konsumenteninformation (VKI): TFA gelangt überwiegend über die Atmosphäre in die Umwelt, etwa durch Regen, und ist daher nahezu überall nachweisbar, selbst in urbanen Böden oder Balkonpflanzen. Laut ECHA stammen lediglich rund zwei Prozent der gesamten PFAS-Emissionen, PFAS sind sogenannte Ewigkeitschemikalien, aus dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, während etwa 98 Prozent aus industriellen Quellen wie Verpackungen, Textilien oder Feuerlöschschaum kommen. Auch der VKI bestätigt diese breite Herkunft. Zudem weisen Wissenschaftler darauf hin, dass ein erheblicher Teil des TFA durch den langfristigen Abbau von FCKW entsteht, die bereits vor Jahrzehnten in die Atmosphäre gelangt sind. Mayr hält fest: „TFA ist ein globales Thema – es wird nicht von den Bäuerinnen und Bauern verursacht.“

Keine Verbote ohne gesicherte Fakten

Die LK Niederösterreich spricht sich entschieden gegen vorschnelle Verbote von Pflanzenschutzmitteln auf unsicherer Faktenlage aus. Diese unterliegen bereits einem strengen Zulassungsverfahren gemäß der EU-Verordnung (EG) Nr. 1107/2009, das umfassende Prüfungen hinsichtlich Gesundheit, Umwelt, Biodiversität und Gewässerschutz beinhaltet – auch im Hinblick auf mögliche Abbauprodukte wie Trifluoressigsäure. Aus Sicht der Kammer sind zusätzliche Einschränkungen derzeit nicht gerechtfertigt. „Wir sprechen uns für eine einheitliche, wissenschaftsbasierte Bewertung der TFA-Datenlage aus. Vorsorgemaßnahmen sollten erst auf Basis der aktuell laufenden Einstufung durch die EU getroffen werden – nicht im Vorgriff darauf“, so Mayr.
Zugleich warnt Mayr vor den konkreten Folgen einer zunehmenden Einschränkung von Pflanzenschutzmitteln. In Österreich sind bereits zahlreiche Wirkstoffe aufgrund politischer Entscheidungen nicht mehr verfügbar, was die heimische Produktion unter Druck setzt. Ohne geeignete Mittel geraten Kulturen zunehmend in Gefahr, bestimmte Pflanzenarten verschwinden bereits aus dem Anbau. Das gefährdet nicht nur die Ernten, sondern auch die Vielfalt der Fruchtfolgen und die wirtschaftliche Basis vieler bäuerlicher Betriebe.

Debatte auf wissenschaftlicher Basis

Angesichts der aktuellen Debatte fordert die LK eine faktenbasierte Auseinandersetzung. NGO-Kampagnen wie jene von Global 2000 arbeiteten mit undifferenzierten, emotionalisierenden Botschaften, die die Landwirtschaft pauschal verurteilen und die öffentliche Meinung gezielt beeinflussen würden. Mayr ruft zu einer sachlichen Diskussion auf Grundlage wissenschaftlicher Evidenz auf: „TFA ist ein globales Thema, das alle Lebensbereiche betrifft. Wer ernsthaft Lösungen will, muss auch ehrlich hinschauen.“

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  • Labor-Untersuchung: Foto: Dzmitry- stock.adobe.com
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AUTORRed. JST
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