Nach einem insgesamt positiven Start in die Vegetationsperiode wird der Mai zu einem entscheidenden Monat für Europas Agrarproduktion. Während sich viele Kulturen zügig entwickeln und das Potenzial für eine überdurchschnittliche Ernte nach wie vor besteht, verschärfen sich die Wasserdefizite in zahlreichen Regionen zunehmend. Vor allem Winterraps und Weizen stehen aktuell an empfindlichen Entwicklungsschwellen, die bei weiterem Niederschlagsmangel in substanzielle Ertragseinbußen münden könnten.
“Die Bedeutung der Witterung in den kommenden zwei bis drei Wochen ist kaum zu überschätzen.”
Je nach Wetterentwicklung ergeben sich zwei Szenarien: Kommt es zeitnah zu ergiebigen Regenfällen, könnte der aktuelle Stress kompensiert und das Ertragspotenzial weitgehend erhalten bleiben. Setzt sich die Trockenheit hingegen fort, drohen empfindliche Mindererträge und eine entsprechende Verknappung an den Märkten. Die ohnehin fragile Marktlage wird durch politische Spannungen, Exportunsicherheiten und volatile Börsenkurse zusätzlich belastet. Die Bedeutung der Witterung in den kommenden zwei bis drei Wochen ist kaum zu überschätzen – sowohl für die Ernte als auch für die Preisbildung.
Heikle Phase für Raps
Die zunehmende Trockenheit, insbesondere in Deutschland, trifft den blühenden Raps in einer heiklen Phase. Auch die Politik könnte die Kultur ins Schwitzen bringen, schließlich stehen in der EU weiterhin handelspolitische Maßnahmen zur Diskussion – etwa auf den Import von Palmöl oder Produkte aus Russland und Belarus. Zwar sind derzeit keine flächendeckenden neuen Importzölle auf pflanzliche Öle in Kraft, die politische Debatte darüber beeinflusst jedoch bereits die Marktstimmung. Der jüngste Preisrückgang an den Terminmärkten zeigt die hohe Sensibilität der Marktteilnehmer gegenüber solchen Entwicklungen. Unter den aktuellen Umständen ist immerhin nicht mit einem deutlichen Kursverfall der Rapspreise zu rechnen.
Schwächelnder Weizen
Die Prognosen für die europäische Weichweizenernte bleiben auch im Mai optimistisch, zumindest auf dem Papier. Der Getreidehandelsverband Coceral erwartet mit 124,4 Millionen Tonnen nach wie vor eine deutlich überdurchschnittliche Erntemenge für die EU-27. Frankreich und Rumänien profitieren von der bislang günstigen Vegetationsentwicklung, Spanien zeigt ebenfalls stabile bis überdurchschnittliche Bestände. Vor allem in Mittel- und Osteuropa wird indes auf zunehmenden Trockenstress hingewiesen.
Marktseitig belasten externe Faktoren die Preisbildung: Die EU-Weizenexporte liegen hinter den Erwartungen zurück, die internationale Konkurrenz aus Russland und den USA bleibt stark. Zudem sorgt die angekündigte Agrarstrategie der neuen US-Regierung für Unsicherheit hinsichtlich globaler Handelsflüsse. Der Matif-Weizenpreis zeigt sich entsprechend volatil und konnte sich zuletzt nur durch Währungsbewegungen stabilisieren. Analysten rechnen mit erhöhter Marktreaktionsfreudigkeit auf wetter- oder politikgetriebene Impulse. Die Preise haben sich in den letzten Wochen weiter verschlechtert. Daran dürfte sich vorerst auch nichts ändern.
Instabiler Maispreis
Während die Bauern europaweit noch mitten in der Maisaussaat stecken, bleibt auch hier die Marktlage angespannt. In den USA sorgen neue Zollregelungen gegenüber Japan für Verunsicherung auf dem Exportmarkt. Die Börsenpreise für Mais bewegen sich derzeit auf einem instabilen Niveau und werden zusätzlich durch Trockenheit in Brasilien beeinflusst. In Argentinien hingegen schreitet die Ernte planmäßig voran.
In Summe gilt also : Der Mai entscheidet, ob Europa heuer eine Rekordernte einfährt oder sich auf eine angespannte Versorgungslage einstellen muss. Die Maisbilanz war in den EU- 27 zuletzt sehr angespannt, sollte es in diesem Jahr wieder zu einem Problem kommen, könnte sich der Maispreis erneut deutlich von den anderen Getreiden abheben. Daher ist es ratsam, die kommenden vier Wochen beim Mais genau zu beobachten.
- Bildquellen -
- 00w Weizen Preis Agrarfoto: agrarfoto.com